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# taz.de -- Tschads Exdiktator Hissène Habré: Coronatod in Haft
> Habré galt als einer der grausamsten Diktatoren der Welt. Mit allen
> Mitteln wollte er einer lebenslangen Haft entkommen – wo er nun gestorben
> ist.
Bild: Tschads Ex-Diktator Hissène Habré 2016 im Gerichtssaal in Dakar, Senegal
Berlin taz | Wohl kaum jemand hat die internationale Justiz so lange an der
Nase herumgeführt, aber genützt hat es ihm nichts. [1][Hissène Habré], der
als Diktator von Tschad von 1982 bis 1990 für den Tod von 40.000 Menschen
verantwortlich sein soll, ist am Dienstag an Covid-19 gestorben, in der
Haft in Senegal. Er wurde 79 Jahre alt.
„Hissène Habré wird in die Geschichtsbücher eingehen als einer der
unbarmherzigsten Diktatoren der Welt – ein Mann, der sein eigenes Volk
abschlachtete, ganze Dörfer anzündete, Frauen als Sexsklavinnen an seine
Armee übergab und Geheimverliese zur Folter seiner Feinde baute“, resümiert
Reed Brody, der jahrzehntelang für Human Rights Watch Habré jagte.
Habré, der als Rebellenchef 1982 die Macht in Tschad ergriff, errichtete
eine blutrünstige Diktatur, die der alten Kolonialmacht Frankreich als
Verbündeter im Kampf gegen die Expansionsgelüste des damaligen libyschen
Diktators Muammar al-Gaddafi diente. Im Foltergefängnis La Piscine – ein
koloniales Schwimmbecken, mit einem Betondach versehen und in kleine luft-
und fensterlose Zellen aufgeteilt – starben viele Menschen und verfaulten
neben ihren Mithäftlingen.
Erst im Dezember 1990 verlor Habré die Macht – an einen seiner eigenen
ehemaligen Generäle, [2][Idriss Déby]. Habré floh mit der Staatskasse nach
Senegal und wehrte sich mit allen juristischen Tricks gegen Klagen von
Überlebenden seiner Terrorherrschaft. Erst als der Internationale
Gerichtshof in Den Haag 2012 Senegal dazu verurteilte, Habré entweder
anzuklagen oder auszuliefern, entstand in Senegals Hauptstadt Dakar ein
Sondertribunal der Afrikanischen Union (AU). Habré wurde 2013 verhaftet und
2016 [3][zu lebenslanger Haft verurteilt]. Die 125 Millionen Euro
Entschädigung, die seinen Opfern zugesprochen wurden, hat er nie bezahlt.
Im Sommer 2020 gewährte Senegal ihm noch 60 Tage Hafturlaub – wegen Corona.
Im Sommer 2021, als die dritte Coronawelle Senegal traf, wurde Habré krank
in eine Privatklinik verlegt. Der Verstorbene soll nun in die Heimat
überführt und dort begraben werden – ohne Staatstrauer, sagte ein
Regierungssprecher und fügte an: „Er wird immer ein Expräsident Tschads
bleiben.“
24 Aug 2021
## LINKS
[1] /Kommentar-Tschads-Exdiktator-Habre/!5305034
[2] /Tod-von-Tschads-Praesidenten/!5768044
[3] /Ex-Diktator-des-Tschad-vor-Gericht/!5401729
## AUTOREN
Dominic Johnson
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