Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Glaubwürdigkeit linker Politik: Sozialarbeiter:innen gesucht
> Elke Kahr, Spitzenkandidatin der Kommunistischen Partei in Graz, spendet
> 4.000 Euro ihres Gehalts. Kritiker:innen werfen ihr Sozialarbeit vor.
Bild: Gerade noch zu sehen: Linke-Vorsitzende Janine Wissler in einem erfolglos…
Während in Deutschland wieder eine Woche mit banalen, eigentlich
katastrophalen, doch bereits angewöhnten und deshalb nicht weiter störenden
Meldungen zu Ende geht, sucht eine linke Partei nach der reinen Lehre.
Eine Studie zeigt, dass arme Menschen [1][früher pflegebedürftig] werden.
Ein Viertel der Haushalte in Mietwohnungen hierzulande gilt [2][als
armutsgefährdet, lautet eine andere Meldung]. Die bekannteste
Linkspolitikern Sahra Wagenknecht sagt im Neuen Deutschland: „Wenn
Funktionsträger nur noch in ihrer Blase kommunizieren, verlieren wir den
Kontakt zu Mittel- und Geringverdienern, die sich eben mehr darum sorgen,
ob am Monatsende noch Geld auf dem Konto ist, als darum, wie das Klima in
100 Jahren aussieht.“
Abgesehen von der wenig geistreichen, einander ausschließenden
Gegenüberstellung von sozialer Gerechtigkeit und Klimaschutz, mit der
Wagenknecht wie mit anderen kruden Thesen verzweifelt im Meer regressiver
Impulse fischt, kann man feststellen: die Frau hat recht.
Genoss:innen in der Blase
Sie hat recht, weil die Linkspartei nach der verheerenden Wahlniederlage
einfach weitermacht wie bisher: Die [3][Fraktionsspitze bleibt] die
gleiche. In einem Strategiepapier fordert sie eine Rückbesinnung auf die
soziale Frage. Auch Wagenknecht verweist gerne auf die einfachen Leute.
Diese Verweise aber holen sie und ihre Genoss:innen nicht aus ihrer
Blase raus. Denn was ist dieses Auftreten anderes als ein Leben in der
Blase? Über Migration und Antirassismus steht im Strategiepapier übrigens
nichts. Die verantwortlichen Linken-Politiker:innen vermögen es wie sonst
kaum jemand, diese Themen von der sozialen Frage abzuspalten – und sind
damit komplett realitätsfern. Wer braucht so eine Partei noch?
Wie es anders geht, das kann man in Österreich beobachten. Da gibt es nicht
nur Korruptionsaffären, sondern dort wurde – zeitgleich mit der linken
Wahlniederlage in Deutschland – die Kommunistische Partei Österreichs im
steirischen Graz mit [4][knappen 29 Prozent stärkste Kraft]. In einem
[5][lesenswerten Beitrag] in der Wochenzeitung Freitag fragt sich Karsten
Krampitz, was hier den Unterschied gemacht hat. Seine Antwort: das
Politikverständnis.
Denn der Erfolg der KPÖ und ihrer Spitzenkandidatin Elke Kahr wird vielfach
auch damit in Verbindung gebracht, dass Kahr und ihre
Parteikolleg:innen den Großteil ihrer Gehälter spenden. Kahr behält
nur knapp [6][2.000 von 6.000 Euro] ihres Gehalts. Der Rest geht an
bedürftige Menschen. Kritiker:innen werfen ihr und ihren Genoss:innen
deshalb vor, Sozialarbeit statt Politik zu betreiben. „[7][Roter
Populismus.“]
Ich frage mich: Wieso gibt es solche populistischen
Sozialarbeiter:innen nicht auch im deutschen Politbetrieb? Wenn die
linken Postenliebhaber:innen schon nicht zurücktreten: Bei [8][über
10.000 Euro Diäten] für Bundestagsabgeordnete käme da einiges zusammen.
5 Nov 2021
## LINKS
[1] https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/diw-studie-belegt-ungleiche-risiken-…
[2] https://www.tagesschau.de/inland/mieter-armutsgefaehrdet-101.html
[3] /Fraktionsspitze-der-Linkspartei/!5806436
[4] /KPOe-siegt-bei-Gemeinderatswahl/!5803808
[5] https://www.freitag.de/autoren/karsten-krampitz/lehrstueck-leningraz
[6] https://www.derstandard.de/story/2000130044489/k-wie-kahr-k-wie-kaltenegger
[7] https://www.derstandard.de/story/2000130086119/roter-populismus-in-graz
[8] https://www.tagesschau.de/inland/diaeten-bundestagsabgeordnete-101.html
## AUTOREN
Volkan Ağar
## TAGS
Kolumne Postprolet
Kommunismus
Österreich
Graz
Sozialarbeit
Kolumne Postprolet
Kolumne Postprolet
Fußballvereine
Kolumne Postprolet
Kolumne Postprolet
## ARTIKEL ZUM THEMA
Der Begriff Normalität: Wer sind die normalen Leute?
Scholz spricht in seiner Regierungserklärung von normalen Leuten. Das ist
manipulativ und lenkt von entscheidenden Geld- und Machtfragen ab.
Wenn Milliarden vererbt werden: Klassenhass
Fünf Prozent der Deutschen besitzen so viel wie der Rest. Das
Erbschaftssteuersystem verstärkt die Ungleichheit. Wie lange kann das
gutgehen?
Newcastle United bekommt neuen Eigner: Lieber Bolzplatz als Stadion
Der saudiarabische Staatsfonds hat Newcastle United übernommen. Warum die
Kommerzialisierung des Profifußballs eine Chance für Fans ist.
Sondierungsgespräche der Parteien: Strategisches Getue
In den Gesprächen um eine mögliche Koalition geht es zwischen SPD, FDP und
Grünen nicht ohne Kompromisse. Doch die muss man sich leisten können.
Bildungsaufstieg und Lehrer:innen: Stress in der Schule
Woran entscheidet sich, wer sozial aufsteigt und wer nicht? Engagierte und
fördernde Lehrkräfte machen zweifellos einen Unterschied. Aber reicht das?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.