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# taz.de -- Musikfestivals in Berlin: Wie wirkt der Raum?
> Experimentelles und Räumliches mit dem Kazu's Honeycomb Festival,
> Speicher V im Wasserturm und dem Monat der zeitgenössischen Musik.
Bild: Mit „Topography of Vulnerabilities #4“ beim Labor Sonor dabei: Nguy�…
Wer von seinen Playlists und all dem, was die Algorithmisierung unseres
Musikkonsums daraus macht, gerade genervt oder gelangweilt ist – kurzum,
wer klanglich mal in andere Gefilde will: Gleich zum Auftakt der kommenden
Woche gibt es die musikalische Avantgarde geballt und – quasi zum
Kennenlernen – im eher im niedrigschwelligeren Festivalformat.
So findet, kuratiert vom Club Ausland, in der [1][WABE] ein zweitägiges
Minifestival statt. Genau gesagt heißt der Kurator Kazuhisa Uchihashi; der
japanische Improvisationsmusiker hat in dem Club, der der
Durchgentrifizierung des Prenzlauer Berg beharrlich experimentelle Klänge
entgegenspielt, ein künstlerisches Zuhause.
Am ersten Abend von Kazu’s Honeycomb Festival mit insgesamt acht Konzerten
von Berliner Improv- und Experimentalmusiker:innen, am Freitag (20.8.)
also, gibt es, neben den elektronisch anmutenden Sounds, die Joke Lanz und
Richard Scott ihrem prädigitalen Equipment entlocken und einem
Trompeten-Trio (bei dem vermutlich einige höchst individuelle
Herangehensweisen an das Blasinstrument zu beobachten sind) gleich zwei
Kollaborationen des Kurators:
Uchihashi trifft auf die Klangkünstlerin Andrea Parkins, die nicht nur
ihrem Akkordeon Erstaunliches entlockt. Und dann noch den Perkussionisten
Michael Vorfeld, der auf das Becken spezialisiert ist, zudem aber auch mit
selbstgebauten Saiteninstrumente Musik macht (19.30 Uhr, Tickets 11 Euro).
Ähnlich abwechslungsreich ist auch der folgende Abend (weitere Infos unter
[2][ausland-berlin.de])
## Zum fünften Mal Speicher
Ebenfalls am Freitag (20.8.) startet die fünfte Ausgabe des
Speicher-Festivals in den Katakomben des Wasserturms im Prenzlauer Berg. Im
Untertitel nennt Speicher V sich „Festival für ortsspezifische Musik“: Die
Klänge, die es hier zu hören gibt, wurden teils extra für die spezielle
Akustik dieses Wasserspeichers geschaffen, in dem allerdings schon seit
hundert Jahren kein Wasser gespeichert wird (kühl ist es dort trotzdem –
also Wollpulli mitnehmen!).
Veranstaltet wird das Ganze vom Label [3][Bohemian Drips]. Zum kleinen
Jubiläum haben die Konzerte einen etwas retrospektiven Charakter: Die
auftretenden Künstler:innen stammen aus dem Label-Umfeld – oder sie
waren früher schon einmal beim Speicher-Festival dabei und lassen sich zu
neuen musikalischen Projekten inspirieren.
Extragroße Freude am Hall und dem Gedröhne, der damit hoffentlich
einhergeht, dürften [4][Sicker Man] und Kiki Bohemia haben. Das
Drone-affine Duo tritt am Samstag auf – so wie auch der türkische
Schlagzeuger und Perkussionist Berke Can Özcan, der sein atmosphärisch
feingesponnenes, fast postrockiges Album „Mountains are Mountains“
vorstellen wird. Der Festival-Freitag ist ausverkauft, am Samstag (21.8.)
und Sonntag (22.8., jeweils 18 Uhr, Tickets 22,50 Euro) dagegen geht noch
etwas – bis nachmittags online und eventuell auch an der Abendkasse.
## Konzerte im Späti
Um die Frage, inwiefern ein Raum unser Erleben beeinflusst – und damit auch
um die Rückschlüsse, die wir daraus ziehen, also um unser Denken und
Handeln – soll es ab Freitag (27.8.) auch beim Labor Sonor gehen, der
Auftaktveranstaltung [5][des Monats der zeitgenössischen Musik].
Konkret geht es an dem Auftaktwochenende um die Frage: Wie wirkt ein Raum
auf Musik, die – nicht zuletzt aufgrund ihres experimentellen Charakters –
nicht als Wohlfühlkokon fungieren will, sondern selbst Räume aufmacht?
Zwecks Erforschung ist das Publikum eingeladen, sich das gleiche Stück
Musik in wechselnden Kontexten zweimal anzuhören.
Unter anderem gibt es Frank Bretschneiders Installation „Dream Life“ am
Freitag im Ausland zu sehen. Oder auch Sabine Ercklentz’ „Gehörgang B für
einen beliebigen Ort, Kopfhörer und 2 Ohren“: eine Komposition für
Kopfhörer; zu erleben ist sie im Spätkauf Hutfabrik. Von Freitag (27.8.,
Tickets 6,80-9 Euro, keine Abendkasse) an läuft das Labor drei Tage lang –
und der Monat der zeitgenössischen Musik dann noch den ganzen September.
20 Aug 2021
## LINKS
[1] https://www.wabe-berlin.info/
[2] https://ausland-berln.de/
[3] https://bohemiandrips.de/speicher/
[4] /Neue-Musik-aus-Berlin/!5754521
[5] http://xn--des%20Monats%20der%20zeitgenssischen%20Musik-nud
## AUTOREN
Stephanie Grimm
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