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# taz.de -- Beeinflusster Weltklimarat: Datenlecks belegen Lobbyversuche
> Dokumente sollen Industrienationen bei dem Versuch zeigen, den
> Weltklimarat zu beeinflussen. Doch es ist nicht so eindeutig, wie die BBC
> das darstellt.
Bild: Fleisch soll gut sein fürs Klima? Brasilien und Argentinien behaupten das
Berlin taz | Empfiehlt der [1][Weltklimarat IPCC] etwa bald Steaks und
Erdöl fürs Klima? Die britische BBC hat gerade eine Geschichte ganz groß
[2][gemacht]: Ein Datenleck bei der Institution, die als Goldstandard der
Klimawissenschaften gilt, zeige Lobbyversuche der Staaten.
In aufdeckerischer Manier beschrieb der Artikel 32.000 Dokumente, in denen
Regierungen und Interessengruppen den Wissenschaftler:innen ihre
Meinung unterjubeln wollten. Vermittelt hat die Papiere ein von Greenpeace
finanziertes Investigativprojekt namens Unearthed. Saudi-Arabien und
Australien zum Beispiel hätten darin nahegelegt, eine schnelle Abkehr von
der fossilen Energiegewinnung nicht allzu stark zu betonen. Und Argentinien
und Brasilien würden sich an der Erkenntnis stören, dass Fleischkonsum
klimaschädlich ist.
Die BBC-Autor:innen befürchten, dass das Leck nun die Ernsthaftigkeit der
anstehenden Weltklimakonferenz in Glasgow infrage stelle. Nur kommen die
meisten Beispiele nicht gerade überraschend. Es sind Positionen, die die
genannten Regierungen bisher längst auch öffentlich preisgegeben haben.
Und dass die meisten Staaten trotz gegenteiliger Beteuerungen nicht genug
tun, ist auch bekannt. Das Klimasekretariat der Vereinten Nationen hatte
kürzlich ausgerechnet, dass die aktuell im Rahmen des Paris-Abkommens
eingereichten Klimaziele bis 2100 noch auf 2,7 Grad Erderhitzung gegenüber
vorindustriellen Zeiten hinauslaufen würden. Ziel ist ja eigentlich, dass
bei deutlich unter 2 Grad Schluss ist.
Dass Regierungen die Berichte des IPCC kommentieren, ist indes auch nicht
neu – es gehört sogar offiziell zum Prüfprozess des zwischenstaatlichen
Gremiums. Für seine Berichte treten Tausende Wissenschaftler:innen von
Unis und Instituten weltweit zusammen, um den aktuellen Sachstand der
Klimaforschung zusammenzutragen. Die Ergebnisse werden erst unbeteiligten
Fachkolleg:innen vorgelegt, dann Klimaexpert:innen der
Regierungen. Heraus kommen Tausende Kommentare. Berücksichtigen müssen die
Autor:innen nichts davon.
Etwas anders ist es bei den sogenannten Zusammenfassungen für politische
Entscheidungsträger:innen. In tagelangen Sitzungen gehen die
Wissenschaftler:innen die Kurzfassungen Satz für Satz mit den
Regierungen der Vereinten Nationen durch. Ziel dieses doch absonderlichen
Prozederes ist es, Formulierungen zu finden, die Regierungen auch verstehen
– denn Sinn und Zweck des IPCC ist es, die Grundlage für
wissenschaftsbasierte Politik zu liefern. Dabei ist die ursprüngliche
Wortwahl auch schon verwässert worden.
Der Weltklimarat hat also durchaus politische Aspekte. Dass die Berichte
demnächst fälschlicherweise aussagen, dass Steaks und Öl gut fürs Klima
sind, ist aber eher nicht zu befürchten.
25 Oct 2021
## LINKS
[1] /Weltklimarat/!t5019090
[2] https://www.bbc.com/news/science-environment-58982445
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
Datenleck
Schwerpunkt Klimawandel
Weltklimarat
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Klima
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