# taz.de -- Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern: Manuela Schwesig räumt ab | |
> In Mecklenburg-Vorpommern gewinnt Manuela Schwesig die Landtagswahl | |
> deutlich: Nach der ersten Hochrechnung kommt ihre SPD auf 38 Prozent. | |
Bild: Manuela Schwesig am Wahlsonntag in Schwerin | |
Berlin taz | Was Olaf Scholz bei der Bundestagswahl nicht geschafft hat, | |
erreicht Ministerpräsidentin [1][Manuela Schwesig] bei der Landtagswahl in | |
Mecklenburg-Vorpommern: einen wirklich klaren Sieg für die SPD. Bei einer | |
Wahlbeteiligung von 73 Prozent stimmten laut Hochrechnung vom ZDF von 19.47 | |
Uhr rund 38 Prozent der Wähler*innen für die Sozialdemokraten. Bei der | |
Wahl 2016 waren es noch 30,6 Prozent. | |
Es ist vor allem Manuela Schwesigs Sieg. Das sei „ein wunderbarer Abend für | |
unser Land“, sagte sie unter Jubel in ihrem ersten Statement auf der | |
SPD-Wahlparty in Schwerin und bedankte sich für die Unterstützung der | |
Menschen im Bundesland – während der Coronapandemie und auch in der Zeit | |
ihrer eigenen zurückliegenden Krebserkrankung, während der sie weiter als | |
Ministerpräsidentin regierte. | |
Die Strategie der Partei hat sich ausgezahlt, ihren Wahlkampf bis ins | |
Kleinste auf ihre Spitzenkandidatin und deren Beliebtheit zu fokussieren. | |
Auf die Frage, wen sie wählen würden, wenn der Ministerpräsident direkt | |
gewählt würde, hatten vor der Wahl 67 Prozent Manuela Schwesig genannt und | |
nur 11 Prozent ihren Gegner Michael Sack von der CDU. | |
Deutlich zweitstärkste Kraft wird erneut die AfD. Die Partei hat im | |
Vergleich zur vergangenen Wahl, bei der sie mit 20,8 Prozent erstmals in | |
den Landtag einzog, leicht verloren und liegt in der ZDF-Hochrechnung bei | |
etwa 18 Prozent. In den letzten Jahren im Schweriner Schloss fiel die | |
Fraktion vor allem durch interne Streitigkeiten auf und war in der | |
Oppositionspolitik kaum erfolgreich. Dass sie jetzt trotzdem so viele | |
Stimmen erhielt, zeigt, auf welch fester Basis die | |
Rechtspopulist*innen in dem Bundesland mittlerweile stehen. | |
AfD-Spitzenkandidat Nikolaus Kramer trat in der Rolle des bodenständigen | |
Polizisten von nebenan auf – wenn ihm nicht gerade seine | |
[2][Burschenschaftsvergangenheit] oder [3][SS-Bilder in Chats] | |
dazwischenkamen. | |
Die CDU verliert im Vergleich zu 2016 deutlich und kommt der Prognose | |
zufolge nur noch auf etwa 14 Prozent. „Für uns ist das eine Katastrophe, | |
das kann man ungeschönt so sagen“, sagte Wolfgang Waldmüller, | |
Generalsekretär des CDU-Landesverbandes. Auch Spitzenkandidat Michael Sack | |
sprach von einem „katastrophalen Ergebnis“. | |
Zuletzt schien es im Wahlkampf, als habe die Partei bereits aufgegeben. | |
Schon die Suche nach einem Kontrahenten für Schwesig verlief holprig. Der | |
geplante Kandidat zog sich im Frühjahr 2020 überraschend zurück. Als | |
wahrscheinlichster Nachfolger galt der Bundestagsabgeordnete [4][Philipp | |
Amthor], der sich dann mit einer Lobbyismusaffäre diskreditierte. Übrig | |
blieb der Landrat Michael Sack, gelernter Bauingenieur und | |
Berufsschullehrer. | |
Zusätzlich schadete der Partei, als der frühere CDU-Spitzenkandidat | |
[5][Lorenz Caffier] im Herbst 2020 als Innenminister zurücktrat. Er musste | |
als Reaktion auf taz-Recherchen zugeben, eine Pistole von einem | |
Schießplatzbetreiber gekauft zu haben, der Mitglied der rechtsextremen | |
Preppergruppe Nordkreuz war. | |
Michael Sack war zurückhaltend und zuhörend in den Wahlkampf gegangen. Mit | |
Bezug auf seine geringe Bekanntheit stellte er sich noch eineinhalb Wochen | |
vor der Wahl im TV-Duell mit den Worten vor: „Mein Name ist Michael Sack. | |
Jetzt kennen sie mich.“ Ein echtes Duell, so wie es die Umfragewerte noch | |
im Frühjahr vorausgesagt hatten, gab es deswegen nie. | |
Ob die Christdemokraten dennoch wieder mitregieren, ist noch offen. Seit | |
2006 arbeitet im Bundesland durchgehend eine Große Koalition. Manuela | |
Schwesig hatte außer der AfD keine andere Partei als Koalitionspartnerin | |
ausgeschlossen und ließ die Frage auch am Wahlabend bewusst offen. Auch | |
eine Koalition mit der Linken wäre rechnerisch möglich. | |
Die Linke erreichte nach der Hochrechnung 10 Prozent und verlor damit | |
deutlich. Spitzenkandidatin Simone Oldenburg betonte am Wahlabend, sie sei | |
bereit mitzuregieren. | |
Grüne und FDP waren beide im letzten Landtag nicht vertreten und schaffen | |
nun aller Voraussicht nach den Wiedereinzug. Sie liegen jeweils bei etwa 6 | |
Prozent. Ähnlich wie die Bundespartei waren den Grünen im Frühjahr bei | |
Umfragen zwischenzeitlich deutlich höhere Werte vorhergesagt worden. | |
Dennoch feierten die Grünen ihren Wiedereinzug als Erfolg – die Partei ist | |
erst zum zweiten Mal im Landtag vertreten. | |
26 Sep 2021 | |
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## AUTOREN | |
Luise Strothmann | |
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