| # taz.de -- Bitte an den Pariser Klimagipfel denken: 2015 muss sich wiederholen! | |
| > 2015 war nicht nur das Jahr seltener deutscher Barmherzigkeit. Es wurden | |
| > „Paris“ und die Entwicklungsziele der UN beschlossen. | |
| Bild: Paris im Dezember 2015 während der Klimakonferenz | |
| Berlin taz | So etwas gibt es sonst nur in Hollywood: einen Thriller mit | |
| Happy End. Das war für mich der 12. Dezember 2015. Ich saß im vollgepackten | |
| Plenum der Pariser Klimakonferenz zum Weltklima-Abkommen. Der Saal brummte | |
| vor Nervosität und Anspannung, Hektik, Menschengruppen, Geflüster, ratlose | |
| Gesichter. Dann knallte der Konferenzpräsident Laurent Fabius den Hammer | |
| auf den Tisch: „It is so decided!“ Riesenjubel, neben mir sprang ein sonst | |
| eher cooler US-Diplomat auf, streckte die Arme in die Luft, umarmte mich | |
| und schrie: „Yes! Yes, he did it, man!“ | |
| [1][Für mich könnte das in Endlosschleife immer wieder laufen]. Aber nicht | |
| für Armin Laschet. Nicht für Julia Klöckner. Nicht für Thomas Strobl und | |
| viele andere ChristdemokratInnen. Sie sagen: „2015 darf sich nicht | |
| wiederholen!“ Und meinen selbstverständlich die ungeordnete Einwanderung | |
| von knapp einer Million flüchtender Menschen nach Deutschland, den seltenen | |
| Fall offizieller deutscher Barmherzigkeit. Schon klar: Ausnahmezustand, | |
| Kontrollverlust, Stärkung der AfD und Schwächung der EU-Solidarität sind | |
| für eine Regierung nicht wünschenswert. Aber was gar nicht geht: „2015“ a… | |
| Chiffre für Chaos und Bedrohung zu verwenden. | |
| Denn wenn das irgendwie was werden soll mit der Rettung der Welt, muss sich | |
| „2015“ wiederholen. Und zwar dauernd und ausdauernd. Denn „2015“ steht | |
| nicht nur für das Pariser Abkommen. Sondern [2][auch für die „nachhaltigen | |
| Entwicklungsziele“ (SDG), die sich die UN-Staaten damals versprochen | |
| haben]: das Recht auf Nahrung, Bildung, Gesundheitsversorgung, Sicherheit, | |
| saubere Umwelt und Gerechtigkeit. Die SDG stehen vor allem dafür, dass wir | |
| hier die „Entwicklungsländer“ sind, die teilen und eine neue Lebensweise | |
| finden müssen. | |
| ## In diesem Jahr ist bei vielen der Groschen gefallen | |
| „2015“ bedeutet auch, dass bei vielen der Groschen gefallen ist: dass VW | |
| und andere Autobauer sich im „Dieselskandal“ einen Harnstoff um Gesetze und | |
| Gesundheit scherten. Dass die Finanzwelt um ihre fossilen Geschäfte | |
| fürchtet, Gewerkschaften merken, dass es „keine Jobs auf einem toten | |
| Planeten“ gibt und der Papst Klimaschutz und Hilfe für die Ausgebeuteten | |
| zum Glaubensbekenntnis macht. | |
| All das ist 2015. Davon brauchen wir mehr, nicht weniger: Gerechtigkeit | |
| statt Abschottung, Solidarität statt „Das Boot ist voll“. Denn nur dann | |
| haben wir eine Chance, dass der berühmteste Satz einer CDU-Kanzlerin von | |
| 2015 Realität wird: „Wir schaffen das!“ | |
| 20 Aug 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bernhard Pötter | |
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