# taz.de -- Ergebnisse des Väterreport 2021: Wunsch ist nicht Wirklichkeit | |
> Väter würden eigentlich gern mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Nur: | |
> Sie tun es kaum. Mütter tragen weiter die Hauptlast der Familienarbeit. | |
Bild: Ab und zu mal eine Radtour mit dem Kind, mehr ist oft nicht drin | |
BERLIN taz | Viele Väter wünschen sich eine partnerschaftliche | |
Aufgabenverteilung in der Familie. Fast die Hälfte der Väter mit | |
minderjährigen Kindern will mehr Zeit mit ihnen verbringen und gemeinsam | |
mit den Müttern für sie verantwortlich sein. Das sind die zentralen | |
Ergebnisse des Väterreports 2021, der am Mittwoch vom Bundesministerium für | |
Familie veröffentlicht wurde und anhand verschiedener Studien und | |
Statistiken die Lebenslagen, Werte und Einstellungen von Vätern in | |
Deutschland beschreibt. | |
Das Problem, das der Report allerdings aufzeigt: „Väter bleiben hinter | |
ihren eigenen Ansprüchen an eine familienaktive Rolle zurück“. In der | |
Realität nämlich kommen die veränderten Einstellungen nicht deutlich an. | |
Nach wie vor ist etwa die überwiegende Mehrheit von Vätern Vollzeit | |
erwerbstätig. Zwar arbeiten knapp 70 Prozent der Mütter Teilzeit. Bei den | |
Vätern aber sind es nur 7 Prozent. | |
Entsprechend werden auch die Unterschiede bei der Aufteilung der | |
Kinderbetreuung deutlich. Der Anteil der Väter, die angeben, etwa die | |
Hälfte übernehmen zu wollen, liegt bei 55 Prozent. Nur 25 Prozent aber | |
geben an, dass die Betreuung auch tatsächlich gleichberechtigt aufgeteilt | |
wird. Noch deutlicher wird das Auseinanderklaffen von Wunsch und | |
Wirklichkeit, wenn die Mütter gefragt werden: Von ihnen geben nur 10 | |
Prozent an, dass die Väter die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen. | |
Generell herrschen deutliche Wahrnehmungsunterschiede zwischen den | |
Geschlechtern. „Tendenziell liegen die Einschätzungen der Väter deutlich | |
über der Bewertung der Mütter“, so die Autor:innen des Reports. Dies | |
könne daran liegen, „dass Väter den Aufwand für die Kinderbetreuung | |
unterschätzen, weil sie wegen unzureichender Erfahrung nicht genau wissen, | |
welche Familienarbeit anfällt“. Möglicherweise seien ihnen zum Beispiel | |
organisatorische Aufgaben und Arztbesuche schlicht „nicht präsent“. | |
## Coronakrise als „Chance für Väter“ | |
Dass der Wunsch, mehr Zeit für die Familie aufzuwenden, und die tatsächlich | |
aufgewendete Zeit so auseinanderklaffen, liege sowohl an „äußeren | |
Rahmenbedingungen ebenso wie der Haltung und Erwartung der Väter“, heißt es | |
im Report. Noch immer nämlich dominiere ein „traditionelles | |
Erwerbsverhalten“. Begründet werde dies mit der Rolle als Hauptverdiener | |
und einem geringen Einkommen der Partnerin. | |
Auch „eigene sowie antizipierte Rollenerwartungen“ hindern Väter an der | |
Reduzierung ihres Arbeitspensums. Solange sich das verfestigte | |
Erwerbsverhalten aber nicht ändere, so die Autor:innen, „kann eine | |
partnerschaftliche Rollenteilung kaum gelebt werden“. In der Folge trügen | |
weiter Mütter [1][die Hauptlast der Familienarbeit] – „mit negativen Folgen | |
für ihre eigenen Karrierechancen und ihre ökonomische Unabhängigkeit“. | |
Die [2][Coronapandemie] habe der partnerschaftlichen Aufteilung von | |
Sorgearbeit allerdings einen Schub gegeben. Mit der Schließung von Kitas | |
und Schulen konnten viele Familien, „wenn auch unter besonders schwierigen | |
und erzwungenen Bedingungen, erfahren, was partnerschaftliche Aufteilung | |
für den Familienalltag bedeutet“. | |
Immerhin jede fünfte Paarfamilie mit Kindern unter 15 Jahren gab an, dass | |
die Aufgabenteilung partnerschaftlicher wurde. Knapp die Hälfte dieser | |
Familien würde diese Aufteilung nach der Pandemie gern beibehalten. Rund 20 | |
Prozent der Paarfamilien gab an, dass sie die Aufgaben während der Pandemie | |
sogar ungleicher verteilten als zuvor. Von diesen gaben 80 Prozent an, sie | |
nach der Pandemie wieder gleichmäßiger aufteilen zu wollen. „Die | |
Coronakrise“, schlussfolgert der Report, sei „eine Chance für Väter, | |
Partnerschaftlichkeit einzuüben und die Familienarbeit nachhaltig | |
partnerschaftlich aufzuteilen“. | |
6 Oct 2021 | |
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## AUTOREN | |
Patricia Hecht | |
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