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# taz.de -- Coronalage spitzt sich weiter zu: Wie lässt sich die Welle brechen?
> Die Corona-Infektionszahlen steigen weiter, die angehende Ampel-Koalition
> diskutiert neue Maßnahmen. Im Gespräch ist unter anderem 3G in der Bahn.
Bild: Maskenpflicht ja, 3G-Nachweis bislang nein: Bahnpassagiere am Berliner Ha…
Zumindest eine bundesweite Maßnahme ist seit dem Wochenende in Kraft: Seit
Samstag gibt es in Corona-Testzentren wieder kostenlose Schnelltests für
alle. Anfang Oktober hatte die Bundesregierung die Kostenübernahme
weitestgehend eingestellt. Unter anderem sollte damit der Druck auf
Ungeimpfte erhöht werden, sich doch noch impfen zu lassen. Aber angesichts
steigender Infektionszahlen und [1][der sinkenden Immunität auch von
Geimpften] hat die Bundesregierung die Änderungen in der entsprechenden
Verordnung in der [2][letzten Woche rückgängig gemacht].
Ob dieser Schritt allein helfen wird, die aktuell grassierende vierten
Corona-Welle zu brechen, ist allerdings zweifelhaft. Die Tests wirkten in
keinem Fall als „Notbremse“, sagt der Virologe Christian Drosten in der
aktuellen Folge seines NDR-Podasts. „Diese Kraft wird sich hier nicht
entfalten, schon gar nicht schnell genug.“ Ein Grund für die Zweifel:
Geimpfte brauchen derzeit unter den vielerorts geltenden 3G- und
2G-Regelungen selten einen Testnachweis, werden das Angebot daher
möglicherweise selten in Angebot nehmen und werden somit auch nicht
gewarnt, wenn sie infiziert (und ansteckend) sind, aber keine Symptome
entwickeln.
Weitere Maßnahmen werden daher mit Sicherheit folgen. Der Handlungsdruck
auf die Politik steigt schließlich mit den steigenden Infektionszahlen
jeden Tag aufs Neue. Das Robert-Koch-Institut meldete am Sonntag den 5
Millionsten registrierten Infizierten seit dem Ausbruch der Pandemie in
Deutschland. Der Sieben-Tage-Mittelwert stieg auf 36.348 Neuinfizierte, was
erneut einen neuen Rekord darstellt. Mit etwas Verzug steigen auch die
Todeszahlen auf derzeit 163,9 im Wochenmittel.
Medienberichten zufolge berät die angehende Ampelkoalition mittlerweile
über verschärfte Maßnahmen bei der Änderung des Infektionsschutzgesetzes,
über die der Bundestag am Donnerstag abstimmen soll. Dazu gehört unter
anderem die Wiedereinführung der Homeoffice-Pflicht für Tätigkeiten, bei
denen keine „betriebsbedingten Gründe entgegenstehen“.
Im Gespräch ist zudem eine 3G-Pflicht für Präsenzarbeitsplätze, sodass
ungeimpfte Arbeitnehmer regelmäßig Testergebnisse vorlegen müssen. Laut
einem Bericht des Tagesspiegels könnte zudem eine 2G-plus-Regel für
Veranstaltungen kommen. Dabei hätten nur Genesene und Geimpfte Zutritt, und
selbst sie nur mit einem Testnachweis. Die Motivation, die
Gratis-Schnelltests in Anspruch zu nehmen, könnte dadurch doch wieder
steigen.
## Nachweispflicht in der Bahn
Zusätzlich brachten Grünen-Chef Robert Habeck und der
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach am Wochenende in Interviews eine
3G-Pflicht für den Bahnverkehr ins Spiel. Lauterbach sagte der Bild am
Sonntag, es sei „unverantwortlich, dass Menschen ungeimpft und ungetestet
in vollen Zügen im Fernverkehr stundenlang eng neben anderen Passagieren
sitzen“. Vor allem in der Weihnachtszeit sei das Geimpften kaum zumutbar.
Habeck sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Auch das Bahnfahren
muss sicherer werden. Aus meiner Sicht sollte hier 3G gelten, darüber
werden wir reden müssen.“
Eine solche Regelung war schon in der Vergangenheit immer wieder im
Gespräch, die noch amtierende Bundesregierung lehnte sie aber zuletzt im
August ab. 3G in Zügen sei schwer durchsetzbar und gesundheitlich nicht
nötig, hieß es damals.
Auch die Deutsche Bahn betont immer wieder, dass das Infektionsrisiko auf
Bahnfahrten gering sei. Sie stützt sich dabei unter anderem auf eine Studie
aus dem eigenen Haus, der zufolge es unter Schaffner*innen nicht mehr
Infektionen gebe als unter Bahn-Mitarbeiter*innen ohne Kundenkontakt. Als
Gründe dafür vermutet man unter anderem die Wirkung der Maskenpflicht in
Zügen und die gute Belüftung. Allerdings: Die Erhebung wurde im Zeitraum
bis Ende März durchgeführt. Seitdem sind die Fahrgastzahlen der Bahn, die
durch die Pandemie eingebrochen waren, wieder ein Stück weit gestiegen. Die
Züge sind also wieder voller und die Aussagekraft der Studie beschränkt.
Eine 3G-Regel für die Bahn gibt es unter anderem in Frankreich. Dort können
Passagiere am Bahnsteig oder im Zug selbst vom Personal nach einem Nachweis
gefragt werden. Wer einen Zug betritt, ohne getestet, geimpft oder genesen
zu sein, muss ein Bußgeld in Höhe von 135 Euro zahlen.
14 Nov 2021
## LINKS
[1] /Impfungen-in-der-vierten-Corona-Welle/!5812788
[2] /Nachrichten-zur-Coronakrise/!5815022
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
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