# taz.de -- Ex-Fußballer als Staatspräsident: Torhüter, die nach oben wollen | |
> José Luis Chilavert will Staatspräsident von Paraguay werden. | |
> Ex-BVB-Profi George Forsyth versucht das in Peru. Warum? Und warum sind | |
> sie rechts? | |
Bild: Jose Luis Chilavert (Mit.) unterstützte 2013 Paraguays rechtskonservativ… | |
José Luis Chilavert war Torhüter und will Staatspräsident von Paraguay | |
werden. George Forsyth war ebenfalls Torhüter und will auch Staatspräsident | |
werden, in seinem Fall von Peru. Dort gilt der Wahlausgang als völlig | |
offen, Forsyth könnte es schaffen; in Paraguay wird erst 2023 gewählt. | |
Ein Unterschied: Forsyth hatte 2002/2003 ganze sechs Einsätze in der | |
zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund, Chilavert hingegen ist | |
[1][berühmt]. Drei Mal war er Welttorhüter – mit bemerkenswerten | |
Ergebnissen: In seiner Karriere erzielte er 67 Tore. | |
Die Gemeinsamkeiten: Beide gerieren sich als Volkstribune, die gegen „die | |
da oben“ wettern, gegen Kriminalität und Korruption. Endlich müssten „die | |
Kapitalisten kommen, um zu investieren“, hat Chilavert gesagt. Forsyth wird | |
von der peruanischen Politikwissenschaftlerin Paula Muñoz als | |
„Pro-Business-Typ“ bezeichnet, einer, der sich selbst als unideologisch | |
sieht und gegen Kriminalität vorgeht. | |
Beider politisches Profil erinnert stark an die üblichen Rechtspopulisten – | |
an die Trumps und Bolsonaros und Berlusconis. Nur, die waren keine | |
Profisportler, auch wenn Donald Trump ja als Besitzer von Footballteams und | |
Golfbetrüger sich genügend an Spitzensportler herangewanzt hatte, und auch | |
Berlusconi gönnte sich ja den AC Milan als Besitz. | |
## Chilavert gab sich früher als Rabauke | |
Profifußballer gewesen zu sein, sagt die Politologin Muñoz über Forsyth, | |
„machte ihn mit den einfachen Leuten bekannt. Es brachte ihn näher an diese | |
Welt heran.“ Diese Working-Class-Credibility, die erhofft, wer sich von | |
proletarischen Fans feiern lässt, dürfte tatsächlich wichtig sein. Forsyth | |
ist Sohn eines früheren Botschafters und einer Ex-Miss Chile, aber seine | |
Fußballkarriere verhalf ihm zu Popularität, die er später durch Teilnahme | |
an der peruanischen Variante von „Let’s Dance“ noch steigerte. | |
Chilavert hingegen, Kind eines kleinen Beamten und aufgewachsen in einer | |
Armutsgegend, brauchte diese Imagebildung nicht. Er gab sich früh als | |
[2][Rabauke], der sich mit jedem anlegte. Große Namen des | |
lateinamerikanischen Fußballs wie Diego Maradona oder César Luis Menotti | |
hassten ihn dafür. Chilavert nutzte seine internationale Fußballkarriere | |
eher, um sich Herrscher anzuschauen. Als politisches Vorbild nannte er | |
einmal José Maria Aznar, den rechtskonservativen Ministerpräsidenten | |
Spaniens, den er erlebte, als er bei Real Saragossa spielte. Aznars | |
Bestechungsskandale haben Chilavert keinen Moment in seinem Kampf für | |
Glaubwürdigkeit und gegen Korruption irritiert. | |
Dass mit José Luis Chilavert und George Forsyth nun Ex-Fußballprofis mit | |
solch populistischem Profil Staatspräsident werden wollen, ist kein Zufall. | |
Sie können das beide, weil der moderne Fußball, dem sie ihre Popularität | |
verdanken, in all seiner auf Weltmarkt und Effizienz ausgerichteten | |
Struktur immer weniger ein subversiver Arbeiterklassesport ist. Vielmehr | |
hat sich ihn ihm die neoliberale Ideologie breitgemacht, er sei ein | |
Phänomen fernab von Politik, wo in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen | |
erkämpfte solidarische Verhaltensformen besonders schnell aufgekündigt | |
werden könnten. Genau deswegen Denken sind Kandidaten wie Chilavert und | |
Forsyth so rechts. | |
8 Apr 2021 | |
## LINKS | |
[1] /!1105984/ | |
[2] /Torhueter-sind-aggressiv/!1132324/ | |
## AUTOREN | |
Martin Krauss | |
## TAGS | |
Kolumne Über den Ball und die Welt | |
Paraguay | |
Peru | |
Kolumne Über den Ball und die Welt | |
Peru | |
Kolumne Über den Ball und die Welt | |
Kolumne Über den Ball und die Welt | |
Kolumne Über den Ball und die Welt | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Streit nach Brasiliens Olympiasieg: Wer alles in China siegen will | |
Zur Siegerehrung in Tokio kamen Brasiliens Kicker auf Bitten des | |
Fußballverbandes in Nike-Kleidung. Aber das Olympiakomitee verlangte Peak. | |
Schulen in Peru: Kampf gegen die Flucht | |
Equipment fehlt, das Netz ist unzureichend und Lehrkräfte fehlen. | |
Hunderttausende SchülerInnen haben deshalb Perus Schulen verlassen. | |
Palästinensische Politik und Fußball: Impfvorrang für Kicker | |
Die palästinensischen Fußballnationalmannschaft ist gegen Covid-19 bereits | |
geimpft. Schließlich können deren Erfolge politisch gut verwertet werden. | |
Klub-WM im Männerfußball in Katar: Wir nennen es Weltmeisterschaft | |
Bei der Klub-WM in Katar waren wie selbstverständlich Europa und Südamerika | |
fürs Halbfinale gesetzt. Denn was soll das schon sein, Asien oder Afrika? | |
Investor unter Geldwäscheverdacht: Doch keine Romanze | |
Der Einstieg eines Investors aus den Emiraten bei Beitar Jesusalem könnte | |
scheitern. Die Hymnen auf die Friedenskraft des Fußballs verklingen. |