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# taz.de -- Abschluss des G7-Gipfel in Cornwall: „Amerika ist zurück“
> Der G7-Gipfels in Cornwall endet mit großen Versprechen. Viel Raum nimmt
> der Kampf gegen die Pandemie und die Abgrenzung zu China und Russland
> ein.
Bild: Sogar die Queen war zugegen: Empfang zum G7-Gipfel am Freitag im britisch…
Berlin taz | Der globale Westen ist zurück als kollektiver Akteur auf der
Weltbühne – das ist die offizielle Botschaft des G7-Gipfels in
Großbritannien, der am Sonntag zu Ende ging. „Amerika ist zurück im
Geschäft, die Welt zu führen“, rief US-Präsident Joe Biden auf seiner
Abschlusspressekonferenz im südwestenglischen Carbis Bay am
Sonntagnachmittag.
„Wohlstand für alle Bürger der Welt“ versprach der gastgebende britische
Premierminister Boris Johnson: „Wir alle müssen die Welt besser wieder
aufbauen in einer Weise, die für alle unsere Menschen und die Menschen der
ganzen Welt funktioniert.“
Den demonstrativen Schulterschluss der westlichen Demokratien beschwor
nicht nur Johnson, der über den Gipfel sagte: „Ich hätte mir keine
kooperativere Stimmung wünschen können.“ Frankreichs Präsident Emmanuel
Macron lobte die „Rückkehr zu traditionelleren Arbeitsweisen“ zwischen den
„offenen und liberalen Demokratien“.
US-Präsident Joe Biden sagte, der Sinn des G7-Formats sei, „die Demokratien
der Welt zu versammeln, um den Herausforderungen der Welt zu begegnen“. Die
Länder der Welt hätten die Wahl zwischen „Werten, für die Demokratien
stehen“, und „dem autokratischen Fehlen von Werten“, so Biden.
## Zugang zu Impfstoffen dringendeste Herausforderung
Die dringendste Herausforderung, darin waren sich anscheinend alle einig,
ist die [1][Covid-19-Pandemie] und die Notwendigkeit, weltweit Zugang zu
Impfstoffen zu gewährleisten. „Es reicht nicht, sich zurückzulehnen und
darüber zu reden, wie wichtig unsere Werte sind“, sagte Johnson, „und es
geht nicht darum, dem Rest der Welt unsere Werte aufzuzwingen. Was die G7
tun müssen, ist, dem Rest der Welt die Vorzüge von Demokratie und Freiheit
und Menschenrechten vorzuführen. Und teilweise können wir das mit der
größten Leistung der Medizingeschichte tun: die Welt impfen.“
Johnson sprach von einer Grundsatzverpflichtung der G7, der ganzen Welt bis
Ende 2022 Zugang zu Corona-Impfstoffen zu bieten. Macron schränkte ein, es
gehe um 40 Prozent der Weltbevölkerung bis Ende diesen Jahres und 60
Prozent bis Ende 2022. Konkret versprechen die G7-Staaten, eine Milliarde
weitere Corona-Vakzindosen an ärmere Länder zu spenden, entweder direkt
oder durch die Bereitstellung von Mitteln an die globale Impfallianz Covax.
Die USA spenden 500 Millionen Dosen, Großbritannien 100 Millionen.
Frankreich spricht von 30 Millionen, während Deutschland mit den Worten der
Bundeskanzlerin Angela Merkel lediglich zusagt: „Wenn wir etwas überzählig
haben, werden wir das natürlich auch weitergeben.“
Im Abschlusskommuniqué des Gipfels heißt es, dass es Zusagen über 870
Millionen Impfdosen gebe, die möglichst schnell und zur Hälfte bis
Jahresende vor allem über die internationale Plattform Covax an die
bedürftigsten Länder ausgeliefert werden sollen.
## Kritik an China
Gesundheit, Klima, digitale Technologien und Gendergerechtigkeit nannte
US-Präsident Biden als zentrale Bausteine des Wiederaufbaus der Welt nach
der Pandemie. Auf Vorschlag der USA soll eine [2][neue
Infrastrukturinitiative] Entwicklungsländern eine „demokratische
Alternative“ zu chinesischen Investitionsprogrammen bieten.
Biden nannte sie wie den Slogan von Boris Johnsons Reformpolitik „Build
Back Better“ (Besser wiederaufbauen). Großbritannien betonte unter den
Gipfelbeschlüssen Klimanneutralität bis 2050, Naturschutz für 30 Prozent
der Erde bis 2030 sowie das Ziel, „allen Mädchen auf der Welt Zugang zu
guter Bildung zu verschaffen“.
Am Gipfel hatten neben den G7-Staaten – Deutschland, Frankreich,
Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA – die Führungsfiguren
der Europäischen Union teilgenommen sowie die Staats- beziehungsweise
Regierungschefs von Australien, Indien, Südafrika und Südkorea, wobei der
indische Premierminister Narendra Modi als einziger lediglich zugeschaltet
wurde.
Im Abschlussdokument des Gipfels grenzen die G7-Staaten sich klar von China
und Russland ab, anders als in früheren Jahren. „Wir werden unsere Werte
fördern, indem wir China aufrufen, Menschenrechte und grundlegende
Freiheiten zu respektieren“, heißt es unter ausdrücklichem Verweis auf
Xinjiang und Hongkong.
## „Im Wettbewerb mit Autokratien auf der gesamten Welt“
Russland seinerseits müsse sein „destabilisierendes Verhalten“ beenden,
darunter die „Einmischung in die demokratischen Systeme anderer Staaten“,
wie es hieß. Auch eine neue Untersuchung des Ursprungs des Covid-19-Virus
wurde gefordert.
„China muss sich verantwortlicher verhalten“, fasste Joe Biden zusammen und
führte aus: „Wir befinden uns im Wettbewerb mit Autokratien auf der
gesamten Welt darüber, ob Demokratien in einem 21. Jahrhundert der rapiden
Veränderung mit ihnen mithalten können.“ Die Nachfahren der heutigen
Politiker müssten in fünfzehn Jahren die Ergebnisse beurteilen, aber nach
diesem Gipfel sei er da optimistisch.
13 Jun 2021
## LINKS
[1] /G7-ueber-Gesundheit-und-Wirtschaft/!5778509
[2] /Infrastrukturinitiative-der-G7/!5774856
## AUTOREN
Dominic Johnson
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