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# taz.de -- Olympisches Informationssystem: Flippiges Portal nach draußen
> Medienschaffende dürfen die olympische Blase nicht verlassen. Ihr Fenster
> zur echten Welt ist ein Infoportal, das erstaunlich gut gefüttert ist.
Bild: Abgeschirmt von der Außenwelt: Journalisten vor ihren Bildchirmen
Es ist nahezu unmöglich, in der Medienblase ein Gefühl dafür zu entwickeln,
wie in der Bevölkerung von Tokio diese Olympischen Spielen nach den ersten
Tagen so ankommen. Überstrahlt der Sport, sobald er mal in Gang gekommen
ist, all die Missstimmungen, die zuvor Umfrageergebnisse und
Demonstrationen offenbart haben? Fällt jede japanische Goldmedaille so
schwer ins Gewicht, dass sich die zuvor gewichtigen antiolympischen
Bedenken verflüchtigen? Oder sind die Japaner nach wie vor Olympiamuffel
und lassen sich von ein paar Goldplaketten nicht so einfach blenden?
Doch zum Glück gibt es myinfo.tokyo2020, ein Internetportal das von den
Veranstaltern den Olympiaberichterstatter:innen zugänglich gemacht
wird. Und das hat, nachdem die 13-jährige Nishiya Momiji Gold und die
16-jährige Nakayama Funa Bronze im [1][Skateboardwettbewerb] gewonnen
haben, vermeldet: „Japan flippt aus.“ Wie sich das genau bemerkbar macht,
ist leider nicht weiter ausgeführt. Die Botschaft ist jedenfalls in der
Welt. Sie wird sicherlich in dem ein oder anderen Artikel auf dem ein oder
anderen Kontinent eingesickert sein.
Zur Verteidigung von myinfo.tokyo2020 muss man sagen, dass es eigentlich
ein großartiges Portal ist. Eine sehr reichhaltige Faktensammlung zu den
Olympischen Spielen und seinen Athlet:innen. Mit ein paar Klicks bekommt
man zu den randigsten Randsportlern Erfolge, Rekorde, Vereine, Trainer,
Lebensmotto, Sprachkenntnisse, Hobbys und biografische Besonderheiten
geboten. Und die Quellenrecherche kann sich wirklich sehen lassen. Wie ich
am Beispiel einer deutschen Athletin feststellen konnte, wurde sogar die
Stuttgarter Kinderzeitung gelesen.
Das Portal ist wegen seiner zahlreichen Fakten für die Arbeit nahezu
unentbehrlich und wer die persönliche Bestzeit von der vorletzten
Weltmeisterschaft abtippt, schreibt vielleicht auch auf, dass Japan wegen
zwei Skateboarderinnen ausgeflippt ist. Myinfo.peking2022 wird gewiss bald
auch erzählen, wie begeistert die Chines:innen von den Winterspielen
sind.
Gefüttert wird das Portal von den fleißigen Mitarbeiter:innen des
internationalen olympischen Komitees. Die haben unter der Rubrik
General-Facts einen Text eingestellt mit der Überschrift: „Die
Kulturveranstaltungen von Tokyo 2020 stellen Strömungen der Hoffnung und
der Einheit in Aussicht.“ Weiter heißt es im Text, Kulturen wie Sport
„können die Menschen inspirieren. Das Teilen dieser Inspiration kann alle
Grenzen überschreiten und uns miteinander verbinden. Verbindung bringt
Freude, Heilung und Hoffnung.“
Selbst IOC-Chef Thomas Bach [2][hätte es nicht schöner ausdrücken können].
Wer die Eröffnungsfeier gesehen hat, weiß eh Bescheid, welcher Segen der
Sport für die Menschheit ist, und kann sich dieses Kulturprogramm sparen.
Zumal eben Myinfo.tokio2020 alle Fakten dazu zusammengetragen hat.
In der Blase wird man bestens informiert.
28 Jul 2021
## LINKS
[1] /Skaten-bei-Olympia/!5787500
[2] /Neues-Motto-fuer-Olympia/!5787517
## AUTOREN
Johannes Kopp
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