| # taz.de -- Abschied von der „Liebeserklärung“: Eine liberale Freundschaft | |
| > Zeit für einen Abschied von dieser Kolumne. Denn mit der aufflammenden | |
| > Liebe zwischen Grünen und FDP ist die „Liebeserklärung“ nicht mehr | |
| > vonnöten. | |
| Bild: Bye bye „Liebeserklärung“ | |
| Die Liebeserklärung war die liberale unter den taz-Kolumnen. War – denn das | |
| hier ist die letzte: Wenn nun, wie es den Anschein hat, [1][Grüne und FDP] | |
| gemeinsam in die Bundesregierung gehen, hat sich das Format erledigt. Es | |
| wurde erdacht, um in Abgrenzung zum linken Größenwahn Leistungen des | |
| politischen oder gesellschaftlichen Gegners anzuerkennen, also im Grunde | |
| das alte Lied vom blinden Huhn, das auch mal ein Korn findet, in | |
| zeitgenössischer Form zu singen. | |
| Gewürdigt wurden dementsprechend Personen des als öffentliche Zumutung | |
| gelebten Lebens [2][wie Erdoğan], der Primat Danuvius guggenmosi, der immer | |
| freier drehende Hubsi Aiwanger oder eben [3][Christian Lindner]. | |
| Aber auch Dinge, die für einen dummen oder historisch desavouierten | |
| Lebensstil stehen wie das Flugzeugfressi, der Büroarbeitsplatz, die | |
| Planwirtschaft oder eben [4][die FDP] kamen zu ihrem einmaligen, in | |
| Ausnahmefällen wie der IAA auch zweimaligen Recht. | |
| Die Liebeserklärung war ein ironisches Format, erfunden im fernen Frühling | |
| 2013, einem Jahr [5][mit Eurokrise] und [6][NSA-Enthüllungen] und nicht | |
| zuletzt mit einer FDP, die bei den Bundestagswahlen im Herbst an der | |
| 5-Prozent-Hürde scheiterte, nein, das haben wir uns jetzt weder ausgedacht | |
| noch es geplant. | |
| ## Sanft ins Grab legen | |
| Nun, da wir am Beginn einer wunderbar gesamtliberalen Freundschaft stehen, | |
| dem nur noch die Altfarben Schwarz oder Rot an die Seite gestellt werden | |
| müssen, würde das eh schon etwas verdrechselte Gedankengebäude der | |
| Liebeserklärung eine Drehung nehmen müssen, die es nicht verkraftet. Dazu | |
| ist sie zu klein, zu randständig, zu zart. Und lieber wollen wir sie in | |
| voller Blüte sanft ins Grab legen, als sie durch Überforderung langsam | |
| hässlich werden zu lassen und auszuzehren. Jetzt sind längere Strecken | |
| gefragt, es wird komplizierter, den neuen Verhältnissen wird selbst ein | |
| ironisch gebrochenes Freund-Feind-Schema nicht mehr gerecht. | |
| Vielmehr wird es darauf ankommen, die vermeintlichen Freunde aufs Korn zu | |
| nehmen und zu prüfen, ob sie der guten Sache auch in verantwortlicher | |
| Position gerecht werden. Das werden wir an anderer Stelle tun, in der | |
| nächsten, neuen Wochenendausgabe der taz, ab dem 9. Oktober und natürlich | |
| online. Wir freuen uns darauf – und auf Sie! | |
| 3 Oct 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ambros Waibel | |
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