# taz.de -- Entlassungen bei Gorillas: Mehr kämpferische Gewerkschaften | |
> Der Lieferdienst Gorillas macht Profite ohne Rücksicht auf Verluste. | |
> Verdi sollte den Arbeitskampf der Rider bedingungslos unterstützen. | |
Bild: Niemand hat Gorillas je abgesprochen schnell zu sein | |
Berlin taz | Im Kapitalismus muss man sich schnell anpassen. Das weiß | |
scheinbar auch Kağan Sümer, CEO des Lieferdienstes Gorillas, dessen | |
Beschäftigte seit Monaten immer wieder spontan ihre Arbeit niederlegen. | |
Noch im Sommer hatte Sümer auf einer Streikkundgebung der Beschäftigten | |
verkündet, er respektiere, dass die Rider für ihre Rechte kämpfen. „Ich | |
würde niemals jemanden feuern, weil er streikt“, so sein Wortlaut, in | |
Videoclips auf Twitter verewigt. | |
Doch Sümer ist offenbar recht flexibel, was seine Positionen angeht. | |
[1][Inzwischen hat sein Unternehmen laut Angaben der Gewerkschaft Verdi | |
etwa 350 Mitarbeitende gefeuert, weil sie sich – so teilte es Gorillas | |
selbst mit – an Streiks beteiligt hatten.] | |
[2][Gorillas kann sie feuern, weil das Unternehmen weiß, dass sich viele | |
der häufig migrantischen Rider nicht wehren werden.] Tatsächlich lohnt es | |
sich wohl nicht, für einen so miesen Job zu kämpfen. Dem Unternehmen wird | |
es so aber ermöglicht, alle unliebsamen – weil aufmüpfigen – | |
Arbeiter:innen zu entfernen. Willkommen im Turbokapitalismus. | |
## Gewerkschaft steckt fest | |
Den Spuk beenden könnte die Gewerkschaft Verdi, indem sie den Streik der | |
Beschäftigten einfach übernimmt. Doch Verdi verfolgt scheinbar noch die | |
Illusion, mit Unternehmen wie Gorillas eine Sozialpartnerschaft aufzubauen | |
– weshalb man sich nicht mit den radikalen Streikmethoden der Rider gemein | |
machen will. | |
Doch waren die wilden Streiks für die Rider das einzige Mittel, sich zu | |
wehren, das ihnen zu Verfügung stand. Zu sagen, dies sei der falsche Weg, | |
weil sich das in Deutschland so nicht gehöre, wie es Verdi am Montag | |
verlautbaren ließ, zeugt von Unverständnis gegenüber der Lebenswelt der | |
Rider. | |
Verdi steckt scheinbar in einer Vorstellung vom Kapitalismus fest, wie es | |
ihn schon lange nicht mehr gibt. Besser wäre es, die Arbeitskämpfe der | |
Rider bedingungslos zu unterstützen. Im Turbokapitalismus braucht es | |
schließlich eine kämpferische Gewerkschaft. | |
11 Oct 2021 | |
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## AUTOREN | |
Timm Kühn | |
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