# taz.de -- Neue Regeln für Norwegens Ölfonds: Gemäß den Pariser Klimazielen | |
> Billionenschwer und der weltweit größte Staatsfonds: Jetzt soll er nur | |
> noch in Firmen mit Nullemissionsstrategie investieren dürfen. | |
Bild: Hier kommt das Geld für den Fonds her: Ölplattform vor Norwegens Küste | |
STOCKHOLM taz | Als „nichts anderes als einen enormen Durchbruch“ bewertet | |
Embla Husby Jørgensen von der norwegischen Umweltorganisation „Framtiden i | |
vara händer“ den Bericht des von der Regierung in Oslo eingesetzten | |
Expertenausschusses. „Klimarisiko und Ölfonds“ heißt das am Freitag | |
vorgelegte [1][Papier.] | |
Die Antworten, die die ExpertInnen auf die Frage geben, wie | |
„Klimaveränderungen, Klimapolitik und die grüne Wende Rendite und Risiko | |
des Ölfonds beeinflussen“ können, verspricht neue Weichenstellungen für die | |
künftige Investitionsstrategie des weltweit größten staatlichen Fonds mit | |
einem Gesamtwert von derzeit umgerechnet 1,16 Billionen Euro. | |
Der Fonds, der sein Vermögen aus den Gewinnen des staatlichen norwegischen | |
Erdölkonzerns speist, fährt nicht nur gute Renditen ein. Seine | |
Anlagestrategie gilt wegen ihrer nachhaltigen und ethischen Ausrichtung | |
weltweit für Anleger als Vorbild. Von Aktien von Unternehmen, die Tabak | |
oder Massenvernichtungswaffen herstellen und Kinderarbeit oder | |
umweltschädliches Verhalten zulassen, hat sich der Fonds längst getrennt. | |
Nun rückt der Klimawandel noch stärker in den Fokus. Der | |
„[2][Auslandspensionsfonds]“, wie er offiziell heißt, müsse sich bei sein… | |
künftigen Investitionsentscheidungen grundsätzlich davon leiten lassen, die | |
Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen und den Übergang zu einer | |
emissionsfreien Gesellschaft zu ermöglichen, fordert der Bericht. | |
## Ziel für den Fonds: ein „klimaneutrales Portfolio“ | |
Konkret müssten die Unternehmen, in die der Fonds investiert, künftig einen | |
„überzeugenden Umstellungsplan“ hin zum „übergeordnetem Ziel einer | |
Nullemissionsstrategie“ präsentieren können. Langfristig müsse das Ziel | |
sein, dass der Fonds ein „klimaneutrales Portfolio“ habe. | |
Dabei wird dem Fonds als Anteilseigner aufgegeben, durch „aktive | |
Eigentümerschaft“ auf eine „zielgerichtete und aktive Arbeit zur | |
Dekarbonisierung des Unternehmens“ hinzuwirken. | |
Führe dieses Bemühen nicht zum gewünschten Erfolg „und besteht ein | |
unannehmbares Risiko, dass die Aktivitäten des Unternehmens mit schweren | |
Umweltschäden verbunden sein können oder in unannehmbarem Maße zum Ausstoß | |
von Treibhausgasen führen“, müssten die Anteile verkauft werden, erklärte | |
Ausschusschef Martin Skancke bei der Vorstellung des Berichts. | |
Der Umgang des Fonds mit klimaschädlichen Investitionen ist in Norwegen | |
[3][schon seit Jahren ein Dauerthema]. Grundsätzlich besteht für ihn ein | |
Verbot „unethischer Investitionen“. 2015 hatte das norwegische Parlament | |
dieses Verbot auch auf besonders klimaschädliche Investitionen ausgeweitet, | |
allerdings nur wenn diese mit einem „unakzeptablen Klimagasausstoß“ | |
verbunden sind. | |
## Strategie für NGOs zu langsam | |
In den Folgejahren trennte sich der Fonds bereits von Teilen seines | |
fossilen Anlagevermögens. Man habe allerdings in erster Linie die Aufgabe, | |
das Staatsvermögen renditebringend anzulegen, begründete die | |
Fondsverwaltung der norwegischen Nationalbank das Tempo, das Umwelt- und | |
Klimaschutzorganisationen viel zu langsam erschien. | |
Die neuen Richtlinien zielen vor allem auf die ökonomischen Folgen ab, die | |
mit dem Klimarisiko verbunden sind. Die Fondsverwaltung soll in Zukunft | |
mehr Augenmerk auf die Robustheit der Geschäftsmodelle der Konzerne legen | |
und sicherstellen, dass „Kapital in profitable Projekte für den Übergang zu | |
einer kohlenstoffarmen Wirtschaft fließt und die Fähigkeit des | |
Finanzmarktes gestärkt wird, Klimarisiken durch bessere Berichterstattung | |
zu bepreisen“. | |
Norwegens Ziel sei, dass der Ölfonds bei Klimarisiken weltweit führend | |
wird, erklärte der Ausschussvorsitzende Martin Skancke. Der „präzise, | |
seriöse und gut formulierte Bericht“ sei für jede Kapitalverwaltung | |
relevant und könnte eine breite Wirkung auf dem Kapitalmarkt entfalten, | |
lobte Espen Henriksen, Ökonom von der Handelshochschule Oslo. | |
„Framtiden i vara händer“ hofft, dass die Regierung nun endlich begreife, | |
dass was gut für das Klima ist, „auch ökonomisch das einzig Vernünftige | |
ist“. | |
22 Aug 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.regjeringen.no/contentassets/fb49a0e957324d7caadb625c6ec4490c/n… | |
[2] https://www.nbim.no/en/ | |
[3] /Norwegischer-Pensionsfonds/!5583291 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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