# taz.de -- Aufklärung der Wahlpannen: Nichts Genaues weiß man nicht | |
> Neun Tage nach der Wahl liegen erst aus 7 von 12 Bezirken offizielle | |
> Informationen zu den Pannen vor. Innensenator kommt nicht zu | |
> Pressekonferenz. | |
Bild: Auch nach der Senatssitzung vom Dienstag ungeklärt: Die Pannen vom Wahls… | |
Berlin taz | Immer noch keine offiziellen Angaben aus knapp der Hälfte der | |
Bezirke und ein zuständiger – wenn auch vielleicht nicht verantwortlicher – | |
Innensenator, der einer Pressekonferenz ausweicht: Auch nach der | |
Senatssitzung am Dienstag ist das tatsächliche Ausmaß der Wahlpannen vom | |
Wahlsonntag noch offen. Finanzsenator Matthias Kollatz, der statt seines | |
Innenressort-Kollegen Andreas Geisel (beide SPD) vor den Journalisten saß, | |
kündigte an, dass der Senat Experten und Wahlvorsteher hinzuziehen will. Ob | |
die Aufklärung durch eine unabhängige Kommission erfolgt, wie am Dienstag | |
von der Linksfraktion vorgeschlagen, ließ Kollatz offen. | |
Bei den Wahlen zum Bundestag, zum Abgeordnetenhaus und zu den | |
Bezirksverordnetenversammlungen sowie beim Enteignungs-Volksentscheid hatte | |
es vor neun Tagen Berichte über zahlreiche Pannen gegeben. Teils fehlten | |
Stimmzettel, teils gab es die falschen. Zudem bildeten sich lange Schlangen | |
vor den Wahllokalen. Von Wartezeiten über zwei Stunden war zu hören. Manche | |
Wähler konnten ihre Stimmen erst nach offizieller Schließung der Wahllokale | |
abgeben, schon unter dem Eindruck der veröffentlichten Prognosen. | |
Senator Kollatz mahnte in der Pressekonferenz vor voreiligen Bewertungen: | |
„Nicht alles, was öffentlich gesagt worden ist, konnte bisher bestätigt | |
werden.“ Klar ist nach seinen Worten für den Senat, dass es tatsächlich | |
Stimmzettel im falschen Wahllokal und „erhebliche Kommunikationsprobleme“ | |
zwischen Wahllokalen und Wahlleitungen gab. Noch nicht vom Senat bestätigt | |
ist, dass tatsächlich einzelne Minderjährige, die nur auf Bezirksebene | |
hätten mitwählen dürfen, auch Stimmzettel für die Wahlen zum Bundestag und | |
zum Abgeordnetenhaus erhielten. Aus Kollatz' Sicht war das aber kein | |
organisatorisch-logistisches Problem wie bei den anderen Pannen. Namens der | |
Landesregierung entschuldigte sich der Finanzsenator „bei allen, die | |
Probleme bei der Stimmabgabe hatten“. Eigentlich war für Dienstag ein | |
Bericht des Innensenators über die Pannen erwartet worden. Die | |
Bestandsaufnahme dafür sei aber noch nicht abgeschlossen, hieß es von | |
Kollatz. | |
## Wahlleiterin offiziell abberufen | |
Das soll nicht an der Innenverwaltung liegen: Erst aus 7 der 12 Bezirke | |
lägen alle nötigen Informationen vor. Die sind in der Hand der dortigen | |
ehrenamtlichen Wahlleitungen, die nicht an Weisungen des Senats gebunden | |
sind. | |
Bei der Frage nach möglichen Neuwahlen verwies Kollatz auf den Weg des | |
geringstmöglichen Eingriffs. Nachgewählt werden müsste, so ist die | |
Rechtslage, bei sogenannter „Mandatsrelevanz“: Nur wenn naheläge oder | |
bewiesen wäre, dass Pannen die Zusammensetzung der Parlamente, also die | |
Zahl der Mandate pro Partei, beeinflusst haben, könnte es Neuwahlen geben, | |
im ersten Schritt nur in den betroffenen Orten. | |
„Eine erste wichtige Konsequenz ist ja getroffen: die Abberufung des | |
Wahlleiterin“, mühte sich Kollatz zu beschwichtigen. Doch Petra Michaelis, | |
seit 2009 in diesem Ehrenamt und hauptberuflich am Landesrechnungshof | |
tätig, hatte bereits am Mittwoch genau darum gebeten – der Beschluss des | |
Senats nun, sechs Tage später hatte also bloß formalen Charakter. | |
5 Oct 2021 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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