# taz.de -- Schulkinder prügeln Polizisten: Aktion und Reaktion | |
> Die Tritte von Schulkindern auf einen Polizisten in Hamburg sind nicht | |
> entschuldbar, aber auch das Verhalten des Polizisten gehört hinterfragt. | |
Bild: „Cop4U“-Polizisten sind auf Hamburgs Schulhöfen seit Jahren ein gewo… | |
Der Polizeibericht über den Vorfall auf der Straße vor dem Gebäude der | |
Eimsbüttler Ida-Ehre-Schule ist erschreckend. Einen am Boden liegenden | |
Menschen gegen den Kopf zu treten, ist unverzeihlich brutal. Noch ist es zu | |
früh, um zu beurteilen, wie genau [1][dieser Vorgang] sich abgespielt hat. | |
Doch zumindest die Schilderung in den Titelzeilen ist verkürzt. Es gab | |
keinen Angriff von „bösen Monster-Kids“ auf einen Polizisten aus dem Nichts | |
heraus. Vielmehr war diese Aktion eine Reaktion, hat doch dieser Beamte | |
zuvor einen 13-jährigen Jungen mit Polizeigriffen zu Boden gebracht und | |
dort fixiert. | |
Es stimmt: Wenn der Polizist befürchtet, der Junge sei bewaffnet, darf er | |
präventiv agieren, denn er vertritt das staatliche Gewaltmonopol. | |
Aber Kinder und Heranwachsende sind keine fertigen Staatsbürger. Für sie | |
muss so ein Zubodenbringen nicht wie ein friedlicher Akt wirken, darauf | |
weist auch das inzwischen aufgetauchte Video hin. Ihr Versuch, dem Jungen | |
beizustehen, ist ein verständlicher Impuls, auch wenn, wie gesagt, Tritte | |
absolut inakzeptabel sind. | |
Der Junge hatte keine Waffe in seiner Tasche und er hatte seinem | |
Kontrahenten vor dem Schultor bis dahin körperlich nichts getan. Aber er | |
stand dort aus subjektiver Sicht des herbeigeradelten Beamten in | |
„bedrohlicher Haltung“. Und der „Cop4U“ hatte offenbar Vorwissen über | |
dieses Kind. Auch die Schule schreibt von Bedrohungen durch „schulfremde | |
Personen“, über die man zuvor den Beamten informierte. Eine Zeitung schrieb | |
von „Intensivtäter“. | |
Das ist ein Wort aus der Gewaltprävention. Eine Zuschreibung, die nicht | |
unumstritten ist. Auch das „Cop4U“-Konzept von Polizisten, die im | |
Schulumfeld tätig sind, ist seit Jahren Teil der Gewaltprävention. Nur kann | |
unsere Gesellschaft nicht erreichen, dass Kinder und Jugendliche auf der | |
Straße nie wieder einen Streit austragen. Es ist jetzt falsch, nach | |
schärferen Maßnahmen wie geschlossener Unterbringung zu rufen. Im | |
Gegenteil, die Frage muss erlaubt sein, an welchen Stellen die | |
Gewaltprävention ihre Ziele verfehlt. | |
23 Aug 2021 | |
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## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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