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# taz.de -- Streit nach Brasiliens Olympiasieg: Wer alles in China siegen will
> Zur Siegerehrung in Tokio kamen Brasiliens Kicker auf Bitten des
> Fußballverbandes in Nike-Kleidung. Aber das Olympiakomitee verlangte
> Peak.
Bild: Im Namen der Hose: Brasilians Fußballer feiern in Nike ihren Olympiasieg…
So wie immer waren Brasiliens Fußballer gekleidet, als sie in Tokio ihre
Goldmedaillen überreicht bekamen, in Gelb und Grün. Aber sie bekommen
Ärger, ihre Sachen stammten nämlich von Nike, dabei sollten sie die
Kleidung des chinesischen Sportartikelherstellers Peak tragen.
Das hat, natürlich, einen politökonomischen Hintergrund. Peak ist
vertraglich mit dem brasilianischen Olympiakomitee (COB) verbunden. Der
brasilianische Fußballverband (CBF) hingegen hat einen Vertrag mit dem
US-Hersteller Nike. Spieler berichteten, der CBF habe sie angewiesen, bei
der Siegerehrung Nike zu tragen. Peak nannte das „bedauerlich“ und
„illegal“, und das Olympiakomitee erklärte: „Das COB lehnt das Verhalten
des brasilianischen Fußballverbands und der Spieler der Nationalmannschaft
während der Siegerehrung ab.“
Es sind zwei Machtkämpfe: [1][Olympia vs. Fußball] und Peak vs. Nike. Aber
immer geht es um China.
Der Fußball und sein Weltverband Fifa stehen in harter Konkurrenz zu
Olympia und dem IOC. Bislang hat man sich das Terrain der Sportmegaevents,
mit denen sowohl Fifa als auch IOC Milliarden verdienen, halbwegs
friedlich geteilt. Aber jüngst überlegte die Fifa, ihre WM alle zwei Jahre
stattfinden zu lassen: eine Kampfansage an das IOC. Wie selbstverständlich
verhindert die Fifa auch, dass die weltbesten Athleten an Olympia
teilnehmen. Die gehören zur WM.
## Kommende Fußballmacht Volksrepublik
Peak ist im Vergleich zu Nike tatsächlich ein eher kleiner Player. Schon
auf dem [2][chinesischen Markt] hat die Firma den Konzern Anta vor sich. Um
so wichtiger sind der Firma erfolgreiche Sponsorenkontakte – etwa mit
etlichen NBA-Profis oder mit brasilianischen Olympioniken. Nike hingegen
sieht sich als weltexklusiver Werbepartner des brasilianischen Fußballs und
will jedes Eindringen in dieses Terrain verhindern.
Weltexklusiv heißt bei Nike: auch in China. Da dominiert nämlich bislang
besagtes Anta, daneben noch Li Ning und Peak. Von den Weltkonzernen steht
auch Adidas noch ein bisschen besser da als Nike. Grund für die
Nike-Chefetage, das zu ändern. Die Anstrengungen, die in China zur
[3][Etablierung einer starken Profifußballliga] unternommen werden, kommen
ihnen entgegen. Aber nur, solange sie als Partner etwa des brasilianischen
Fußballs gelten. „China ist für uns ein sehr wichtiger Markt. Wir haben
eine Geschichte in China“, schwadroniert entsprechend Nike-Boss John
Donahoe. Bei allem politischen Druck, den es seitens der US-Regierung unter
Joe Biden gibt, Nike denkt nicht daran, sich sein Chinageschäft versauen zu
lassen, von niemandem.
Peak vs. Nike dreht sich also um den chinesischen Markt, und das berührt
auch den Kampf Olympia vs. Fußball. Sowohl die Fifa als auch das IOC haben
Interessen in und an China. Die Volksrepublik hat bereits zweimal die
Fußball-WM der Frauen ausgerichtet, 1991 und 2007. Für die der Männer 2018
und 2022 war es eine Weile im Rennen, und für die WM 2030 ist es ein
ernstzunehmender Kandidat. Die Olympischen Sommerspiele 2008 fanden in
Peking statt, die Winterspiele 2022 wieder.
Immer geht es darum, den riesigen chinesischen Markt den diversen
westlichen Sportproduzenten aufzuschließen: Fernsehrechte, Merchandise,
Wettanbieter und nicht zuletzt Sportartikel. Hier treffen sich alle
sportökonomischen und -politischen Player. Und man ahnt, warum die Bandagen
nach Brasiliens Olympiasieg so hart waren.
11 Aug 2021
## LINKS
[1] /Grosse-Sportevents-zur-selben-Zeit/!5779195
[2] /Chinas-Textilindustrie-im-WM-Modus/!5038654
[3] /Kommerz-in-Chinas-Profifussball/!5730611
## AUTOREN
Martin Krauss
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