# taz.de -- Sietas-Werft ist insolvent: Die Zukunft ist verschlickt | |
> Die Hamburger Traditionswerft Pella Sietas konnte wegen eines | |
> verschlickten Hafenbeckens keine Schiffe ausliefern. Dann kam auch noch | |
> die Pandemie. | |
Bild: Wie nur sollen die Schiffe in die Elbe kommen? Das Hafenbecken vor der We… | |
Hamburg taz | Die an der Estemündung gelegene Werft Pella Sietas ist einer | |
der ältesten aktiven Schiffbaubetriebe weltweit. Nun steht sie [1][zum | |
zweiten Mal in zehn Jahren] vor der Insolvenz. Das seit 1635 in Hamburg | |
ansässige Unternehmen, das Eisbrecher, Baggerschiffe oder Fähren baut, hat | |
Probleme mit einem verschlickten Hafenbecken und konnte deshalb nur mit | |
großer Verzögerung ausliefern. Außerdem ist die Werft durch die Pandemie in | |
eine finanzielle Krise geraten. Betroffen waren insgesamt 350 | |
Festangestellte sowie etwa 300 Leih- und Werkvertragsarbeiter*innen. | |
Für sie kam die Insolvenz nicht allzu überraschend. Aber trotzdem: „Für die | |
Belegschaft ist das ein Schock“, sagt Emanuel Glass von der Gewerkschaft IG | |
Metall Hamburg. „Die komplette Belegschaft hat seit Ende April kein Geld | |
mehr bekommen“, sagt Glass: „Für die Angestellten ist das eine | |
Katastrophe.“ Die IG Metall kritisiert vor allem die Geschäftsführung: Die | |
Angestellten hätten früher darüber aufgeklärt werden sollen, wie lange sie | |
kein Geld bekommen, meint Glass – sie seien immer wieder vertröstet worden. | |
Die Werft ist in einer vertrackten Situation: Das Hafenbecken verschlicke | |
zusehends, könne aber aufgrund rechtlicher Bestimmungen in der | |
Sturmflutzeit nicht gespült werden, sagt Glass. Dadurch könne die Werft | |
bestellte Schiffe weder sicher zu Wasser lassen noch ausliefern. | |
Mittlerweile arbeiteten auch viele Kolleg*innen nicht mehr. Sie hätten | |
sich andere Jobs gesucht oder ab Ende Juni vom sogenannten | |
Zurückbehaltungsrecht Gebrauch gemacht. Das bedeute, dass sie, nachdem sie | |
die Werft dazu aufgefordert haben, ihr Gehalt zu überweisen, die Arbeit | |
niedergelegt hätten, um Arbeitslosengeld zu bekommen, erklärt Glass. Selbst | |
wenn das Schlickproblem gelöst wäre, fehlen also Arbeiter*innen, um die | |
Schiffe zu bauen. | |
## Nischen werden immer kleiner | |
Ralf Marquardt, Geschäftsführer des Verbands für Schiffbau und | |
Meerestechnik, sieht ein strukturelles Problem: Die Pandemie habe vor allem | |
Marktsegmente getroffen, die von Deutschland besonders bedient würden, wie | |
etwa Fahrgastschiffe. „Nischen werden immer kleiner und international | |
härter bekämpft“, sagt Marquardt. Diesen Kampf müsse Sietas nun vor dem | |
Hintergrund bereits bestehender Probleme austragen. | |
Glass hofft, dass viele Arbeitsplätze erhalten werden können: Die Werft sei | |
nicht durch einen Mangel an Aufträgen in die Insolvenz gerutscht. „Wir | |
haben ein gutes Portfolio an Aufträgen für die nächsten Jahre“. Vielleicht | |
sei die Insolvenz ein Neuanfang. | |
31 Jul 2021 | |
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## AUTOREN | |
Pascal Luh | |
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