# taz.de -- Nach Anschlag in Wien: Islamisten nochmal durchsucht | |
> Zwei Männer aus Kassel und Osnabrück sollen vom Wien-Anschlag im November | |
> 2020 gewusst haben. Nun wurden ihre Wohnungen erneut durchkämmt. | |
Bild: Der Opfer gedenken: Der Anschlag vom 2. November 2020 beschäftigt Wien b… | |
BERLIN taz | Sie sollen den Attentäter des Wien-Anschlags vom [1][2. | |
November 2020], Kujtim F., gut gekannt haben, auch seinen Anschlagsplan. Am | |
frühen Mittwochmorgen ließ die Bundesanwaltschaft deshalb die Wohnungen der | |
Islamisten Blinor S. in Osnabrück und Drilon G. in Kassel von | |
Spezialeinsatzkräften der GSG 9 durchsuchen. Festnahmen erfolgten vorerst | |
nicht. | |
Die beiden Männer gehörten nach taz-Informationen [2][zu den vier 19 bis 25 | |
Jahre alten Islamisten], die schon kurz nach der Tat in Deutschland | |
durchsucht wurden. In ihrem Fall erhärteten sich Hinweise, dass sie vom | |
Anschlagsplan wussten. Blinor S. und Drilon G. gelten deshalb nun nicht | |
mehr als Zeugen, sondern als Beschuldigte und mutmaßliche Mitwisser. | |
Laut Bundesanwaltschaft standen Blinor S. und Drilon G. schon seit | |
„geraumer Zeit“ über soziale Medien in engem Kontakt mit dem Attentäter | |
Kujtim F. Im Juli 2020 waren sie auch für mehrere Tage zu dem 20-Jährigen | |
nach Wien gereist und hatten in dessen Wohnung übernachtet – kurz nachdem | |
dieser ein Schnellfeuergewehr erworben hatte, das er später beim Anschlag | |
verwendete. | |
Bei dem Treffen in Wien waren auch weitere Islamisten aus Österreich und | |
der Schweiz dabei. Ermittler stellten später DNA-Spuren von einigen dieser | |
Männer an Waffen fest, die beim Anschlag genutzt wurden, und auch an einem | |
von Kujtim F. dort getragenen Siegelring des IS. | |
## Kurz vor der Tat Handykommunikation gelöscht | |
Für die Bundesanwaltschaft hielten es Blinor S. und Drilon G. „aufgrund der | |
engen persönlichen Beziehung zum Attentäter und ihrer gemeinsamen | |
radikal-islamischen Gesinnung“ spätestens seit der Übernachtung in Wien für | |
möglich, dass Kujtim F. einen Anschlag verüben könnte. Gegenüber Dritten | |
habe der 20-Jährige seine Anschlagspläne schließlich „offen geäußert“. | |
Und Blinor S. und Drilon G. hätten auffälligerweise just am Abend vor dem | |
Anschlag Nachrichten auf ihren Handys und ihre Social-Media-Profile | |
gelöscht. Für die Ermittler war es der Versuch, ihre Verbindungen zu Kujtim | |
F. zu verschleiern. | |
Die Bundesanwaltschaft wirft Blinor S. und Drilon G. nun vor, den Anschlag | |
„billigend in Kauf genommen“ zu haben, statt die Sicherheitsbehörden zu | |
informieren. Der Vorwurf lautet damit auf Nichtanzeige geplanter | |
Straftaten. | |
Kujtim F. hatte am 2. November 2020 in der Wiener Innenstadt mit mehreren | |
Schusswaffen vier Menschen getötet und gut 20 weitere teils schwer | |
verletzt. Kurz nach Beginn seines Angriffs wurde er von Polizisten | |
erschossen. Die Tat reklamierte der „Islamische Staat“ (IS) für sich und | |
veröffentlichte danach auch ein Video des Attentäters, in dem dieser den | |
Treueeid auf den IS-Anführer leistete. | |
Die österreichischen Sicherheitsbehörden [3][standen nach dem Attentat | |
unter Druck], weil sie sowohl das Islamistentreffen in Wien als auch einen | |
Munitionskauf von Kujtim F. in der Slowakei eigentlich mitbekommen hatten, | |
die Gefährlichkeit des späteren Attentäters aber offensichtlich falsch | |
einschätzen. | |
7 Jul 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Terroranschlag-in-Oesterreich/!5722512 | |
[2] /Nach-Terroranschlag-in-Wien/!5723582 | |
[3] /Verbindungen-von-Wien-Attentaeter/!5726280 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Islamistischer Terror | |
Wien | |
Bundesanwaltschaft | |
Razzia | |
„Islamischer Staat“ (IS) | |
GNS | |
Schwerpunkt Islamistischer Terror | |
Wien | |
Österreich | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Untersuchungsbericht zu Attentat in Wien: Nehammer unter Druck | |
Laut neuen Erkenntnissen muss Österreichs Innenminister Karl Nehammer von | |
den Absichten des Täters gewusst haben. Das Ministerium bestreitet das. | |
Nach Terroranschlag in Wien: Mehr Schutz für Religionsstätten | |
Vieles deutet darauf hin, dass der Attentäter des Anschlags in Wien doch | |
Teil eines Netzwerkes war. Österreich will religiöse Orte besser schützen. | |
Nach Terroranschlag in Wien: Razzien in Deutschland | |
Nach der Tat werden Kontakte des Täters nach Deutschland bekannt. | |
Österreichs Innenminister lässt Moschee schließen. |