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# taz.de -- Machtkampf in der CDU: Letzte Ausfahrt Basis
> Als autoritäre Organisation wählt die CDU mit dem Mitgliederentscheid ein
> heikles Instrument. Doch die Probleme der CDU sind viel größer.
Bild: Große ChefInnen für die CDU gesucht
Die CDU ist eine autoritäre, machtfixierte Organisation. Die Basis hatte
nie viel zu melden und wollte auch selten mitreden. Man hatte ja das
Kanzleramt. Das ist vorbei. Der Machtverlust ist eine Zäsur, deren
Auswirkungen erst langsam sichtbar werden. Das Selbstverständliche ist
fragwürdig geworden – zum Beispiel, dass ein Parteitag bestimmt, wer die
CDU führt.
Ein so gekürter CDU-Chef, egal ob er [1][Friedrich Merz, Norbert Röttgen
oder anders] hieße, hätte von Beginn an ein Legitimationsproblem. Das
Misstrauen der Basis gegenüber Führung und Gremien sitzt tief. Deshalb wird
die Basis nun bis Januar de facto die neue Parteispitze und damit auch den
Kurs der CDU bestimmen.
Das ist gewissermaßen alternativlos. Es ist ein Griff zur Notbremse.
Allerdings weiß niemand, ob die funktionstüchtig ist. Das Basis-Votum in
Baden-Württemberg 2004 hatte nichts gelöst und die Fronten erst recht
verhärtet. In Top-down-Organisationen ist Basisdemokratie eben ein heikles
Instrument. Als die SPD-Basis 2019 erfolgreich eine neue Spitze wählte,
verhöhnten Paul Ziemiak und Jens Spahn die „[2][Selbstbeschäftigung der
SPD]“. Jetzt könnten sie sich dort abschauen, wie man offene
Machtentscheidungen organisiert, ohne Scherbenhaufen zu hinterlassen.
Dass dieses Basis-Votum die Partei befrieden wird, ist nur eine Hoffnung.
Falls Merz CDU-Chef wird, bedeutet das vor allem Dauerstress nach innen.
Und selbst wenn die Partei ihre innere Balance wundersamerweise schnell
finden würde – gut wäre damit längst noch nichts. Wofür die Union nach 16
Jahren Merkel steht, ist schwer zu erkennen. 2022 stehen vier
Landtagswahlen an, bei denen die CDU wenig gewinnen und viel verlieren
kann. Zudem verschwimmen die Rollen von Volks- und Milieuparteien.
Wenn die FDP es clever anstellt, kann sie in der Ampel den Part der Union
spielen: Ansprechpartner für die Wirtschaft und Anwalt der Mitte zu sein.
Gelingt ihr das, dann ist die Frage, wie die Union unfallfrei zu einem
neuen Chef kommt, ihr geringstes Problem. [3][Die Krise der CDU] hat gerade
erst begonnen.
3 Nov 2021
## LINKS
[1] /Neuaufstellung-der-CDU/!5809003
[2] https://www.zdf.de/nachrichten/heute/nach-dem-parteitag-cdu-generalsekretae…
[3] /CDU/CSU-in-der-Krise/!5797034
## AUTOREN
Stefan Reinecke
## TAGS
CDU
Armin Laschet
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Schwerpunkt Angela Merkel
GNS
CDU
CDU
Paul Ziemiak
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