# taz.de -- Massentierhaltung in Argentinien: Kein Schwein für China | |
> 25 Schweinemastanlagen sollen mit chinesischem Kapital in dem | |
> südamerikanischen Staat entstehen. Dagegen protestieren | |
> Klimaschutzverbände. | |
Bild: „Jeder Megamastbetrieb verbraucht 1,5 Millionen Liter Wasser am Tag“,… | |
„Schweine für China = Scheiße für Argentinien“, stand auf einem Pappschi… | |
das am Mittwoch vor der chinesischen Botschaft in Buenos Aires in die Höhe | |
gehalten wurde. Rund tausend Menschen hatten sich versammelt, um gegen den | |
Bau von 25 Schweinemastanlagen zu protestieren. Die sollen mit chinesischem | |
Kapital im Norden Argentiniens eingerichtet werden und bis zum Jahr 2026 | |
rund 1,7 Millionen Tonnen Schweinefleisch für den Export nach China | |
erzeugen. | |
2019 war in China die Afrikanische Schweinepest ausgebrochen. Die | |
chinesischen Schweinemäster mussten Tiere in dreistelliger Millionenzahl | |
keulen und verbrennen. Chinas Schweinefleischproduktion fiel von 54 | |
Millionen Tonnen im Jahr 2018 auf 34 Millionen im Jahr 2020. Um den Ausfall | |
zu kompensieren, steigerte Chinas Führung nicht nur den Import. Gesucht | |
wurden auch schweinepestfreie Produktionsstandorte außerhalb des Landes, | |
jedoch ausschließlich für die Deckung des Eigenbedarfs. | |
So kam Argentinien in den engeren Kreis der Kandidaten. Seither verhandeln | |
beide Länder über ein entsprechendes Abkommen. „Die Regierung von Präsident | |
Alberto Fernández mauert“, sagte Julieta Itzcovich, Sprecherin [1][der | |
Klimaschutzorganisation Rebelión o Extinción Argentina]. Obwohl der Inhalt | |
des Abkommens längst durchgesickert sei, gebe die Regierung offiziell | |
nichts bekannt, so die 19-Jährige. Vor genau einem Jahr waren sie mit ihrer | |
Forderung nach der Offenlegung des Abkommens vor den Präsidentenpalast | |
gezogen. | |
„Heute sind wir vor der chinesische Botschaft, um international darauf | |
aufmerksam zu machen.“ Würde das Abkommen in der bisher bekannten Form | |
umgesetzt, würde sich die Zahl der Mutterschweine in Argentinien in den | |
kommenden Jahren nahezu verdreifachen. Immerhin ließ Präsident Fernández | |
erklären, das Abkommen noch einmal auf seine Umweltauswirkungen überprüfen | |
und nachbessern zu wollen. „Passiert ist nichts“, so Itzcovich. | |
## Einnahmen von zehn Milliarden US-Dollar | |
In vier Jahren sollen Exporteinnahmen in Höhe von 10 Milliarden Dollar | |
erzielt werden. Hoffnungsfrohe Erwartung herrscht denn auch unter | |
Argentiniens Großmästern. Der Bedarf an Futtermittel, sprich die Umwandlung | |
von Sojabohnen und Mais in tierisches Protein, kann aus der heimischen | |
Produktion gedeckt werden. Weshalb auch deren Erzeuger Druck auf die | |
Umsetzung machen. 2019 rangierte Argentinien mit exportierten 7.000 Tonnen | |
auf dem Weltmarkt für Schweinefleisch unter „ferner liefen“. Weltgrößter | |
Exporteur von Schweinefleisch war 2019 die Europäische Union mit 2,93 | |
Millionen Tonnen, gefolgt von den USA, Kanada, Brasilien und Chile. | |
Ärger mit den Konkurrenten erwartet die Regierung in Buenos Aires nicht, | |
sorgt doch die neue Nachfrage aus China für eine kräftige | |
Markterweiterung. Stattdessen setzt sie [2][auf die dringend benötigten | |
Dollarerlöse]. Die sind in dem wirtschaftlich schwer gebeutelten Land das | |
nahezu alles erschlagende Argument. Noch zögert der Präsident mit seiner | |
Unterschrift, auch am Río de la Plata wächst die Klimabewegung. „Im Kontext | |
eines weltweiten Klimanotstands ist das Argument Exporterlöse nicht mehr | |
gültig“, hält Julieta Itzcovich dagegen. Statt Megafleischmastbetriebe | |
einzurichten, dürfe sich der Notstand nicht weiter verschärfen. | |
26 Aug 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://xrargentina.org/index.html | |
[2] /Milliarden-aus-der-Corona-Bazooka/!5791854 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
## TAGS | |
China | |
Argentinien | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schweine | |
Schweinemast | |
Landwirtschaft | |
Tiere | |
Tierschutz | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Niedrige Schweinepreise: Ministerin Klöckner ratlos | |
Die CDU-Agrarministerin verkündet nach einem Krisengespräch kaum Neues. | |
Kritiker fordern, weniger Schweinefleisch zu produzieren und zu essen. | |
Kunstausstellung über Tiere: Mit Kanonen auf Spatzen schießen | |
Die Beziehung zwischen Mensch und Tier schwankt schon seit Menschengedenken | |
zwischen Feind- und Freundschaft. Nun gibt es dazu eine Ausstellung. | |
Brände in Tierställen: Was tun? | |
Regelmäßig kommen bei Bränden in Tierställen hunderte oder gar tausende | |
Tiere ums Leben. Tierschützer:innen fordern einen besseren Brandschutz. | |
CO2-Emissionen von Wildtieren: Schweine als Klimasäue | |
Wildschweine verursachen weltweit jährlich so viele CO2-Emissionen wie rund | |
1,1 Millionen Autos, behauptet ein internationales Forscher:innenteam. |