Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Grüne und Union beraten über Koalition: Armin Laschets letzter St…
> Ist eine Jamaika-Koalition möglich? CDU-Chef Laschet lockt die Grünen.
> Die Umworbenen geben sich nüchtern – und wollen erst mal in Gremien
> beraten.
Bild: Habeck (links) und Baerbock (2. v. r.) sind Laschets letzte Hoffnung. Dab…
Berlin taz | Armin Laschet weiß, dass es für ihn gerade um alles geht. Wenn
die Jamaika-Option tot ist, also die Machtoption für seine Union, endet
auch seine Karriere. Entsprechend versöhnlich klingt der CDU-Chef nach dem
Gespräch mit den Grünen. Einen „guten Austausch“ habe man gehabt, sagt er.
„Wir glauben, dass ein solches Bündnis eine Breite in der Gesellschaft hat,
die es wirklich möglich macht, das Land in den nächsten Jahren zu
modernisieren.“
Neben Laschet stehen CSU-Chef Markus Söder und die beiden
Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck vor Mikrofonen in
einer ehemaligen Industriehalle in Berlin-Schöneberg. Zweieinhalb Stunden
haben die Sondierungsteams der drei Parteien geredet, um Schnittmengen für
ein Bündnis aus Union, Grünen und FDP auszuloten. Dass diese Variante
[1][neben der Ampel unter Olaf Scholz] noch im Raum steht, ist so etwas wie
Laschets Lebensversicherung. Viele CDU-Granden würden ihn lieber heute als
morgen absägen.
Laschet gibt sich demütig. „Die CDU hat diese Wahl nicht gewonnen“, betont
er – und bedankt sich bei den Grünen für das „offene“ Gespräch. Es sei…
auch Gegensätze deutlich geworden, die aber überwindbar seien. Das müsse
man vertiefen, „es würde lohnen“. Die Union sei bereit, weitere Gespräche
zu führen. Der Druck auf Laschet ist immens. In der Union wird immer
offener über eine Neuaufstellung diskutiert. „Dass im Wahlkampf Fehler
passiert sind und unser Spitzenkandidat nicht richtig gezogen hat, kann
niemand leugnen“, hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Wochenende
gesagt.
Markus Söder, der sonst keine Gelegenheit zur Stichelei auslässt, gibt sich
in der Pressekonferenz konziliant – und lockt ebenfalls die Grünen. Er
spricht von „sehr konstruktiven, auch sehr ehrlichen Gesprächen“, die vom
Willen geprägt gewesen seien, eine gemeinsame Basis zu erkunden. Söder
betont, dass man sich vor allem beim Klima gut angenähert habe. Bei einer
Transformation für das Land und beim Ausgleich wirtschaftlicher und
sozialer Interessen „haben wir viele Gemeinsamkeiten gefunden“. In anderen
Punkten gebe es aber auch Gesprächsbedarf, etwa bei der Migration.
## Verhaltene Reaktionen bei den Grünen
Söder verweist auf das Gespräch zwischen Union und FDP am Sonntag. Danach
habe man gesagt, man habe Lust auf mehr. Das Gespräch mit den Grünen sei
„genauso oder noch spannender“ gewesen, weil es für alle Beteiligten viel
Denksport wäre, die Zukunft zu entwickeln. Das ist ein großes Kompliment
aus dem Munde des Bayern.
Die so Umworbenen reagieren verhalten. Baerbock sagt nüchtern, man habe
„konstruktiv und sachlich“ miteinander gesprochen, geprägt von
Ernsthaftigkeit. Man habe über Differenzen in der Gesellschaftspolitik
gesprochen, aber es gebe auch gemeinsame Anliegen, etwa die Modernisierung
des Landes, die Digitalisierung oder die ökologische Transformation. Habeck
fügt hinzu, dass das Gespräch von der Ausgangslage geprägt gewesen sei,
dass die SPD vor der Union liege. Das kann man als Wink verstehen, wo die
Präferenz der Grünen liegt.
Dann gibt er einen Hinweis darauf, wie es jetzt weitergeht. Die Grünen
würden jetzt – ebenso wie die FDP – alle Gespräche in den Gremien bewerte…
„Dafür werden wir uns dann heute und morgen Zeit nehmen.“ Baerbock sagt,
dann werde man gemeinsam entscheiden, wie man weiter vorgehe. Das heißt:
Dann werden sich wieder [2][die Grünen mit der FDP verständigen]. Sie
hatten nach der Wahl darauf bestanden, sich zuerst als kleine Partner zu
treffen, um dann später mit den Größeren zu reden.
Die neue Reihenfolge war auch eine Machtansage. In dem Dreierbündnis –
egal, ob es die Ampel oder Jamaika wird – käme es aus ihrer Sicht auf
Augenhöhe an. Unklar ist aber, ob Laschet noch die Autorität hat,
Jamaika-Verhandlungen zu führen. Auf die Frage, ob es für die Grünen einen
Unterschied mache, ob Laschet oder ein anderer Jamaika verhandle, sagte
Habeck: „Wir gehen davon aus, dass Armin Laschet […] der gesetzte Kandidat
der Union für das Kanzleramt in Deutschland ist.“
So klar hat das in der Union schon lange keiner mehr gesagt.
5 Oct 2021
## LINKS
[1] /Sondierungen-zur-Regierungsbildung/!5805267
[2] /Annaeherung-von-Gruenen-und-FDP/!5801455
## AUTOREN
Ulrich Schulte
## TAGS
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Armin Laschet
Jamaika-Koalition
Sondierungsgespräche
Annalena Baerbock
Robert Habeck
Schlagloch
Ampel-Koalition
FDP
FDP
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
## ARTIKEL ZUM THEMA
Mangelnde Diversity bei CDU und CSU: Der Club der weißen Männer
Auch nach 16 Jahren Merkel im Kanzleramt steckt die Union in alten
Strukturen fest. Es mangelt an Frauen, an migrantischen und jungen
Menschen.
Aktuelle Nachrichten zu den Sondierungen: Scholz stimmt Ampel-Gesprächen zu
FDP und Grüne wollen mit der SPD über eine Koalition verhandeln – Olaf
Scholz nimmt an. CDU-Chef Laschet gibt die Hoffnung auf Jamaika trotzdem
nicht auf.
Wenn Grüne und FDP regieren: Perverse Politik von Ödipus
Die Grünen haben bei der Wahl grotesk schlecht abgeschnitten. Dabei wäre es
nötig, radikale Klimapolitik gegen die FDP durchzusetzen.
Nachrichten zur Regierungsbildung: Laschet will Wüst als Nachfolger
Kurze Statements nach Sondierungen von Grünen und Union.
Noch-Ministerpräsident Armin Laschet will Hendrik Wüst als seinen
Nachfolger in NRW vorschlagen.
Partei in der Krise: Linke will für gutes Klima sorgen
Die Linke sucht den Weg aus der Krise und beschließt erste Schritte. Klima
soll eine größere Rolle spielen. Die Kritik an Fraktionschef Bartsch
wächst.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.