# taz.de -- Streik der Pflegenden in Berlin: Folgerichtig und sinnvoll | |
> Die Beschäftigten der landeseigenen Berliner Krankenhausbetriebe treten | |
> in den unbefristeten Streik. Und ihr Druck hat schon Wirkung gezeigt. | |
Bild: Die Beschäftigten von Vivantes und Charité haben für den Streik gestim… | |
Was lange angekündigt wurde, wird nun wahr: [1][Seit Donnerstag] sind die | |
Berliner Klinikbeschäftigten in einem unbefristeten Arbeitskampf. Mit dem | |
Erzwingungsstreik wollen sie ihre Forderungen – einen [2][Tarifvertrag], | |
Entlastung für die Pflegenden und eine Bezahlung gemäß des Tarifvertrags | |
für den öffentlichen Dienst TVöD für alle Beschäftigten der | |
Tochtergesellschaften – in den nächsten zwei Wochen durchsetzen. | |
Erst nachdem die Gewerkschaft Verdi die Urabstimmung über den unbefristeten | |
Arbeitskampf angekündigt hatte, bewegte sich die Vivantes-Klinikleitung. | |
[3][Am Montag] schlug sie ein System vor, in dem der Leistungsumfang der | |
Krankenhäuser je nach vorhandenem Personal gedeckelt würde. | |
Der Vorschlag ist konstruktiv und zielführend. Mit ihm als | |
Verhandlungsgrundlage kann eine für Personal und Patient:innen | |
menschenwürdige Pflege möglich werden. Im gleichen Atemzug hatten Vivantes | |
und Charité aber verkündet: Kommt es zu Streiks, enden auch die Gespräche. | |
Entsprechend entrüstet zeigte sich Vivantes dann auch, als sich über 98 | |
Prozent der gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten am Montag dennoch | |
für den Arbeitskampf aussprachen. | |
Doch die Entscheidung der Beschäftigten ist folgerichtig, denn der | |
Vivantes-Vorschlag sieht nach wie vor keine Konsequenzen für den Fall vor, | |
dass die Klinikleitung die nötige Personalbemessung unterschreitet. Auch | |
strategisch ist der Streik richtig, weil es zu dem Vivantes-Vorschlag nicht | |
trotz, sondern wegen des Drucks kam. | |
Vor der Streikverkündung hatte Vivantes über Monate verkündet, eine | |
Entlastung der Pflegenden sei leider nicht drin, da sonst – so der Tenor | |
von so mancher Pressemitteilung – Berlins Krankenversorgung zusammenbrechen | |
und Vivantes pleitegehen würde. Dass es nun zur 180-Grad-Wende kam, zeigt: | |
Der kollektive Druck wirkt. Die Drohung, die Gespräche einzustellen, | |
besteht wohl ähnlich wie das Horrorszenario eines zusammenbrechenden | |
Gesundheitssystems vor allem aus einem: heißer Luft. | |
Die Beschäftigten haben jetzt die Zügel in der Hand. Indem sie für bessere | |
Arbeitsbedingungen kämpfen, üben sie auch Druck auf die Politik aus, das | |
Gesundheitssystem endlich aus dem Joch des Kapitalismus zu befreien. Die | |
Stadtgesellschaft sollte das Klinikpersonal, wo es nur geht, unterstützen. | |
11 Sep 2021 | |
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## AUTOREN | |
Timm Kühn | |
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