# taz.de -- Anstieg der CO2-Emissionen: Zahnloses Klimaschutzgesetz | |
> Deutschland hat das Klimaziel 2020 nur wegen Corona erreicht. In diesem | |
> Jahr geht es wieder in die falsche Richtung. | |
Bild: Klimaschutz sieht anders aus | |
In Partylaune waren ohnehin nur die, die es lieber nicht so genau wissen | |
wollten – und die, die einen politischen Erfolg dringend nötig hatten. Dass | |
Deutschland sein [1][Klimaziel für 2020] geschafft hat, lag letztlich an | |
den Corona-Lockdowns, nicht an guter Klimapolitik. Weniger Wirtschaft, | |
weniger Energieverbrauch, weniger Klimaschaden. Dieses Jahr geht es genau | |
in die entgegengesetzte Richtung. | |
Es ist deshalb im Grunde keine Überraschung, was die Denkfabrik Agora | |
Energiewende am Montag prognostiziert hat: Die 40 Prozent | |
Treibhausgas-Reduktion gegenüber 1990, die Deutschland sich bis 2020 | |
vorgenommen hatte, sind ein Jahr später passé. Die Rückkehr zum | |
wirtschaftlichen Normalzustand wird Deutschland wieder um 3 Prozentpunkte | |
zurückwerfen. Eigentlich hätte es stattdessen weitergehen müssen mit der | |
Senkung. | |
Immerhin hat die [2][Große Koalition] ein Klimaschutzgesetz beschlossen. | |
Genügend Verbindlichkeit gibt es aber trotzdem nicht. Als großer Erfolg des | |
Gesetzes gilt, dass es für jeden Wirtschaftssektor einzeln Klimaziele | |
vorsieht, und zwar pro Jahr. Verantwortlich für die Einhaltung ist das | |
jeweils zuständige Ministerium, nicht die Bundesregierung im Allgemeinen | |
oder gar das Umweltministerium. | |
Gibt es zu viele Emissionen, muss das fragliche Ressort ein Sofortprogramm | |
vorlegen, das den Sektor auf den richtigen Pfad bringt. Ursprünglich hatte | |
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) durchsetzen wollen, dass die | |
Ministerien auch jeweils selbst dafür aufkommen müssen, wenn ihretwegen | |
[3][Klima-Strafzahlungen] in Brüssel fällig werden. Das machten ihre | |
Kabinettskolleg:innen aber nicht mit. Schon beim ersten Durchlauf | |
fehlt nun ein solcher Anreiz für wirksamen Klimaschutz. | |
Wirtschaftsminister Altmaier (CDU) und Innenminister Seehofer (CSU) haben | |
für den Gebäudesektor einen Plan vorgelegt, der erst in ein paar Jahren | |
überhaupt wirken kann. Als hätten wir alle Zeit der Welt. Das zeigt: Das | |
Klimaschutzgesetz hat Augen, die im Zweifelsfall unwirsch gucken. Es | |
braucht aber auch Zähne, die zubeißen können. | |
17 Aug 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Deutscher-Treibhausgasausstoss/!5737995 | |
[2] /Neues-Klimaschutzgesetz-im-Kabinett/!5770969 | |
[3] /Strafen-wegen-zu-hoher-Emissionen/!5579463 | |
## AUTOREN | |
Susanne Schwarz | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
CO2-Emissionen | |
Zwei-Grad-Ziel | |
Peter Altmaier | |
Horst Seehofer | |
Hitzewelle | |
Umweltbehörde Hamburg | |
CO2-Emissionen | |
Schwerpunkt Armut | |
Schwerpunkt Fridays For Future | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neue Studie der Welt-Wetterorganisation: Spuren der Verwüstung | |
Die Länder Südamerikas leiden besonders unter den Folgen des Klimawandels. | |
Hitze, Brände und ein steigender Meeresspiegel bedrohen die Bevölkerung. | |
Streit um Klimaschutz in Hamburg: Wahlkampf im Senat | |
SPD und Grüne streiten um eine Verschärfung des Hamburger Klimaschutzplans. | |
Der Bundestagswahlkampf spielt dabei allerdings eine übergroße Rolle. | |
Stark steigende Emissionszahlen: Klima-Erfolg nur wegen Corona | |
2020 hat Deutschland sein Klimaziel erreicht. 2021 werden die | |
CO2-Emissionen so stark steigen wie noch nie seit der Erfassung. | |
Philosoph über Umverteilung: „Alle wollen Gerechtigkeit“ | |
Leistung ist kein gutes Kriterium für eine gerechte Verteilung. Stattdessen | |
braucht es mehr Umverteilung, meint der Philosoph Stefan Gosepath. | |
FFF-Sprecherin über Banken und Klima: „Fossile Verträge auflösen“ | |
Tausende gegen die Geldindustrie: Fridays for Future hat am Freitag in | |
Frankfurt am Main gegen klimaschädliche Finanzpolitik protestiert. |