| # taz.de -- Groko im Clinch um Kompetenzen: Wahlkampf mit Wald | |
| > CDU-Agrarministerin Julia Klöckner legt ein Konzept für klimabeständige | |
| > Wälder vor – ohne SPD-Umweltministerin Svenja Schulze. Die beschwert | |
| > sich. | |
| Bild: Schauen Sie: Wald! Und eine Strategie! | |
| Berlin taz | Der „klima-angepasste Mischwald“ dient als Leitbild für die | |
| Zukunft. In ihrer am Dienstag veröffentlichten [1][Waldstrategie 2050] | |
| legte Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) dar, dass die Wiederaufforstung | |
| von Nadelbäumen nur dort geplant sei, wo Laubbäume nicht wüchsen. | |
| Das bereits begonnene Waldumbauprogramm im Umfang von 1,5 Milliarden Euro | |
| soll in der kommenden Regierungsperiode fortgeführt werden. Weitere | |
| konkrete Zahlen dazu nannte Klöckner allerdings nicht. | |
| Vor allem die starke Trockenheit und in der Folge der Borkenkäfer haben | |
| knapp 3 Prozent der hiesigen Wälder schwer beschädigt. Vor diesem | |
| Hintergrund ergriff die CDU-Politikerin die Gelegenheit, sich kurz vor der | |
| Bundestagswahl noch einmal in Position zu bringen. Wenn die Union es in die | |
| neue Regierung schafft, hat Klöckner gute Chancen auf vier weitere Jahre | |
| als Ministerin. | |
| Umweltministerin Svenja Schulze von der SPD fand den Auftritt deshalb nicht | |
| amüsant. Sie warf Klöckner vor, gegen den Koalitionsvertrag zu verstoßen, | |
| der eine „gemeinsame Waldstrategie“ vorsehe. Inhaltlich betonte Schulze: | |
| „Wälder sind mehr als Holzfabriken, sie spielen eine entscheidende Rolle | |
| für den Klimaschutz und die Bewahrung der Artenvielfalt.“ | |
| ## Kritik auch von Umweltschützer:innen | |
| Klöckner konterte: Sie leite das in dieser Sache „federführende | |
| Ministerium“. Außerdem sei es nicht schneller gegangen, weil die EU sich | |
| mit ihren Plänen zum Wald verspätet habe. Vor der Wahl habe sie aber noch | |
| eine „Grundlage“ für die nächste Regierung schaffen wollen. | |
| Auch der Umweltverband BUND kritisierte, nicht ausreichend beteiligt worden | |
| zu sein. „Agrarministerin Klöckner schützt die kurzfristigen | |
| wirtschaftlichen Interessen der Forst- und Holzlobby statt den Wald.“ Der | |
| Verband forderte „eine ökologische Waldwende“, darunter „die Ausweisung … | |
| Naturwäldern ohne forstliche Nutzung auf mindestens 10 Prozent der | |
| Waldfläche“. | |
| Auf den ersten Blick mutet es fragwürdig an, wenn die Ministerin sich | |
| einerseits für klimaresiliente Wälder einsetzt, andererseits aber den | |
| Anteil von Holz beim Wohnungsbau „auf 30 Prozent anheben“ will. | |
| Dass ökologisch intakte Forsten und die wirtschaftliche Nutzung von Holz | |
| kein Widerspruch sein müssen, erklärte Professor Andreas Bolte vom | |
| staatlichen Thünen-Institut. | |
| Hinsichtlich des Klimawandels erfülle der Wald drei Funktionen: Erstens | |
| binde er große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid. Zweitens verursache | |
| Bauholz aus Deutschland weniger Klimaschäden als solches, das über weite | |
| Strecken nach Deutschland transportiert werde. Und drittens [2][ersetze | |
| Holz Baustoffe wie beispielsweise Zement], bei deren Produktion viel mehr | |
| CO2 entsteht. | |
| Für die Aufforstung der beschädigten und den Umbau der bestehenden Wälder | |
| plädierte Bolte dafür, die „Optionen zu weiten“. Beispielsweise seien die | |
| hiesigen Buchenarten nicht unbedingt am besten geeignet, wenn sich der | |
| Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten noch stärker bemerkbar mache. | |
| Infrage kämen dann auch ausländische Arten, etwa die Ungarische Eiche. | |
| 7 Sep 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.bmel.de/DE/themen/wald/waldstrategie2050.html;jsessionid=20528C… | |
| [2] /Holzarchitektur-gegen-die-Klimakrise/!5768977 | |
| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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