| # taz.de -- Geplante Demonstrationen am Wochenende: Protest für sichere Schulw… | |
| > Am Wochenende demonstrieren Bürger:innen für kinderfreundlichen | |
| > Verkehr. Sie wollen Druck auf die künftige Bundesregierung ausüben. | |
| Bild: Schon im September 2020 rief Kidical Mass in NRW zur Demo auf | |
| Berlin taz | Am kommenden Wochenende demonstrieren in mehr als 130 Städten | |
| Bürger:innen für ein neues Verständnis von Verkehr. Mit Blick auf die | |
| [1][Bundestagswahlen am 26. September] fordert ein breites Bündnis ein | |
| kinderfreundliches Straßenverkehrsrecht und geschützte, breite Radwege an | |
| allen Hauptstraßen. Aufgerufen dazu hat die Initiative Kidical Mass Köln, | |
| die von 200 Initiativen und Organisationen wie dem Fahrradclub ADFC, dem | |
| Verkehrsclub Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk unterstützt | |
| wird. | |
| Das Bündnis fordert unter anderem ein sicheres Radwegenetz für Schulwege, | |
| Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts und Spielstraßen und | |
| Wohngebiete ohne Durchgangsverkehr. „Die neue Bundesregierung muss die | |
| Rahmenbedingungen schaffen, damit die Kommunen so etwas umsetzen können und | |
| mehr Handlungsspielraum bekommen“, sagt Sebastian Züger von Kidical Mass | |
| Köln. | |
| Denn selbst dort, wo Stadträte gerne zum Beispiel durchgängig Tempo 30 in | |
| der Innenstadt durchsetzen wollen, schrecken sie davor zurück. Vorgaben in | |
| Bundesgesetzen lassen das aus Sicht vieler Kommunalpolitiker:innen | |
| zumindest nicht rechtssicher zu. | |
| In der zu Ende gehenden Legislaturperiode haben sich das CSU-geführte | |
| Bundesverkehrsministerium und die Bundesländer zwar auf eine Änderung der | |
| Straßenverkehrsordnung (StVO) verständigt, mit der mehr Sicherheit | |
| geschaffen werden soll, etwa durch höhere Strafen für Falschparkende. | |
| ## Scholz will Autoverkehr weiter fördern | |
| Die Union hat aber neue Regelungen abgelehnt, die den Kommunen mehr | |
| Handlungsfreiheit etwa bei der Einrichtung autofreier oder | |
| verkehrsberuhigter Zonen gegeben hätten. Wegen eines Formfehlers hatte | |
| Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer das Inkrafttreten der neuen StVO | |
| blockiert und bei Nachverhandlungen durchgesetzt, dass Raser:innen | |
| weniger schnell den Führerschein abgeben müssen als ursprünglich | |
| vorgesehen. Die neue StVO tritt erst nach der Bundestagswahl in Kraft. | |
| Zumindest an der Union und der FDP dürften die Forderungen von Kidical Mass | |
| und Co abprallen. In dem für den Fall eines Wahlsiegs vorgestellten | |
| Sofortprogramm der CDU spielt Verkehrspolitik nur am Rand eine Rolle: Die | |
| CDU will die Pendlerpauschale dynamisieren, „damit Mobilität für Menschen | |
| aus ländlichen Räumen bezahlbar bleibt“ – also der Autoverkehr weiterhin | |
| gefördert wird. | |
| Im Bundestagswahlprogramm spricht sich die Partei zwar für den Ausbau von | |
| Radwegen, öffentlichem Nahverkehr und die Stärkung der Schiene aus, aber | |
| auch für den weiteren Bau von Straßen. Städte sollen durch „smarte | |
| Verkehrsführung“ entlastet werden, von mehr Handlungsfreiheit für Kommunen | |
| ist nicht die Rede. Die FDP spricht sich strikt gegen pauschale | |
| Einschränkungen des individuellen Autoverkehrs aus. | |
| Die SPD will bis 2030 das „modernste und klimafreundlichste | |
| Mobilitätssystem Europas“ schaffen. Allerdings hat [2][Olaf Scholz] in | |
| Aussicht gestellt, steigende Benzinpreise durch eine Erhöhung der | |
| Pendler:innenpauschale auszugleichen – also den Autoverkehr weiter zu | |
| fördern. Die Grünen wollen bis 2030 die Zahl der Rad- und Fußwege | |
| verdoppeln, für Innenstädte die Regelgeschwindigkeit Tempo 30 und den | |
| Kommunen die Planungshoheit für die Gestaltung des öffentlichen Raums | |
| geben. | |
| Damit Bürger:innen auf dem Land ohne Auto flexibel sind, wollen sie mit | |
| den Bundesländern eine Mobilitätsgarantie mit Standards etwa für | |
| Verbindungen vereinbaren. Die Linkspartei will auch eine | |
| Mobilitätsgarantie, durch die massive Stärkung und Verbilligung des ÖPNV | |
| eine Reduzierung von Autos erreichen und mehr Rad- und Fußwege. | |
| Der Handlungsbedarf ist groß, wie am Mittwoch veröffentlichte Zahlen des | |
| Statistischen Bundesamts zeigen. Die Zahl der in Deutschland zugelassenen | |
| Pkw hat innerhalb von 10 Jahren um 14 Prozent auf 48,2 Millionen | |
| zugenommen. In Deutschland gibt es 5 Millionen Berufspendler:innen. Davon | |
| gaben nach Angaben des Statistischen Bundesamts 68 Prozent an, | |
| normalerweise mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. 48 Prozent aller | |
| Erwerbstätigen haben eine Entfernung von weniger als 10 Kilometer zum | |
| Arbeitsplatz. Aber rund 13 Prozent der Pendler:innen nahmen Bus oder | |
| Bahn. JedeR Zehnte nimmt das Fahrrad für den Weg zur Arbeit. | |
| 16 Sep 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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