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# taz.de -- Diplomatische Beziehungen: Neuer Ton in US-Botschaft
> Amy Gutmann soll die nächste US-Botschafterin in Deutschland werden.
> Dabei könnte sie auch einfach in den Ruhestand gehen.
Bild: Mit Joe Biden hält Amy Gutmann eine lange Verbindung (Foto vom 15. Janua…
Wenn der US-Senat sie bestätigt, wird die 71-jährige Amy Gutmann die
nächste US-Botschafterin in Deutschland werden. Die Nominierung der
langjährigen Präsidentin der University of Pennsylvania durch US-Präsident
[1][Joe Biden] meldete zuerst der Spiegel. Gutmann ist die erste weibliche
US-Botschafterin in Deutschland.
Zu Deutschland hat Gutmann eine familiäre Verbindung: Ihr Vater Kurt
Gutmann stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie im fränkischen
Feuchtwangen. Angesichts der Bedrohung durch die Nazis emigrierte er 1934.
Er hatte in die USA auswandern wollen, wurde dort aber nicht aufgenommen.
Stattdessen ging er nach Indien und lebte bis 1948 in Bombay. Erst als er
eine New Yorkerin kennenlernte und heiratete, siedelte er in die USA über,
wo Amy Gutmann 1949 als erstes Kind des Ehepaars zur Welt kam.
Amy Gutmann hat sich in der akademischen Welt einen Namen gemacht. Seit
2004 steht die Philosophin und Politikwissenschaftlerin an der Spitze der
renommierten University of Pennsylvania, ihr Vertrag wurde immer wieder
verlängert und läuft bis 2022. So lange hat noch niemand vor ihr die Uni
geleitet. Laut deren Website nutze sie ihre Amtszeit für jede Menge
Innovationen – allen voran die Senkung der Studiengebühren für
Student*innen aus weniger begüterten Familien.
Das passt zu Gutmanns wichtigsten Themen: Ethik- und Gerechtigkeitsfragen.
Über Ungerechtigkeiten im Bildungs- und Gesundheitssystem der USA hat sie
immer wieder geschrieben und sich auch mit Beiträgen in den US-Medien in
die Debatten eingemischt.
## Kurzerhand bei Die-in mitgemacht
Als 2014 eine Party bei ihr zu Hause von einer Demonstration gegen den Tod
des Schwarzen Michael Brown in Ferguson unterbrochen wurde, schloss sie
sich dem Protest kurzerhand an und legte sich mit den Demonstrierenden in
einem Die-in auf den Boden – was ihr Kritik aus Teilen der Polizei
einbrachte.
Der Wechsel in eine diplomatische Karriere ist ungewöhnlich für eine
Akademikerin, die sich genauso gut in den Ruhestand begeben, ihren ohnehin
schon vielen Buchveröffentlichungen weitere hinzufügen und hochbezahlte
Vorträge halten könnte. Aber mit Joe Biden hält sie eine lange Verbindung
und die Idee des Multilateralismus ist ihr wichtig.
Wenn sie tatsächlich nach Berlin kommt, wird der Botschafterposten nach
langer Interimsbesetzung wieder richtig ausgefüllt sein. Der letzte
offizielle Amtsinhaber war Richard Grenell. Der rüpelige Kettenhund
[2][Donald Trumps] hatte schon vor seinem Amtsantritt verkündet, seinen
Posten vor allem nutzen zu wollen, um die europäische extreme Rechte zu
stärken. In wenigen Monaten brach er mit allen diplomatischen
Gepflogenheiten und hinterließ die deutsch-US-amerikanischen Beziehungen in
Scherben.
Mit Gutmann wird ein vollkommen anderer Ton einziehen. Aber spielen kann
mit der Politologin niemand: Gutmann ist eine starke, von sich selbst
überzeugte Führungsfigur.
1 Jul 2021
## LINKS
[1] /Bidens-Europareise/!5778270
[2] /Anspannung-in-Washington-DC/!5726686
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
USA
Joe Biden
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Diplomatie
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