# taz.de -- Rettungsschiff „Alan Kurdi“: Nicht mehr unter deutscher Flagge | |
> Die „Alan Kurdi“ läuft künftig für eine italienische Organisation aus. | |
> Grund für den Verkauf sind finanziellen Belastungen durch mehrere | |
> Blockaden. | |
Bild: Soll als „ResQ PEOPLE“ weiterhin Menschenleben auf dem Mittelmeer ret… | |
BERLIN taz | Als die [1][„Alan Kurdi“] am 24. November 2018 von Rostock aus | |
in See sticht, schreibt sie deutsche Seefahrtgeschichte: Sie war das erste | |
zivile Rettungsschiff im Mittelmeer unter deutscher Flagge. Kurz darauf, im | |
Dezember, rettete sie in den internationalen Gewässern nördlich von | |
Tripolis bereits erste Menschenleben. | |
In den Folgejahren hat das Schiff der Regensburger Hilfsorganisation | |
Sea-Eye in insgesamt zwölf Rettungsmissionen vor der libyschen Küste 927 | |
Schiffbrüchige auf dem Mittelmeer gerettet. Rund 240 Crew-Mitglieder taten | |
Dienst auf der „Alan Kurdi“. Doch damit ist nun Schluss, teilte Sea-Eye am | |
Montag mit. Die „Alan Kurdi“ wird verkauft und läuft künftig für die | |
italienische Seenotrettungsorganisation ResQ aus. | |
Von einer „emotionalen Entscheidung“ spricht der Vorsitzende von Sea-Eye, | |
Gorden Isler gegenüber der taz. Denn schließlich habe das Schiff über Jahre | |
die Erinnerung an den 2015 ertrunkenen syrischen Jungen lebendig gehalten. | |
Dessen Vater, Abdullah Kurdi, taufte Anfang 2019 auf Mallorca das Schiff, | |
das zuvor schon die Namen „Joh. L. Krueger“ und „Professor Albrecht Penck… | |
getragen hatte. | |
Im Jahr 1951 lief das Schiff vom Stapel und wurde erst vom | |
Seehydrographischen Dienst der DDR, später von der Akademie der | |
Wissenschaften auf der Nord- und Ostsee zu Forschungszwecken eingesetzt. | |
1964 führte die erste Atlantikexpedition der DDR das Schiff bis vor die | |
westafrikanische Küste. | |
## Verkauf die „einzige vernünftige“ Entscheidung | |
Nach der Wende fiel das Schiff dann dem Land Mecklenburg-Vorpommern zu. | |
Seit 2010 lief es jedoch nicht mehr aus. Im Jahr 2018 kaufte es | |
[2][Sea-Eye]. Erst mit der Umwidmung vom Forschungs- zum Rettungsschiff | |
stach das 38 Meter kurze Schiff wieder in See – dieses Mal Richtung | |
Mittelmeer. | |
Im Jahr 2019 war die „Alan Kurdi“ laut Sea-Eye dort das aktivste zivile | |
Rettungsschiff. Dass die „Alan Kurdi“ nur Tage nachdem die Festnahme der | |
deutschen Kapitänin Carola Rackete kontroverse Debatten über die zivile | |
Seenotrettung auslöste, schon wieder Menschen vor dem Ertrinken rettete, | |
bezeichnet Gorden Isler als „starkes Symbol“. Dennoch sei der Verkauf die | |
„einzige vernünftige“ Entscheidung gewesen. | |
Der Grund liegt in der Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung – und den | |
hohen finanziellen Kosten, die damit verbunden sind. Zweimal haben | |
italienische Behörden die „Alan Kurdi“ bereits wegen „technischer | |
Ungereimtheiten“ festgesetzt. Im Mai 2020 im Hafen von Palermo. Ein zweites | |
Mal dann wenige Monate später in dem sardinischen Hafen Olbia. | |
## Neuer Name „ResQ PEOPLE“ | |
Beide Male musste Sea Eye über Monate hinweg die rund 70.000 Euro Kosten | |
pro Monat tragen, obwohl das Schiff nur im Hafen lag. Im Juni ist die „Alan | |
Kurdi“ zwar wieder für neue Einsätze im Mittelmeer fit gemacht worden, das | |
Risiko einer erneuten Festsetzung will Sea-Eye aber nicht eingehen. Mit den | |
400.000 Euro, die der Verkauf bringt, will die Organisation nun ihr | |
einziges verbliebenes Rettungsschiff finanziell absichern: die viel größere | |
„Sea-Eye 4“. | |
Einen neuen Namen hat die „Alan Kurdi“ übrigens auch schon: Als „ResQ | |
PEOPLE“ soll sie weiter Menschenleben im Mittelmeer retten – unter | |
italienischer Flagge. | |
19 Jul 2021 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
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