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# taz.de -- Konflikt um die Westsahara: Algier wirft Rabat Lkw-Angriff vor
> Per Drohne soll Marokko algerische Lastwagen bombardiert haben. Die
> Fahrzeuge waren in den von der Polisario kontrollierten Gebieten
> unterwegs.
Bild: Ein Soldat der Polisario im Flüchtlingscamp Dajila in Algerien
Madrid taz | Der [1][Konflikt zwischen Marokko und Algerien] verschärft
sich. Nach algerischen Angaben vom Mittwoch hat Marokko am Montag „mit
ausgeklügelten Waffen“ zwei algerische Lkw bombardiert und die dreiköpfige
Besatzung getötet. Sie seien auf einer Straße unterwegs gewesen, die
Mauretaniens Hauptstadt Nuakschott mit dem algerischen Ouargla verbindet.
„Mehrere Indizien weisen auf die marokkanischen Besatzungskräfte der
Westsahara als Verantwortliche für diesen feigen Angriff hin“, heißt es in
einem Kommuniqué, zu dem Marokko zunächst nicht Stellung bezog. Algerien
hat bislang nicht bekanntgegeben, wo genau der Angriff stattfand.
Doch die auf bewaffnete Konflikte spezialisierte Webseite „Mena Defense“
zeigt Bilder der Lkw und [2][gibt Bir Lahlou als Ort an]. Dort verläuft die
Fernpiste durch das Gebiet der ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara.
Diese ist seit 1975 zu 80 Prozent von Marokko besetzt. Der Rest wird von
der Unabhängigkeitsbewegung Polisario kontrolliert, so auch das Gebiet um
Bir Lahlou.
Die Polisario unterhält unweit in der südalgerischen Wüste Flüchtlingslager
für die einst vor Marokkos Truppen geflohenen Sahrauis. Auch die
Exilregierung der von der Polisario ausgerufenen Demokratischen Arabischen
Republik Sahara (DARS) ist dort ansässig.
Mit „ausgeklügelten Waffen“ sind offenbar Drohnen gemeint. Marokko verfügt
über Drohnen aus Israel und laut Medienberichten seit September [3][auch
aus der Türkei]. Es wäre nicht das erste Mal, dass Marokko Drohnen in der
Westsahara einsetzt, seit es wieder zu Kriegshandlungen entlang des 2.700
Kilometer langen Sandwalls kommt, mit dem Marokko die besetzten Gebiete von
der Polisario-Zone trennt.
Vergangenen April hatte die marokkanische Armee ebenfalls mit einer Drohne
den hohen Militär der Polisario, Addah Al-Bendir, getötet. Der 65-Jährige
war Chef der sahrauischen Nationalgarde.
## Pipeline wird zum Politikum
Die Polisario hatte vor knapp einem Jahr nach marokkanischen Provokationen
[4][den seit 1990 gültigen Waffenstillstand aufgekündigt]. Seither greift
sie wieder marokkanische Stellungen an.
Ob Al-Bendir in den von der Polisario gehaltenen „befreiten Gebieten“ war
oder gar auf marokkanisch besetztem Boden, ist bis heute unklar. Es gibt
nur wenig Informationen über den bewaffneten Konflikt; unabhängige
Augenzeugen werden von keiner der beiden Konfliktparteien zugelassen.
Mittlerweile hat der Konflikt auch Auswirkungen auf die einstige
Kolonialmacht Spanien. Das Land bezieht dank zweier Pipelines Erdgas aus
Algerien. Eine verläuft durchs Mittelmeer von Algerien nach Spanien; die
andere durchquert zuvor Marokko. Diese wurde von Algier in Folge des sich
zuspitzenden Konflikt am 31. Oktober geschlossen, um nicht weiter
Transitgebühren an Marokko zahlen zu müssen.
Zwar hat Algerien zugesichert, stattdessen per Schiff zu liefern, doch
fürchtet Madrid, dass durch die angespannte Lage im Transportwesen weniger
Gas als benötigt ankommen wird. Sollte der Winter wie im vergangenen Jahr
besonders kalt werden, wäre dies ein Problem für die Gas- und
Stromversorgung.
4 Nov 2021
## LINKS
[1] /Algerien-kappt-Beziehungen-zu-Marokko/!5791563
[2] http://www.menadefense.net/algerie/comprendre-lattaque-marocaine-contre-les…
[3] https://www.courrierinternational.com/revue-de-presse/armement-les-ventes-d…
[4] /Nach-Streit-um-Verkehr-nach-Mauretanien/!5725144
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Algerien
Marokko
Westsahara
Spanien
Libyen
Marokko
Algerien
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