| # taz.de -- Nach der Flutkatastrophe in Deutschland: Helfen, aber richtig | |
| > Viele wollen die Menschen in den Hochwassergebieten unterstützen. Aber | |
| > wie? Und was kommt bei den Betroffenen wirklich an? | |
| Bild: Viele stehen vor dem Nichts: Aufräumarbeiten im an der Ahr gelegenen Sin… | |
| Berlin taz | Die Betrüger sind schon da. Die Polizei Köln warnt die | |
| Menschen in den Flutgebieten. Und jene, die für sie spenden wollen. Der | |
| Grund: Hochwassergeschädigte bestellten im Internet einen Bautrockner, um | |
| ihre Räume zu entfeuchten, überwiesen die Rechnung. Doch die Ware kam nie | |
| an. Ans Telefon ging auch niemand. | |
| Eine Elektrofirma, die angab, zu Reparaturarbeiten zu kommen, dafür aber | |
| vorab eine Zahlung verlangte, tauchte auch nie auf. In einem anderen Fall | |
| kopierten Gauner aus dem Internet ein Foto einer vom Hochwasser zerstörten | |
| Wohnung – und veröffentlichten einen Spendenaufruf. Der sei mittlerweile | |
| wieder gelöscht, so die Polizei. Doch rät sie:„Übergeben oder überweisen | |
| Sie Geld nie an unbekannte Personen.“ | |
| Die Frage: Wie lässt sich helfen? Was kommt wirklich bei den Menschen an, | |
| die [1][nach der Hochwasserkatastrophe] vielfach vor dem Nichts stehen? Die | |
| Häuser verwüstet. Brücken kaputt. Stromleitungen zerstört. Mancherorts | |
| ähnelt es einem Kriegsgebiet seit die Unwetter erst nach | |
| [2][Nordrhein-Westfalen] und [3][Rheinland-Pfalz] kamen, später auch ins | |
| Berchtesgadener Land und ins östliche Sachsen. Schon jetzt packen viele mit | |
| an, Nachbarn, Urlauber. | |
| Aber sich einfach mit Besen, Eimer, Gummistiefeln aufzumachen, ist derzeit | |
| keine gute Idee. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe | |
| schreibt auf seiner Internetseite: „Warnhinweis: Bitte beachten Sie: Fahren | |
| Sie nicht auf eigene Faust in die betroffenen Gebiete, um zu helfen!“ | |
| Helfende können mit ihren Autos Straßen blockieren, das Aufräumen | |
| behindern. | |
| Wer vor Ort helfen will, vielleicht auch als Unternehmen mit Werkzeug und | |
| Geräten oder als Privatperson mit einer Unterkunft oder Sonstigem, kann | |
| sich bei betroffenen Gemeinden und Städten melden. Die haben oft | |
| Bürgertelefone und Hotlines geschaltet, um Hilfsangebote und Einsätze vor | |
| Ort zu koordinieren. | |
| Das Bundesamt hat die Anlaufstellen auf seiner Homepage gelistet – und gibt | |
| noch einen dringenden Hinweis: „WICHTIG! Wenn Sie beabsichtigen Sachspenden | |
| zu spenden, klären Sie dies unbedingt vorab mit den betreffenden | |
| Organisationen und Initiativen ab – viele Einrichtungen haben einen | |
| Annahmestopp für Sachspenden ausgesprochen.“ | |
| Kleidung, Schuhe, Möbel türmen sich vielerorts, weil die Unterstützung | |
| enorm, viel bereits angekommen ist. Das muss nun auch erst gesichtet und | |
| sortiert werden. Tische oder Stühle werden ohnehin erst in einigen Wochen | |
| gebraucht, nach dem Aufräumen. So ist derzeit vor allem eins gefragt: Geld. | |
| Das habe auch mit dem Selbstwertgefühl zu tun, sagt Thomas Eiting. Er ist | |
| Pressesprecher der Stadt Wuppertal und meint: „Wenn man fast alles verloren | |
| hat, dann möchte man, so gut wie es gemeint ist, nicht auch noch eine | |
| gebrauchte Hose haben. Sondern dann möchte man zumindest diese Würde | |
| behalten, sich selbst eine neue Hose kaufen zu können.“ | |
| ## Viele Spendenaufrufe | |
| Zwar hat [4][die Bundesregierung bereits zugesagt], schnell und | |
| unbürokratisch mit 200 Millionen Euro zu helfen. Zusammen mit den Hilfen | |
| aus den Bundesländern werden so [5][erst mal insgesamt 400 Millionen Euro] | |
| aufgebracht, um Notlagen zu überbrücken, das Schlimmste an Gebäuden und | |
| Infrastruktur zu beseitigen. Aber das reicht keinesfalls, die Schäden sind | |
| milliardenschwer. Und gegen die Flut versichert sind längst nicht alle vor | |
| Ort. | |
| Es gibt viele Spendenaufrufe, zum Beispiel von Sportvereinen wie dem 1. FC | |
| Köln oder dem Deutschen Gewerkschaftsbund. Von den großen | |
| Hilfsorganisationen sowieso. Das Deutsche Rote Kreuz hilft derzeit zum | |
| Beispiel mit 3.500 Leuten bei der Versorgung mit Trinkwasser, Strom, | |
| Hygieneartikeln, stellt mobile Arztpraxen auf, bietet psychologische | |
| Beratung. | |
| Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz selbst haben auch Spendenkonten | |
| eingerichtet. Das Geld soll über die Kreisverwaltungen an die Betroffenen | |
| gehen. „Vor Ort kann am besten gesehen werden, wo die Not am größten ist | |
| und wie Abhilfe geschaffen werden kann“, erklärt der rheinland-pfälzische | |
| Innenminister Roger Lewentz. | |
| Am sichersten sei es beim Spenden, auf die zu setzen – so schreibt die | |
| Polizei Köln –, die „Sie persönlich kennen oder über deren Seriosität S… | |
| sich ausreichend informiert haben“. Wer sich unsicher ist, kann auf das | |
| DZI-Spendensiegel achten. Das bekommt nur, so erklärt die Stiftung | |
| Warentest, wer sich nach strengen Kriterien des Deutschen Zentralinstituts | |
| für soziale Fragen prüfen lasse und nicht mehr als 30 Prozent des Geldes | |
| für Verwaltung und Werbung ausgibt. | |
| Das DZI hat extra für die „Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands“ | |
| Adressen und Kontonummern von Organisationen zusammengestellt. | |
| 25 Jul 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hanna Gersmann | |
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