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# taz.de -- Reform der Finanzaufsicht Bafin: Umbau dauert noch Jahre
> Beim Wirecard-Skandal hat sie versagt, jetzt wird die Finanzaufsicht
> Bafin reformiert. Das dauert. Der Chef zieht eine ambivalente
> Zwischenbilanz.
Bild: Mark Branson ist der neue Chef der Bundesfinanzaufsicht
Berlin taz | Schneller, schlagkräftiger – und vor allem ihrer Aufgabe
gerecht will die Bundesfinanzaufsicht unter ihrem neuen Chef Mark Branson
werden. Dazu ist die Behörde in den vergangenen Monaten tiefgreifend
umgebaut worden. Bei einer Art Bilanz sagte Branson am Mittwoch, es gehe
„schnell vorwärts“. Vor allem aber wurde klar, [1][wie schlecht die Bafin
bisher aufgestellt war.]
Die in Bonn ansässige Behörde beaufsichtigt Banken, Finanzdienstleister,
Versicherer und den Wertpapierhandel. Ihr Auftrag ist, sicherzustellen,
dass das deutsche Finanzsystem stabil ist und funktioniert.
Man werde Jahre brauchen, um dorthin zu kommen, „wo wir sein wollen“, sagte
Branson. Künftig solle seine Behörde vernetzt und vorausschauend agieren.
Und auch Risiken eingehen, also nicht alles bis ins Letzte prüfen, um so
besser Gefahren an den Märkten abzuwehren. Kern der Reform sind mehr
Digitalisierung und interne Zusammenarbeit. Jörg Kukies, Staatssekretär im
Bundesfinanzministerium, zeigte sich zufrieden über das Tempo.
[2][Auslöser der Bafin-Reform war der Wirecard-Skandal 2020]. Er hatte
gravierende Mängel bei den Kontrollmechanismen bloßgelegt. De facto hatten
die Behörden keine Ahnung, was bei Wirecard tatsächlich geschah: Große
Teile des Geschäfts existierten nur auf dem Papier. Im Juni 2020 meldete
das damalige DAX-Unternehmen Insolvenz an. Anleger verloren Milliarden.
## Der Umbau-Plan
Im Februar legte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sieben Punkte für
eine Reform der Aufsicht vor. Im Juni beschloss der Bundestag ein
entsprechendes Gesetz. Unter anderem wird die Zahl der Mitarbeiter um gut
150 aufgestockt – derzeit beschäftigt die Bafin rund 2.800 Personen.
Bereits im Einsatz ist eine neue Einheit, die sich seit Mitte August um
Finanzdienstleister mit besonders komplexen Geschäftsmodellen kümmert –
eine direkte Lehre aus dem Wirecard-Skandal. Derzeit überwacht sie 17
Unternehmen. Zudem gibt es eine schnelle Eingreiftruppe für Verdachtsfälle.
Firmenbilanzen kontrolliert künftig nur noch die Bafin. Die Mitarbeiter der
Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung werden bis Ende des Jahres
übernommen, zusätzliche eingestellt. Bei Wirecard hatten zu viele
verschiedene Stellen zu wenig geprüft.
Neu ist auch eine Stelle, an die sich [3][Whistleblower] wenden können,
Mitarbeiter mit brisantem Material und Wissen über Finanzfirmen und
-vorgänge. Verdeckte Testkäufe sollen den Verbraucherschutz verbessern.
Eine zentrale Datenanalyse-Einheit soll künftig alle für die Arbeit
nötigen Informationen anzeigen und analysieren können.
14 Oct 2021
## LINKS
[1] /Abschlussbericht-zum-Finanzskandal/!5780407
[2] /Vorwuerfe-gegen-Geldwaesche-Einheit/!5797228
[3] /Studie-zu-Whistleblowing/!5807042
## AUTOREN
Björn Hartmann
## TAGS
Finanzaufsicht
Wirecard
Olaf Scholz
Bafin
Wirecard
Cum-Ex-Geschäfte
Wirtschaft
Olaf Scholz
Panama Papers
Kanzlerkandidatur
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