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# taz.de -- A49 in Hessen: Ausbau schafft neues Risiko
> Nach der Rodung des Dannenröder Walds für die A49 in Hessen befürchten
> Aktivist:innen Wasserverschmutzung bei Extremwetter.
Bild: Bald versiegelt: Die Trasse für die A49 durch den Dannenröder Forst
Hessen taz | Die Umweltschutzgruppe Parents for Future sieht neue Gründe
für einen sofortigen Baustopp des geplanten Ausbaus der A49 zwischen
Neuental und Gemünden (Felda): Teile der geplanten Trasse verlaufen durch
Gebiete, die laut einer [1][Gefahrenkarte des Hessischen Landesamts für
Naturschutz] ein hohes Risiko für Starkregenereignisse aufweisen.
[2][Die jüngsten Hochwasserkatastrophen in Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz] haben mit Niederschlagsmengen von bis zu 150 Litern pro
Quadratmeter für massive Zerstörungen gesorgt und die Diskussion über an
Extremwetter angepasste Infrastruktur belebt. Rund 500 bis 650 Millionen
Euro wird der Wiederaufbau der zerstörten Straßen, Brücken und Schienen
sowie der Kanalisation nach Angaben des Verkehrsministeriums (BMVI)
voraussichtlich kosten.
„Die jüngsten Starkregenfälle in Deutschland zeigen: Der Ausbau der A49
durch ein Wasserschutzgebiet ist unverantwortlich“ so die Gruppe. Es sei
„dringend geboten“, die Trasse umzuplanen. 2020 protestierten
Aktivist:innen im Dannenröder Forst wochenlang gegen das Projekt.
[3][Inzwischen ist dort gerodet.]
## Die Sorge gilt dem Wasserschutz
Die Sorge der Umweltschützer:innen gilt vor allem dem Wasserschutz:
Bei starken Regenfällen oder gar Hochwasser würden Schadstoffe wie Öl oder
Reifenabrieb ins Grundwasser gelangen, argumentieren sie. Auch die
geplanten Regenrückhaltebecken, in denen das abfließende Wasser zunächst
gereinigt werden soll, reichten nicht. Schon die Rohre seien nicht auf
Niederschlagsmengen wie in NRW und Rheinland-Pfalz ausgelegt, sagt Kirsten
Prößdorf von Parents for Future. „Dazu liegen die Ableitungen in einem
potenziellen Überschwemmungsgebiet.“
Der geplante Autobahnabschnitt verläuft durch das Trinkwasserschutzgebiet
Gleental, das eine halbe Million Menschen im Rhein-Main-Gebiet mit
Trinkwasser versorgt. Zuletzt kam es hier im März 2020 zu Überschwemmungen.
Da habe allerdings der nun größtenteils gerodete Dannenröder Forst
Schlimmeres verhindern können, so die Gruppe.
Holger Schüttrumpf, Direktor des Instituts für Wasserbau und
Wasserwirtschaft an der RWTH Aachen, hält es nicht grundsätzlich für
problematisch, Autobahnen in Gebieten mit potenziellem Hochwasser zu bauen.
Allerdings müssten im Einzelfall die konkreten Wasserläufe ganz genau
betrachtet werden. Der Einsatz von Regenrückhaltebecken zur Vermeidung von
Umweltverschmutzung sei durchaus üblich. „Es ist aber wichtig, bei der
Planung von Autobahnen das Thema Hochwasser zu berücksichtigen“, sagt
Schüttrumpf.
Das BMVI schreibt auf Anfrage: „Bei Neuplanungen werden
Überschwemmungsgebiete stets berücksichtigt. Dabei gilt es grundsätzlich,
sofern nicht zwingend notwendig, diese Gebiete zu meiden.“ Für die A49 gilt
dies aber wohl nicht mehr.
## Pläne seien nicht an aktuelle Entwicklungen angepasst
Mit dem Planfeststellungsverfahren wurde 2006 begonnen, besiegelt hatte das
Vorhaben der damalige hessische Verkehrsminister Dieter Pasch (FDP) 2012 –
rechtswidrig, wie das Bundesverwaltungsgericht urteilte. Für eine Prüfung
der Vereinbarkeit mit deutschen und europäischen Wasservorgaben hätte das
Verkehrsministerium die Öffentlichkeit einbeziehen müssen. Eine Klage des
Umweltverbands BUND gegen den Bau wurde dennoch abgewiesen, ebenso ein
Antrag der Grünen im September 2020 im Bundestag.
Genau darin besteht die Kritik der Umweltschützer:innen: Die Pläne für den
Ausbau A49 seien veraltet und nicht an die aktuellen und zukünftigen
Entwicklungen angepasst. Expert:innen sind sich weitestgehend einig,
dass Extremwetterereignisse wie Starkregen und Hochwasser durch die
zunehmende Klimaerwärmung immer häufiger werden.
Das BMVI wolle weiterbauen, sagt eine Sprecherin: „Die Planung und der Bau
der A49 erfolgen auf Basis aktuell gültiger Regelwerke. Das Risiko aus dem
Überlaufen der zur Autobahn gehörenden Regenrückhaltebecken wird als gering
bewertet.“
3 Aug 2021
## LINKS
[1] https://www.hlnug.de/themen/klimawandel-und-anpassung/projekte/klimprax-pro…
[2] /Lehren-aus-der-Flut-in-Deutschland/!5789127
[3] /Ausbau-der-Autobahn-49/!5730751
## AUTOREN
Kathrin Becker
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
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Autoverkehr
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Flutkatastrophe in Deutschland
Grüne Hessen
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