# taz.de -- Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Service statt Verschwendung | |
> Nachhaltigkeit ohne Digitalisierung funktioniert ebenso wenig wie | |
> Digitalisierung ohne Nachhaltigkeit. Wissen wir schon? Dann machen wir's | |
> halt! | |
Bild: E-Scooter kommen selten allein: Nicht nur in Berlin ein oft gesehenes Mot… | |
[1][Digitalisierung und Klimaschutz sind die großen Themen unserer Zeit.] | |
An beiden hängt die Zukunft, in beidem hängt Deutschland hinterher. Und ja, | |
an all diejenigen, die direkt wieder mit einem lauten „Aber“ den Finger | |
heben: Anders als bei der Digitalisierung sind wir beim Klimaschutz nicht | |
ganz hintendran. Aber gemessen an dem, was es braucht, ist eben doch noch | |
einige Luft nach oben. Allerdings wird beides bisher zu oft getrennt | |
voneinander betrachtet. Ökos und Tech-Liebhaber:innen hingegen ist schon | |
lange klar: Nachhaltigkeit ohne Digitalisierung funktioniert genauso wenig | |
wie Digitalisierung ohne Nachhaltigkeit. | |
Google-Suchen, Netflix, Bitcoin und Tausende von Serverfarmen weltweit | |
fressen tagtäglich große Mengen Energie. Und selbst nachhaltig angelegte | |
Dienste entpuppen sich schnell als CO2-Schleudern, wenn Konsum und | |
Bequemlichkeit oberste Priorität haben. Wenn sich Carsharingdienste im | |
Kampf um Marktanteile im Preis unterbieten und die Menschen in der Folge | |
mehr Auto fahren statt wie bisher die U-Bahn nehmen. Und auch die E-Scooter | |
in den Städten sind schneller kaputt und benötigen mehr Energie als Fahrrad | |
oder Straßenbahn. | |
Echt nachhaltige Lösungen liegen aber durchaus auf dem Tisch: [2][Mit | |
intelligentem Flottenmanagement] beispielsweise könnten künftig Autos nicht | |
länger 95 Prozent der Zeit ungenutzt herumstehen und somit bis zu 80 | |
Prozent der Fahrzeuge eingespart werden. Nach einer Studie des Cambridge | |
Centre for Advanced Research and Education wären so bis zu 50 Prozent | |
Energieersparnis möglich. | |
Und auch in den eigenen vier Wänden gibt es nachhaltige digitale | |
Innovationen, die mehr sind als bloße Spielereien von Technikaffinen und | |
Besserverdienern. Doch die Smart-Home-Technologien müssten in der Breite | |
ausgebaut werden. Ein Zuhause, das die Heizkörper automatisch | |
herunterstellt, wenn ein Fenster geöffnet wird oder das Licht löscht, wenn | |
die Bewohner:innen zur Arbeit gehen, kann eine Menge CO2 einsparen. Und | |
das gilt genauso für die unzähligen Bürokomplexe, die schon bald wieder | |
stärker frequentiert werden dürften. | |
## Bitte reparaturfähig | |
Der Punkt ist: Derzeit kann nicht jede:r einfach mal so eben sein:ihr | |
Zuhause energetisch umbauen und smart ausstatten lassen. Zudem sind viele | |
Maßnahmen noch nicht auf Langlebigkeit programmiert, oftmals überleben | |
Geräte nur wenige Jahre. Um also die smarte neue Welt mit dem Klimaschutz | |
zu vereinen, muss die Digitalbranche ihre Produkte stärker auf die | |
Vereinbarkeit mit dem Klimaschutz hin entwickeln. Algorithmen müssen auf | |
Effizienz ausgerichtet werden, Lieferflotten auf Elektroantrieb umgerüstet | |
und Smartphones reparaturfähig konstruiert werden. | |
Und zudem muss sich der Fokus ändern: Weg vom Verkauf eines einzigen | |
Produkts, hin zu einem Service-Gesamtpaket. Denn wer einen Service | |
verkauft, hat ein hohes Eigeninteresse an energieeffizienten Produkten mit | |
langer Lebensdauer. So würden am Ende alle profitieren: die Unternehmen, | |
die Kund*innen und – natürlich das Klima. | |
3 Aug 2021 | |
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## AUTOREN | |
Malaika Rivuzumwami | |
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