Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Internationale Konferenzen: Noch nicht mal Symbolpolitik
> Der G20-Gipfel in Rom bleibt vage. Während in Glasgow die
> Weltklimakonferenz stattfindet, droht Lützerath die Ausweitung des
> Kohleabbaus.
Bild: Für noch ein neues Kohleabbaugebiet soll der Ort Lützerath weichen
Es ist wenig überzeugend, hehre Ziele zu verkünden, wenn daheim genau das
Gegenteil passiert. Die Emissionen müssen runter, die Energiewende muss
schneller gehen, ein finanzieller Ausgleich muss die Länder des globalen
Südens entlasten: Mit so unkonkreten Versprechen ist zumindest eine breite
Übereinstimmung unter den Teilnehmer*innen der [1][Weltklimakonferenz] zu
erreichen.
Beim [2][G20-Gipfel in Rom] war hingegen selbst das ein zu hohes Ziel. Die
Vertreter*innen der G20, die zum Teil dieselben sind, die nun in
Glasgow zusammenkommen und deren Länder für 80 Prozent der globalen
Emissionen verantwortlich sind, erfüllten nicht mal ein Mindestmaß an
Symbolpolitik. Es ist ein fatales Signal an den Rest der Welt.
Derart wolkige Versprechen, wie sie die internationalen Konferenzen häufig
auszeichnen, sind zynisch, wenn man es gleichzeitig nicht schafft, vor der
eigenen Haustür zu kehren. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD)
forderte ein breiteres Engagement für den Klimaschutz und kritisierte die
Regierungschefs von China und Russland, die der Eröffnung des
Weltklimagipfels fernblieben.
## Abrissbagger für Kohle in Lützerath
Mit dem Finger auf andere zu zeigen, während zu Hause die Kohleindustrie
sogar noch weiter ausgebaut wird, ist heuchlerisch. In Nordrhein-Westfalen
stehen die Abrissbagger vor [3][dem Dorf Lützerath], das vernichtet werden
soll, damit der Energiekonzern RWE den Kohletagebau Garzweiler II
vergrößern kann. Ja, vergrößern! RWE argumentiert ernsthaft, der Tagebau
müsse bis zum Kohleausstieg wachsen – und die nordrhein-westfälische
Landesregierung folgt dieser Argumentation.
Lützerath steht ganz oben auf der Liste der Dörfer, die im Kohleofen der
Profitinteressen dreckiger Konzerne verheizt werden sollen.
Aktivist*innen sind seit über einem Jahr vor Ort, um den letzten
verbleibenden Landwirt Eckhard Heukamp zu unterstützen und den Abriss zu
verhindern. Wenn sie es schaffen, trotz Kälte, Selbstversorgung und zu
erwartender Polizeirepressionen, haben sie wahrscheinlich mehr für das
Klima getan als die Verhandler*innen in Glasgow.
Dank eines Gerichtsentscheids haben die Aktivist*innen nun Aufschub
bekommen, die Räumung wurde vertagt. Das dürfte selbst die Bundesregierung
entspannt haben. Wie würde es sonst aussehen, wenn parallel zum Auftakt der
Weltklimakonferenz deutsche Polizist*innen Hunderte
Klimaschützer*innen und einen Landwirt wegtragen, damit RWE weiter 35
Millionen Tonnen Kohle pro Jahr aus dem Tagebau holen kann?
Bis zum Januar wird die Aufmerksamkeit für das Klima wieder in den
Hintergrund gerückt sein. Doch der Zivilgesellschaft ist das Signal aus Rom
vielleicht noch präsent: Von den Mächtigen der Welt ist nichts zu erwarten.
Klimaschutz muss erkämpft werden, oder er findet nicht statt.
31 Oct 2021
## LINKS
[1] /Klimakonferenz-in-Glasgow/!5811412
[2] /Einigung-beim-G20-Gipfel-in-Rom/!5811912
[3] /Klimaprotest-in-Luetzerath/!5808998
## AUTOREN
Katharina Schipkowski
## TAGS
Klimakonferenz in Dubai
G20-Gipfel
Erderwärmung
Kohleausstieg
GNS
Schwerpunkt Klimawandel
IG
klimataz
Klimakonferenz in Dubai
Schwerpunkt Klimawandel
G20-Gipfel
G20-Gipfel
Klimakonferenz in Dubai
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
António Guterres
## ARTIKEL ZUM THEMA
Einigung bei der COP in Glasgow: Staatschefs wollen Wälder retten
Auf der Klimakonferenz COP26 haben sich über hundert Staats- und
Regierungschefs geeinigt, gegen Abholzungen vorzugehen. Auch Brasilien
sagte zu.
Die einzig harte Währung auf der COP: Wenn die Uhren rückwärts laufen
Die Zeit, den Klimawandel einzugrenzen, rennt, obwohl sie manchmal
stillzustehen scheint. Mit der Zeit auf der COP26 ist es wieder anders.
Bilanz des G 20-Gipfels in Rom: Bescheidene Erfolge
Covid-Impfziele, globale Mindeststeuer, Klimawandel: Auf dem G20-Gipfel in
Rom wurde vieles vereinbart – allerdings zu wenig Konkretes.
G20-Gipfeltreffen in Rom: Klimaneutralität verspätet
Die G20-Staaten unterstreichen das 1,5-Grad-Ziel bei der Erderwärmung. Auf
ein Datum bei der Klimaneutralität legen sie sich aber nicht fest.
Klimaprotest in Lützerath: Im Hotspot der Bewegung
In Glasgow wird geredet, in Lützerath versuchen Aktivist:innen, das Dorf
vor RWE zu retten. Sie kämpfen auch für das 1,5-Grad-Ziel.
G20-Gipfel in Rom: Staatschefs werfen eine Münze
Der Ausgang der Klimaverhandlungen ist offen. Die einen melden Einigung auf
das 1,5-Grad-Ziel, andere, dass wichtige Ziele gestrichen sind.
Klimakonferenz in Glasgow: Die magische Zahl
Die Erderhitzung bei 1,5 Grad zu stoppen ist im Klimaschutz das Maß aller
Dinge. Machbar ist das kaum. Trotzdem steht dahinter eine
Erfolgsgeschichte.
G20-Gipfel in Rom: Klimaaktivisten-Blockade geräumt
Das Treffen der Staats- und Regierungschefs wird von Protesten begleitet.
Ein Entwurf der Gipfelerklärung zeigt das zähe Ringen um eine wirksame
Klimapolitik.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.