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# taz.de -- Stockende Hamburger Impfkampagne: SPD will Impfpredigt in Moscheen
> Der Hamburger Bundestagskandidat Falko Droßmann (SPD) kritisiert eine
> geringe Impfbereitschaft bei Muslim:innen. Wie kommt er darauf?
Bild: Ein guter Ort für Impfpredigten? Die Al-Nour-Moschee im Hamburger Stadtt…
Hamburg taz | Falko Droßmann, Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte und
SPD-Direktkandidat für den Bundestag, kritisiert gegenüber dem Hamburger
Abendblatt eine geringere Impfbereitschaft unter Menschen muslimischen
Glaubens und appelliert an Imame: „Es darf eigentlich kein Freitagsgebet
mehr geben ohne Aufruf zum Impfen.“ Nur: Wie kommt er darauf?
Ob es tatsächlich eine geringere Impfbereitschaft bei
Moscheebesucher:innen gibt, lässt sich nicht feststellen. Der
Landesvorsitzende des Zentralrats der Muslime in Hamburg, Daniel Abdin,
sieht diese jedenfalls nicht. „Moslems sind auch nur ein Abbild der
Gesellschaft“, sagt er. Natürlich gebe es auch hier Impfskeptiker:innen, so
wie überall sonst. Viele Imame klärten schon lange über Impfungen auf.
Viele Moscheen impften mittlerweile sogar selbst.
Versucht Droßmann mit seiner Aussage also vom mäßigen Erfolg der Hamburger
Impfkampagne abzulenken? Deniz Celik, Bürgerschaftsabgeordneter der Linken,
bejaht das. „Der Senat hat anfangs viel versäumt“, meint Celik. Gerade
niedrigschwellige Impfangebote habe es viel zu spät gegeben. Seit diese
vermehrt umgesetzt würden, nähmen die Hamburger:innen sie auch gut an.
Für eine höhere Impfskepsis unter Muslim:innen gebe es keine
Erkenntnisse. „Man kulturisiert da ein soziales Problem“, warnt Celik.
Ein Blick auf das Infektionsgeschehen gibt Celik Recht: Stadtteile, in
denen ärmere Menschen leben, sind signifikant stärker von Corona betroffen
als reichere Stadtteile. Und zwar nicht nur durch die sozialen Folgen,
sondern auch direkt durch die Infektionszahlen. Das war in Welle eins bis
drei so, und es deutet sich bereits für die vierte Welle an.
## Zusammenhang ja, Ursache nein
So lag die Corona-Inzidenz in der vergangenen Woche auf der Hamburger
Veddel zeitweise bei 350. In Hamburg-Wilhelmsburg war es 200, während sich
die hamburgweite Inzidenz zwischen 80 und 90 Neuinfektionen auf
hunderttausend Einwohner:innen bewegte. Wie hoch die Impfquote in den
Bezirken und Stadtteilen ist, lässt sich nicht feststellen.
So ist es richtig, dass in stark betroffenen Stadtteilen der Anteil an
Menschen, die Moscheen besuchen, oft höher ist. Allerdings gibt es
aussagekräftigere Faktoren für die Infektionszahlen. Auf der Veddel zum
Beispiel liegt das mittlere Jahreseinkommen bei nur 15.831 Euro. Der
Hamburger Durchschnitt beträgt 39.054 Euro. Das spiegelt sich auch in den
Wohnverhältnissen wider. Ein Veddeler oder eine Veddelerin lebt im Schnitt
auf 27,8 Quadratmetern. Eine durchschnittliche Eimsbüttlerin hat hingegen
37,9 Quadratmeter Platz und 37.536 Euro im Jahr zur Verfügung.
Neben der beengten Wohnsituation sind es gerade die prekären
Niedriglohnjobs, denen mutmaßlich mehr Menschen auf der Veddel als in
Eimsbüttel nachgehen, die sich nicht so einfach ins Homeoffice verlagern
lassen.
Abschließend lässt sich also sagen: Ja, es gibt eine Korrelation zwischen
dem Anteil an Menschen muslimischen Glaubens in einer Nachbarschaft und der
Corona-Inzidenz vor Ort. Dass es aber auch eine Kausalität gibt, ist eher
unwahrscheinlich. Auch, dass Muslim:innen mehr Impfvorbehalte haben,
lässt sich nicht belegen. Droßmann wollte seine Aussage der taz gegenüber
nicht mehr kommentieren.
24 Aug 2021
## AUTOREN
Finn Walter
## TAGS
Muslime in Deutschland
Hamburg
Impfung
SPD Hamburg
Schwerpunkt Coronavirus
AfD Hamburg
Schwerpunkt Armut
Veddel
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