Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neuer Präsident in Peru: Gekommen, um zu erneuern
> Pedro Castillo gewann die Präsidentenwahl in Peru nur knapp. Sein
> ehrgeiziges Programm schreckt alle auf, die von der Korruption
> profitierten.
Bild: Pedro Castillo während der Amtseinführung im Kongress
Pedro Castillo heißt der neue Präsident Perus. Er sei der erste
quechua-sprechende Bauer in Perus 200-jähriger Geschichte, so der
51-jährige Dorflehrer voller Stolz bei seiner Antrittsrede gestern in Lima.
Die fiel überaus engagiert aus, denn Castillo ist nicht gekommen, um zu
verwalten, sondern um zu erneuern.
Mehr Geld für Gesundheit und Bildung, mehr Ressourcen für kleine und
größere landwirtschaftliche Betriebe, und bis zum Jahresende sollen 60
Prozent der Peruaner*innen durchgeimpft sein. [1][Castillo drückt aufs
Tempo], will dezentrale Strukturen, mehr staatliche Leistungen für
diejenigen, die am Ende der sozialen Pyramide stehen: dazu zählen auch die
indigenen Völker Perus.
Eine Million Jobs will Castillo durch staatliche Programme schaffen, gegen
die in Peru omnipräsente Gewalt gegen Frauen vorgehen und den
Präsidentenpalast als koloniales Symbol erst gar nicht beziehen, sondern
zum Museum machen.
Es war eine Antrittsrede, die bei seinen Anhängern für Aufbruchsstimmung
sorgen, bei seinen Gegnern jedoch den Widerstand schüren wird. Ein Grund
dafür ist die klare Ansage des gewählten Präsidenten, gegen die
omnipräsente Korruption vorzugehen. Die kostet laut Castillo dem Staat rund
20 Milliarden Soles (rund 4,3 Mrd. €) im Jahr, und das dürfte bei den
Parlamentariern wie ein Weckruf wirken.
## Harter Widerstand aus dem Parlament
Sie sind es, die in der jüngeren Vergangenheit immer wieder mit
Korruptionsskandalen auf sich aufmerksam machten. Doch auch die Unternehmen
dahinter, von denen die Bestechung ausgeht, hat die neue Regierung im
Visier. Mehr Kontrolle und harte Verhandlungen mit ausländischen Konzernen
im Erdöl- und Bergbausektor kündigte Castillo an. Aber er schloss
Verstaatlichungen kategorisch aus.
Doch das Bekenntnis zum Privateigentum allein [2][wird der konservativen
und ultrarechten Fraktion im Parlament] kaum reichen, denn es sind auch
ihre Pfründe, die auf dem Spiel stehen. Längst haben sie sich formiert, um
dem Erneuer aus der Provinz Cajamarca Paroli zu bieten. 77 der 130 Mandate
im Congreso, dem Parlament, entfallen auf sie und es kursieren bereits
Unterschriftenlisten, um das zentrale Projekt Castillos, die
Verfassungsreform, per Gesetz zu torpedieren.
Doch damit nicht genug. Auch an einem Misstrauensvotum gegen Castillo soll
bereits gearbeitet werden. Der erste Bauer im Präsidentenamt wird es schwer
haben, seine engagierte Agenda durchzubringen.
29 Jul 2021
## LINKS
[1] /Praesidentschaftswahl-in-Peru/!5787891
[2] /Nach-der-Praesidentschaftswahl-in-Peru/!5779934
## AUTOREN
Knut Henkel
## TAGS
Peru
Lateinamerika
Schwerpunkt Korruption
Reform
Peru
Peru
Peru
Keiko Fujimori
Peru
Peru
## ARTIKEL ZUM THEMA
Perus linker Präsident ein Jahr im Amt: Pedro Castillo im Überlebensmodus
Die Wahl Pedro Castillos zum Präsidenten Perus sollte eine Zeitenwende
einleiten. Ein Jahr später ist von den vielen Versprechungen nicht viel
übrig.
Neue Ministerpräsidentin in Peru: Mirtha Vásquez steigt auf
Die Menschenrechtsaktivistin und Juristin wird Kabinettschefin des
Präsidenten Castillo. Glaubwürdigkeit und Sensibilität zeichnen sie aus.
Guerilla-Anführer in Peru: Abimael Guzmán ist tot
Guzmán war der Anführer der berüchtigten Guerillagruppe „Leuchtender Pfad�…
Der zu lebenslanger Haft verurteilte starb mit 86 Jahren im Gefängnis.
Linker Präsident in Peru vereidigt: Reform, nicht Revolution
Am 200. Jahrestag der Unabhängigkeit tritt in Peru der Linke Pedro Castillo
sein Amt als Präsident an. Er will Reformen und eine neue Verfassung.
Unterlegene Präsidentschaftskandidatin: Keine neue U-Haft für Fujimori
In Peru hat ein Richter abgelehnt, für die unter Korruptionsverdacht
stehende Keiko Fujimori erneute U-Haft anzuordnen.
Designierter neuer Präsident Perus: Der Albtraum der Fujimoristas
Der Marxist Pedro Castillo wird wohl neuer Präsident in Peru. Er sollte
zeigen, dass er aus den Fehlern seines Vorbilds Hugo Chávez gelernt hat.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.