# taz.de -- Airbnb will mit Berlin „kooperieren“: „Der Vorschlag ist drei… | |
> Airbnb will Ferienwohnungsvermieter selbst registrieren. Das hieße, den | |
> Bock zum Gärtner zu machen, sagt Dominik Piétron vom Bündnis digitale | |
> Stadt. | |
Bild: Airbnb aus der Stadt jagen | |
taz: Herr Piétron, [1][Airbnb] hat angekündigt, auf Berlin zuzugehen und | |
etwa ein Online-Registrierungssystem für Vermieter*innen von | |
Ferienwohnungen entwickeln zu wollen. Was ist davon zu halten? | |
Dominik Piétron: Es gibt schon lange [2][Auseinandersetzungen zwischen | |
Berlin und Airbnb]. Vor dem Hintergrund des bisherigen Mauerns des Konzerns | |
ist das eine Ablenkungsstrategie. Der Vorschlag, das Genehmigungsverfahren | |
der Stadt durch ein Registrierungsportal von Airbnb zu ersetzen, ist | |
dreist. Die Probleme müssen von der Stadt gelöst werden. | |
Was genau stellt sich Airbnb vor? | |
In Berlin gilt seit einiger Zeit, dass jeder, der seine Wohnung | |
zwischenzeitlich an Tourist*innen vermieten will, eine Genehmigung samt | |
einer Registriernummer beim Bezirksamt beantragen muss. Airbnb geht es | |
darum, dies zu umgehen. Sie wollen selbst die Genehmigung und | |
Registriernummern erteilen und im Gegenzug dafür ein paar Daten an die | |
Stadt geben. | |
Der Konzern verweist auf Hamburg und andere Städte, wo das gut laufen soll. | |
Airbnb wendet hier das Prinzip „teile und herrsche“ an und hat so manche | |
Städte über den Tisch gezogen. In Barcelona war ein Großteil der von Airbnb | |
bereitgestellten Daten fehlerhaft. Das Unternehmen hat zunächst ein | |
Interesse daran, die Zahl der Vermietungen hochzuschrauben. Eine Begrenzung | |
wie in Berlin steht dem entgegen. Man sollte den Bock nicht zum Gärtner | |
machen und Exekutivaufgaben nicht an Airbnb übergeben. Die Erteilung einer | |
Genehmigungspflicht ist Aufgabe der Lokalverwaltungen und sollte | |
mittelfristig auch digital erfolgen – dann aber bitte auf Open-Source-Basis | |
und datenschutzkonform. | |
Um was für Daten geht es da, und könnten die für Berlin auch nützlich sein? | |
Airbnb stellt wenn überhaupt nur aggregierte Daten bereit, die monatsweise | |
die Anzahl der Gäste pro Stadt oder deren Herkunft ausweisen. Die aber | |
helfen wenig, um eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung | |
voranzutreiben. Zur Bekämpfung illegaler Vermietung und Zweckentfremdung | |
braucht es einen Zugang zu fehlerfreien, nicht-aggregierten Daten, mit | |
denen illegale Vermieter identifiziert werden können – Falschparker | |
genießen auch keinen Datenschutz. | |
Warum ist der Kampf gegen Ferienwohnungen wichtig? | |
Es gibt zahlreiche negative Effekte: Hohe Ferienwohnungsdichte führt zu | |
durchschnittlichen [3][Mietsteigerungen für die Nachbarschaft] von über 200 | |
Euro jährlich. Teilweise übersteigt das Angebot von Airbnb-Wohnungen das | |
der freien Mietwohnungen um ein Vielfaches. Der Missbrauch von | |
Airbnb-Wohnungen ist wissenschaftlich gut erforscht, viele vermieten | |
mehrere Wohnungen gleichzeitig, weil das lukrativer ist als | |
Langzeitvermietung. Dazu kommt: Die bisherigen Regelungen in Berlin werden | |
nur von [4][wenigen eingehalten]. 80 Prozent der Wohnungen auf Airbnb haben | |
keine Registriernummer und sind somit illegal. | |
Was sollte Berlin tun? | |
Man muss die Kontrollen erhöhen, auch wenn das aufwändig ist ohne die | |
Vermieterdaten, die Airbnb mit dem haarsträubenden Verweis auf irisches | |
Recht und Datenschutz nicht herausgibt. Es braucht eine europäische Lösung, | |
nicht durch die EU-Kommission, sondern durch die Bereitschaft der Städte, | |
ihre Interessen gegenüber Airbnb geltend zu machen. Statt dass in Berlin | |
[5][einzelne Bezirke gegen Airbnb klagen], muss man Ressourcen bündeln und | |
genug Personal bereitstellen, um ein Datenzugangsrecht für die Städte | |
durchzusetzen. Nur so kann jede Stadtgesellschaft für sich entscheiden, | |
welchen Raum sie Tourismus einräumt, ohne dass es die Lebensqualität | |
einschränkt. | |
12 Aug 2021 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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