# taz.de -- Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkunft: Acht Jahre Haft für Neon… | |
> Sechs Jahre nach dem Anschlag auf eine Turnhalle in Nauen bei Berlin | |
> verurteilt das Landgericht einen ehemaligen NPD-Mann. | |
Bild: Ist das der Abschluss eines langen juristischen Verfahrens? Im Landgerich… | |
Berlin dpa | Die Taten reichen teilweise schon mehr als sechs Jahre zurück, | |
aber die juristische Aufarbeitung [1][brauchte ihre Zeit]: Das Landgericht | |
Potsdam hat den ehemaligen NPD-Politiker und Turnhallen-Brandstifter Maik | |
Schneider zu einer Haftstrafe von acht Jahren und drei Monaten verurteilt. | |
„Die Taten sind von erheblicher krimineller Energie gekennzeichnet“, sagte | |
der vorsitzende Richter Bodo Wermelskirchen am Montag bei der | |
Urteilsverkündung in dem Revisionsprozess (Az.: 23 KLs 7/21). Der | |
Zeitablauf seit den Taten wirke sich aber „in erheblicher Weise“ | |
strafmildernd aus. | |
In dem Prozess am Montag ging es nicht mehr darum, ob Schneider schuldig | |
ist oder nicht. Das Gericht musste allein über die Gesamtstrafe für mehrere | |
einzelne Taten entscheiden, zu denen der 34-Jährige zum ersten Mal bereits | |
im Februar 2017 vom Landgericht verurteilt worden war. | |
Schneider hat nach dem vorangegangenen Urteil des Landgerichts im August | |
2015 gemeinsam mit Komplizen [2][eine Turnhalle in Nauen (Havelland) | |
angezündet]. Dort sollten vorübergehend etwa 150 Flüchtlinge untergebracht | |
werden. Die Halle brannte komplett aus, der Wiederaufbau kostete rund 3,9 | |
Millionen Euro. | |
Rund sechs Monate zuvor hatte Schneider – auch das stand nach Überzeugung | |
der Potsdamer Richter im damaligen Prozess fest – für die Unterbrechung bei | |
einer Stadtverordnetenversammlung in Nauen (Havelland) gesorgt. Mit einer | |
Gruppe von 50 Gleichgesinnten trommelte er gegen eine Fensterfront des | |
Versammlungsraums und brüllte Parolen. | |
Außerdem soll der 34-Jährige, der als „führender Kopf der rechten Szene“ | |
bekannt war, das Auto eines Mannes aus Polen demoliert und angezündet | |
haben, über den es Gerüchte wegen angeblichen Kindesmissbrauchs gab. | |
## Neuauflage wegen Verfahrensfehler | |
Für diese Taten verurteilten ihn die Potsdamer Richter im Revisionsprozess | |
im Oktober 2019 zu zwei Haftstrafen: zu sieben Jahren und neun Monaten | |
sowie einmal zu einem Jahr und vier Monaten. Dabei spielte auch eine | |
frühere Verurteilung eine Rolle. Der Bundesgerichtshof (BGH) bestätigte | |
zwar den Schuldspruch, stellte jedoch fest, dass die Bildung der Strafen | |
fehlerhaft sei. Das Gericht müsse eine Gesamtstrafe aussprechen. | |
Schneider beteuerte am Montag im Prozess, dass er die Taten bereue. Er habe | |
seit seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft im Januar 2019 keinen | |
Kontakt mehr zur rechten Szene, habe keine Straftaten begangen oder sei | |
politisch aktiv. „Ich bin vollkommen für meine Familie und Tochter da“, | |
sagte er. Im Plädoyer betonte sein Verteidiger Mathias Noll: | |
„Nazi-Schneider, die Zeit ist lange her“. Die Verteidigung forderte eine | |
Strafe unter acht Jahren. | |
Die Staatsanwaltschaft plädierte auf acht Jahre und sechs Monate. „Diese | |
Taten haben öffentlich sichtbar gemacht, dass jedenfalls zu dieser Zeit die | |
Regeln des Zusammenlebens nicht von allen akzeptiert wurden – jedenfalls | |
nicht von dem Angeklagten“, sagte Staatsanwalt Nils Delius. Die Taten seien | |
„ein Symbol“ gegen anders denkende und anders aussehende Menschen gewesen. | |
## Urteil ist noch nicht rechtskräftig | |
Das Potsdamer Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Schneiders weiterer | |
Verteidiger, Sven-Oliver Milke, kündigte nach dem Urteil an, gegen die | |
Entscheidung Revision einzulegen. Damit könnte das Verfahren, das sich | |
inzwischen seit mehr als vier Jahren hinzieht, noch immer nicht zu Ende | |
sein. | |
Es ist noch offen, wie lange der zweifache Vater, der seine Haft Ende Juli | |
angetreten hat, im Gefängnis bleiben muss. Da er bereits rund drei Jahre in | |
Untersuchungshaft gesessen hat, wird diese Zeit angerechnet. Daneben steht | |
noch eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten aus einem anderen Urteil aus, | |
die vermutlich widerrufen wird. | |
16 Aug 2021 | |
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