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# taz.de -- Olympia, Armin Laschet und Cannes: Bingen auf Großbildleinwand
> Die Woche im Rückblick: Olympia lässt keine Zuschauenden ins Stadion.
> Laschet wagt es nicht, sich klar zu Maaßen zu positionieren.
Bild: Vertagt Laschet die Richtungsentscheidungen der Union auf den Start seine…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Schneckenjahr. Meine Kartoffelernte steht auf der
Kippe.
Und was wird besser in dieser?
Kaffeeprött ins Gießwasser.
Die Deutsche Kommunistische Partei wird nicht zur Bundestagswahl
zugelassen, weil sie ihre Rechenschaftsberichte zu spät eingereicht hat.
Ganz schön schlampig! Wie soll so bitte die sozialistische Weltrevolution
noch klappen?
Lenin lacht, weil die Genossen die Bahnsteigkarte nicht gekauft haben.
Wovon auch? Nun implodieren Wahlkampfkostenerstattung, und der staatliche
Bonus auf Beiträge und Spenden. „Auch ein finanzielles Ende“ graut dem
DKP-Vorsitzenden. Trotzdem: Es imponierte, dass diese Republik ihr
erklärtes Gegenteil aushielt, solange es gewaltfrei und zugegeben harmlos
daherkam.
Die Berliner und die Münchner Verkehrsgesellschaft streichen das
„Schwarzfahren“ aus ihrem Vokabular. Bei der BVG sagt man ab jetzt „Fahren
ohne gültigen Fahrschein“. Was ist eine griffigere Bezeichnung?
Zurückbleiben, bitte! Jedenfalls wenn der Springerzug Amok fährt. Bild und
BZ hatten das gebrauchte Kaugummi vom Bahnsteig geknabbert und noch mal
weichgekaut: Das „Diversity-Programm“ habe diese Sprachregelung erzwungen.
Immerhin ist unklar, ob es nicht jiddischen Ursprungs sei – „shvartz“ für
„Armut“ – oder selbst im Jiddischen schon rassistisch gewesen. Oder es
rührt vom bösem Tun im Verborgenen der Nacht, der Dunkelheit.
Ob sich das je klären lässt – da sehe ich anthrazit. Tatsächlich
dementierte die BVG, intern sei das stehende Rede und extern vermeide man
es. In den Niederlanden nannte man arme ungewaschene Tagelöhner aus
Duitsland nach ihrem Odeur „Mof“. Vielleicht auch wegen ihrer
Humorlosigkeit. Jedenfalls erst recht nach den deutschen Überfällen. Allein
damit den Springerjungs der Stoff nicht ausgeht: Moffen. Im Ruhrgebiet
versucht eine Kampagne für ÖPNV-Nutzung das Neoverb „öffeln“ durchzusetz…
Dann wär’s „nöffeln“.
Apropos: Laut OECD ist Hausarbeit in Deutschland öfter Schwarzarbeit als in
anderen europäischen Staaten. Ist die Bürokratie zu kompliziert?
BILD: „Sauerei! taz verwendet rassistischen Begriff,Schwarzarbeit!'“ Wie
war die Frage noch mal? Ah! Illegale Beschäftigung! Frankreich und Belgien
praktizieren unterschiedliche „Dienstleistungschecks“, nach ein paar Klicks
online kann legal losgeputzt werden. Andere legen Steuervorteile oder
Lohnzuschüsse drauf. Deutschland hat mit „Haushaltsschecks“ für
„Minijobber“ im Rahmen der „Hartz-Gesetze“ drei tolle neue Vokabeln
eingeführt, die Schwarzarbeit stagniert bei 85 Prozent. Arbeit für eine
kraftvollere Regierung als die GroKo.
Die Olympischen Spiele in Tokio, die am 23. Juli beginnen, [1][werden ohne
Zuschauende stattfinden]. Traurig?
John Lennon wollte mal im „high jump“ mitmachen – wissendes Gelächter in
einer Pressekonferenz; mich könnte Gesichtheben reizen. Für die
Athlierenden tut’s mir leid, fünf Jahre Training auf den Punkt und dann
wegen meiner. Ohne das sollte man es abblasen.
CDU-Kanzlerkandidat und Parteivorsitzender Armin Laschet stellte sich im
„Brigitte“-Interview hinter den öffentlich-rechtlichen Journalismus und
kritisierte [2][Hans-Georg Maaßen] nur indirekt: Zickenkrieg oder kluge
Wahlkampftaktik?
AKK hat sich am Kemmerich-Debakel zerlegt; Laschet vertagt die
Richtungsentscheidungen der Union auf den Start seiner Rente. Der
öffentlich-rechtliche Rundfunk garantiert Regierenden Einfluss und
Stattfinden, ähnlich präsent wird man nur, wenn man querulanten „Mann beißt
Hund“-Quark redet wie Maaßen. Beides wird sich im Wahlkampf nicht lösen
lassen, doch für das Gewitter an Wahltalks sehr kritische Nachfragen
liefern.
Diese Woche wurde Annalena Baerbock angegriffen, weil sie ihre Promotion
trotz Stipendienzahlung abgebrochen hat. Geht das jetzt jede Woche bis zur
Bundestagswahl so?
Ja. Womöglich ist sie 2025 eine tolle Kandidatin, wenn sie einmal unten
durch und wieder auferstanden ist.
Am Dienstag wurde das internationale Filmfest von Cannes eröffnet. Barry
Diller, einst CEO von Paramount Pictures und 20th Century Fox, sagte letzte
Woche: [3][„The movie business is over.“] Freuen Sie sich noch aufs Kino
oder bingen Sie lieber Serien?
Ich binge auf Großbildleinwand. Ich bin verloren. Popcorn ist ungesund, und
wenn es in Spielfilmlänge hinter mir durchraschelt, raste ich eh aus.
Politiker:innen und Expert:innen forderten diese Woche „kreativere
Impfangebote“. Hätten Sie da vielleicht eine Idee?
Äh? Ärztetag und Darts-Meisterschaft kreuzen?
Und was machen die Borussen?
Freuen sich, wenn dieses Schaufenster EM vorbei ist und der Club nicht
leergekauft.
(Fragen: Emeli Glaser, waam)
11 Jul 2021
## LINKS
[1] /Sommerspiele-in-Tokio/!5784618
[2] /Maassen-will-Journalistinnen-pruefen/!5784428
[3] https://observer.com/2021/07/paramount-fox-barry-diller-movie-business-over/
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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