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# taz.de -- Frauenfußball im Pay-TV: Volles Angebot mit Schranke
> Mit dem Start der Frauen-Bundesliga werden erstmals alle Spiele im Pay-TV
> gezeigt. Kann das die Sichtbarkeit der Fußballerinnen erhöhen?
Bild: Reporter sprechen mit Dörte Hoppius vom SC Sand vor der Sponsorenwand
Zu jedem Bundesligaspieltag gehört für Ellen Hanisch die Vorrecherche. Sie
wirft einen Blick auf die DFB-Website, wischt sich durch die
Instagram-Stories der Vereine und manchmal hilft auch die Kicker-App
weiter. Wann wo welche Spiele übertragen werden, sei gar nicht immer so
leicht herauszufinden, meint Hanisch vom [1][Podcast „Frauen reden über
Fußball“ (Früf)].
Doch in der nun am Freitagabend mit dem Auftaktspiel zwischen der TSG
Hoffenheim und dem SC Freiburg beginnenden Saison wird alles anders. Denn
der DFB hat vor einigen Wochen Historisches bekannt gegeben: Zum ersten Mal
werden in der kommenden Spielzeit alle Spiele der Frauenfußballbundesliga
live bei MagentaSport übertragen, das Freitagabendspiel zusätzlich auch
bei Eurosport.
In der letzten Saison waren von den 132 Partien nur 68 im Fernsehen zu
sehen, Streams nicht mit eingeschlossen. Hanisch freut sich deshalb: „Ich
kann dann einfach einschalten und mich darauf verlassen, dass ich das Spiel
auch tatsächlich gucken kann.“ Auch die Qualität wird sich wohl verbessern.
„Bei den Livestreams vom DFB gab es oft nur eine Kameraeinstellung“, sagt
Hanisch. „Ich erinnere mich an ein Spiel, bei dem die ganze Zeit ein
Stadionbalken die Sicht auf das Feld versperrt hat“. So etwas soll es
künftig nicht mehr geben.
In England ist das schon länger Standard. Dort wurden bereits in der
letzten Saison alle Spiele professionell produziert und live übertragen,
die meisten frei empfänglich. Für die kommende Saison hat der Verband
Verträge mit Sky und der BBC geschlossen. Medienberichten zufolge nimmt die
Liga dadurch rund 18 Millionen Euro ein.
## Selten wurde über die Spiele der Frauenbundesliga berichtet
In Deutschland ist die TV-Produktion der Spiele noch ein Zuschussgeschäft,
der DFB und MagentaSport teilen sich die Kosten. Als Marketinginvestion
könne der DFB diesen Anteil betrachten, meint Christoph Bertling von der
Sporthochschule Köln. Schließlich sei die Förderung des Frauenfußballs
nicht nur gut für das Image des Verbands, sondern auch eine Möglichkeit,
Sponsoren für den Sport zu gewinnen, so der Medienökonom. Er schätzt die
Kosten für die TV-Produktion auf etwa zwei Millionen Euro.
Fußballerinnen und Frauenfußballexpert*innen fordern schon lange
mehr und professionellere TV-Präsenz. Enttäuscht ist Podcasterin Hanisch
deshalb zum Beispiel von der Sportschau. Die hätte schon mehrmals
angekündigt, über Frauenfußballspiele zu berichten, das jedoch nur selten
umgesetzt. Tatsächlich berichtete die Sportschau in der vergangenen Saison
lediglich viermal in Form von Spielzusammenfassungen über die
Frauenbundesliga.
Vielleicht ändert sich das in der neuen Spielzeit. Der DFB schreibt auf
seiner Website, man habe mit der ARD eine Vereinbarung erzielt, die
Frauenbundesliga mit einem Samstagsspiel regelmäßig ins Programm der
Sportschau aufzunehmen. Dass sich durch die Vermarktung der Spiele bei
MagentaSport allerdings tatsächlich die Sichtbarkeit des Frauenfußballs
erhöht, bezweifelt Bertling. Schließlich kostet es Geld, Inhalte von
MagentaSport zu beziehen.
„Dass ich dafür bezahlen muss, stört mich überhaupt nicht“, sagt hingegen
[2][Eintracht-Frankfurt-Fan] Hanisch. Rund 10 Euro kostet MagentaSport
monatlich. Ein Preis, den Hanisch gerne bezahlt, um endlich alle Spiele
verfolgen zu können. Sie ist damit wohl die Ausnahme, meint Medienökonom
Bertling. „Wenn sich jemand ein Livespiel anschaut und dafür auch noch Geld
bezahlt, besteht schon die höchste Stufe an Interesse“, so Bertling.
Normalerweise müsse Interesse am Frauenfußball aber erst noch geweckt
werden.
## Veraltetes Konzept
Dafür ist Marketing gefragt. „Ich glaube, der DFB hat sich dabei bisher zu
sehr darauf konzentriert, eine Berechtigung für die Sportart Frauenfußball
herzustellen“, so Bertling. Das sei sicherlich gut, um etwas zu
enttabuisieren, „aber man muss jetzt einfach einen Schritt weiterkommen“.
Der Frauenfußball müsse sich profilieren.
Der DFB wende sich mit seinem Marketingkonzept aktuell an eine sehr junge
weibliche Zielgruppe, meint Ellen Hanisch. Das sei zwar nicht falsch, „aber
Fußball ist ja in Deutschland die beliebteste Sportart, dafür interessieren
sich doch nicht nur junge Mädchen“.
Es wäre mehr drin für den Fußball, den die Frauen spielen, findet Hanisch.
Bei einem Hashtag wie #nichtohnemeineMädels, den der DFB mit der
Socialmediapräsenz des Frauenfußballs verknüpft, würden sich eben viele
nicht angesprochen fühlen. Der [3][Frauenfußball müsse das Image eines
Kinder- und Familienevents loswerden], so Hanisch. „Wenn das
DFB-Pokalfinale um 15 Uhr beginnt, weil man davor noch ein Kinderfest mit
Hüpfburg veranstaltet und Freikarten an Schulklassen verteilt, muss sich
der DFB nicht wundern, dass sich so viele Erwachsene nicht für den
Frauenfußball interessieren.“
Dass sich etwas ändern muss, findet der DFB offenbar auch selbst. Für den
Herbst hat er eine Strategie angekündigt, die sich unter anderem die
Professionalisierung und eine größere Bekanntheit der Frauenbundesliga zum
Ziel setzt. Eine Motivation für diesen Vorstoß könnte die WM 2027 sein.
Gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden bewirbt sich der DFB nämlich auf
deren Ausrichtung.
26 Aug 2021
## LINKS
[1] https://www.fruef.de/
[2] /Eintracht-Fankfurt-und-Frauenfussball/!5758121
[3] /Kommentar-WM-Aus-fuer-Deutschland/!5608520
## AUTOREN
Marie Gogoll
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