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# taz.de -- Experte über klimataugliche Wärmepumpen: „Die wird Heiztechnik …
> Wegen der Klimaziele sollen für Kuscheltemperatur und heißes Wasser
> künftig Wärmepumpen sorgen. Gar nicht so teuer, sagt der Experte.
Bild: Wärmepumpe vor einem neuen Wohnhaus
taz: Herr Loch, muss ich immer mal wieder mit einer kalten Dusche rechnen,
wenn eine [1][Wärmepumpe] im Keller steht?
Reinhard Loch: Sie meinen, weil sie ausfallen könnte? Überhaupt nicht. Das
ist wie bei einer normalen Heizung auch. Die Fehleranfälligkeit ist nicht
größer. [2][Die Kinderkrankheiten sind Geschichte.]
Die Technik ist bislang eher was für Fachleute, oder?
Nein, jeder kennt Wärmepumpen und jeder hat auch eine. Das ist die im
Kühlschrank…
… sie sorgt nur für kalte Getränke.
Aber sie macht im Prinzip genau das Gleiche. Sie holt Wärme von A nach B.
Beim Kühlschrank wird die Wärme nur aus dem Innenraum nach außen
transportiert. Beim Haus ist das andersherum, Wärme aus der Außenluft oder
aus der Erde, seltener auch aus dem Grundwasser, wird ins Innere geleitet.
Ein bisschen Wärme draußen reicht, damit es drinnen gemütlich wird?
Liegt die Temperatur im Boden zum Beispiel bei 5 Grad Celsius, kann die
Wärmepumpe sie über ein spezielles Kreislaufsystem auf 45 Grad anheben,
also auf die Temperatur der Heizung. Das funktioniert selbst bei sehr
kalter Luft und Frost. Denn in den Tiefen des Erdreichs sind die
Temperaturen auch im Winter noch hoch genug.
Was steckt genau hinter der Technik?
Die entscheidende Rolle spielen die Kühlmittel. Das sind Flüssigkeiten, die
schon bei sehr niedrigen Temperaturen gasförmig werden. Zirkulieren sie in
den im Boden verlegten Metallrohren, erwärmen sie sich, nehmen also Energie
auf und verdampfen.
Und dann?
Dieser Dampf wird ins Haus geleitet, dort mithilfe eines Kompressors
zusammengepresst, verdichtet – und wieder flüssig. Dabei gibt er die Wärme
wieder ab. Der Effekt ist wie bei einer Luftpumpe. Halten Sie deren Öffnung
vorne zu, werden Ihre Finger auch warm. Die Wärmepumpe braucht dafür
natürlich Strom, umso mehr, je kälter die angesaugte Luft ist.
Trotzdem gilt sie als klimafreundliches Energiesparwunder?
Natürlich ist Strom edel und teuer. Darum ist entscheidend, dass mit
möglichst wenig Strom viel Wärme gewonnen wird und der Wirkungsgrad groß
ist.
Woran erkenne ich die Effizienz?
Sie müssen auf die Jahresarbeitszahl der Pumpe achten. Die muss größer sein
als 3. 3 heißt, dass sie für drei Kilowattstunden Wärmeenergie eine
Kilowattstunde Strom braucht. Und je mehr Strom aus Wind- und Sonnenkraft
in den allgemeinen Strommix einfließt, umso klimafreundlicher wird die
Heizung. Immerhin liegt der Anteil der erneuerbaren Energien heute schon
bei etwa 50 Prozent. Perfekt ist es mit der eigenen Solarstromanlage auf
dem Dach. Die Wärmepumpe wird die Heiztechnik Nummer 1, ich bin mir sicher.
Die Umstellung ist nicht zu teuer?
Mehr als die Hälfte aller Neubauten werden schon heute mit Wärmepumpen
beheizt, Ein-, Zwei- und kleine Mehrfamilienhäuser. Nur bei großen
Bürokomplexen tut man sich mit der Wärmepumpe noch schwer. Und wer seine
Heizung derzeit austauscht, steigt auch oft auf die klimafreundliche
Variante um.
Was ist mit einem hübschen, denkmalgeschützten Altbau? Die Wärmepumpe ist
immer dann gut, wenn der Energieverbrauch des Hauses niedrig ist. Wenn die
Fenster zum Beispiel nur einfach verglast sind, brauchen die Heizkörper
eine zu hohe Temperatur. Darum empfehlen wir, erst das Haus energetisch zu
sanieren, etwa neue Fenster einzubauen oder das Dach zu dämmen. Beides
lässt sich auch im denkmalgeschützten Haus machen.
Was für ein Klotz steht im Keller?
Die Wärmepumpe-Anlage, die Sie dort aufstellen, ist so groß wie ein
üblicher Öl- oder Gasheizkessel. Sie werden keinen Unterschied sehen.
Zusätzlich müssen Sie aber draußen, im Garten, noch den Wärmetauscher
unterbringen, der die Wärme aus der Umgebung sammelt und ins Haus
weiterleitet. Im Falle einer Wärmepumpe, die mit der Umgebungsluft
arbeitet, ist das ein viereckiger Kasten, so groß wie ein kleiner Schrank.
Da müssen Sie ein wenig darauf achten, dass Ihre Nachbarn nicht gestört
werden.
Die Nachbarn?
Die Luftwärmepumpen brauchen – anders als die Erdwärmepumpe – große
Ventilatoren. Das kennt man von Klimaanlagen zum Beispiel in Kneipen.
Die brummen.
In Kneipen achtet darauf nur kaum jemand. In Wohngebieten ist das anders.
Mittlerweile haben die Hersteller das Problem jedoch ganz gut im Griff und
die Technik optimiert. Trotzdem sollte man den Standort mit den Handwerkern
besprechen, eine Hecke zum Beispiel verringert den Schall.
Wo werden die Wärmepumpen produziert?
Derzeit kommen sehr viele aus Japan, die Firmen dort sind führend.
Deutschland war das immer in der Technik von Ölheizungen. Aber hiesige
Unternehmen holen auf, auch sie stellen jetzt um. Die Bundesregierung
drängt auf eine Wärmewende, Ölheizungen dürfen ab 2026 faktisch nicht mehr
neu eingebaut werden. Spätestens 2030 werden vermutlich auch neue Gaskessel
nicht mehr gewünscht sein.
Wie teuer wird das?
Am Ende ist das nicht mehr als bei einem herkömmlichen Heizkessel. Der
kostet zwar nur rund 10.000 Euro, die Wärmepumpe hingegen um die 15.000
Euro. Sie ist teurer, weil Sie auch noch den Wärmetauscher brauchen, um die
angesaugte Luft ins Haus zu leiten. Bei einer Erdwärmepumpe wird zum
Beispiel ein 50 bis 70 Meter tiefes Loch in der Größe einer CD gebohrt, um
die Sonden, die Metallrohre in den Boden zu lassen. Aber seit Anfang dieses
Jahres [3][fördert der Staat] den Austausch einer Öl- oder Gasheizung gegen
die Wärmepumpe mit etwa einem Drittel. So bekommen die Hausbesitzer 5.000
Euro zurück.
Alte Heizkörper muss ich nicht austauschen?
Am besten eignen sich große flächige Heizungen, etwa eine Fußbodenheizung.
Aber ehe Sie nun den Parkettboden rausreißen – selbst wenn es eine
Förderung gibt –, sollten Sie sich beraten lassen. Oft reichen die alten
Heizkörper, weil sie meist überdimensioniert und damit groß genug sind.
Was machen Mieter?
Selbst können sie nicht über die Heizung entscheiden. Die nächste
Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die Mieter nicht mehr allein die
Mehrkosten für den seit Anfang des Jahres geltenden CO2-Preis für Öl und
Gas tragen müssen. Nur wenn Vermieter nicht mehr alle Kosten auf den Mieter
abwälzen können, wird so mancher auch die Heizung erneuern. Auf die Mieter
kommen dann allerdings auch Kosten zu, denn der Vermieter kann einen Teil
der Sanierungskosten auf die Miete umlegen, wenn die Heizkosten danach
niedriger ausfallen. Kündigt ein Vermieter dies an, sollten Mieter das
immer prüfen lassen.
23 Aug 2021
## LINKS
[1] /Massnahmen-fuer-Klimaneutralitaet-2045/!5777025
[2] https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie/heizen-und-warmwasser/hei…
[3] /Klimaschutz-Ideen-der-Gruenen-vorgestellt/!5786559
## AUTOREN
Hanna Gersmann
## TAGS
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Heizung
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