# taz.de -- Konflikt in der Ostukraine: Russisches Säbelrasseln | |
> Nach mehrtägigen Militärmanövern verlegt Moskau zusätzliche Einheiten an | |
> die Grenze zur Ukraine. Dort stehen jetzt rund 90.000 Soldaten. | |
Bild: Der ukrainische Präsident Selenski besucht Soldaten in der Region Donetz… | |
Kiew taz | Mehrere Tausend russische Soldaten sollen dieser Tage im Rahmen | |
von Manövern an die russisch-ukrainische Grenze verlegt worden sein. Das | |
berichtet das Portal von Radio Free Europe unter Berufung auf das | |
ukrainische Verteidigungsministerium. Damit stünden dort aktuell 90.000 | |
russische Soldaten. | |
Auch nach dem Ende von Manövern seien Einheiten der 41. Russischen Armee | |
ungefähr 260 Kilometer von der Grenze entfernt in der | |
10.000-Einwohner-Stadt Jelnja im Gebiet Smolensk stationiert. Russland habe | |
das Recht, seine Truppen eigenen Überlegungen folgend auf seinem | |
Territorium zu bewegen, kommentierte Putins Pressesprecher Dmitrij Peskow | |
diese Nachrichten. | |
Bereits im Frühjahr hatten [1][Berichte über verstärkte russische | |
Militäreinheiten in der Nähe zur ukrainischen Grenze] bei Woronesch zu | |
verstärkten diplomatischen Bemühungen geführt, um eine Eskalation zu | |
verhindern. | |
Doch die Meldungen aus der Ukraine sind widersprüchlich. So hatte Alexej | |
Danilow, Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, noch | |
am Dienstag Meldungen über russische Truppenkonzentrationen an der Grenze | |
zur Ukraine als „Desinformation“ bezeichnet. Einheiten seien bei der | |
Ortschaft Jelnja schon längere Zeit stationiert, zitiert das Portal nv.ua | |
Danilow. | |
## Kurzfristig keine Bedrohung | |
Auch Pawlo Klimkin, von 2014 bis 2019 ukrainischer Außenminister, sieht | |
zumindest kurzfristig keine Bedrohung durch russische Truppen an der | |
Grenze. In einem Beitrag für das Portal nv.ua der Nowoje Wremja fürchtet er | |
vielmehr eine russische Destabilisierungsmaßnahme in der ukrainischen | |
Energiewirtschaft. Erst in einem zweiten Schritt, so fürchtet Klimkin, | |
könnte Putin nach militärischen Wegen suchen, den Konflikt auf seine Weise | |
zu lösen. | |
Die Ukraine ist nach wie vor im Energiebereich [2][stark von Russland | |
abhängig]. Seit dem 1. November liefert Russland keine Kohle mehr in die | |
Ukraine. Dabei hat die Ukraine aktuell vier mal weniger Kohlevorräte als im | |
vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres, berichtet das ukrainische Portal | |
liga.net. | |
Inzwischen sah sich die Ukraine sogar gezwungen, Strom in Belarus | |
einzukaufen. Hätte sie das nicht gemacht, hätten Blackouts einen Teil des | |
Landes lahmlegen können. Wie gefährlich Blackouts in einem Land, dessen | |
Stromversorgung zu 50 Prozent von der Atomenergie abhängt, sein können, | |
haben immer wieder auftretende Ausfälle von Kohlekraftwerken gezeigt. | |
In dem bewaffneten Konflikt zwischen der ukrainischen Zentralmacht und von | |
Russland materiell und personell unterstützten Separatisten im Osten der | |
Ukraine sind seit 2014 über 13.000 Menschen ums Leben gekommen. Trotz eines | |
mehrfach vereinbarten Waffenstilltands wird weiter geschossen. Allein in | |
der vergangenen Woche habe es pro Tag, so berichtet die | |
OSZE-Beobachtermission, durchschnittlich 600 Verletzungen des | |
Waffenstillstandes gegeben. | |
## Türkische Drohnen im Einsatz | |
Im Oktober setzte die ukrainische Armee eigenen Berichten zufolge erstmalig | |
auch in der Türkei gebaute Kampfdrohnen vom Typ Bayraktar ein. Diese | |
Drohnen hatten im armenisch-aserbaidschanischen Krieg 2020 der | |
aserbaidschanischen Seite entscheidende militärische Vorteile gebracht. | |
Auch auf diplomatischer Ebene scheint der Konflikt festgefahren. So zitiert | |
die ukrainische Nachrichtenagentur glavcom.ua am Mittwoch eine Quelle im | |
französischen Außenministerium, wonach die französische Seite schon seit | |
längerem auf eine Antwort aus Moskau zur Bitte um einen Terminvorschlag für | |
ein Treffen des „Normandie-Formates“ auf Ministerebene warte. Daran sind | |
neben Russland und Frankreich auch die Ukraine und Deutschland beteiligt. | |
Doch mit Verhandlungen scheint Moskau es derzeit nicht eilig zu haben. | |
4 Nov 2021 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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