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# taz.de -- Abschusspläne für Wölfe: Alternative Fakten
> Klöckner wirft mit ihrem Abschussplan für Wölfe der Landbevölkerung einen
> Brocken hin. Mit so etwas ködern sonst nur AfD und FDP.
Bild: Wird hier versucht, mir dem Wolf auf Wähler:innenstimmenfang zu gehen?
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) will mal wieder Wölfe zum
Abschuss freigeben, um den rechten Rand zu bedienen. Sie hat die Idee schon
mehrfach in die politische Arena geworfen, das letzte Mal 2019 während der
Beratungen zur Lex Wolf. Landwirtschaftsministerium und Umweltministerium
einigten sich damals auf einen artenschutzrechtlich abgesicherten
Kompromiss. Die Bundesländer dürfen seitdem Wölfe schießen, die regelmäßig
Schafe reißen oder zu nah an Siedlungen kommen.
Wolfsexpert:innen und aufgeklärte Tierhalter:innen sind sich einig,
dass [1][Elektrozäune und Herdenschutz] die Schafe und Ziegen ausreichend
vor Wölfen schützen. Klöckner bringt nun wieder ein „regionales
Bestandsmanagement“ vor. Die Europäische FFH-Richtlinie und das
Bundesnaturschutzgesetz schließen eine Bestandsregulierung aus, zumal das
praktisch unmöglich sein dürfte.
Junge Wölfe wandern, manchmal Hunderte Kilometer, um ein Revier zu finden.
[2][Sie bleiben nicht auf dem zugewiesenen stillgelegten Truppenübungsplatz
oder in einem Nationalpark.] Allerdings gehört die Idee, Wölfe in
Schutzgebieten zu halten, zu den Lieblingsfantasien von
wissenschaftsignoranten Landbewohner:innen.
Klöckner zeigt erneut, dass sie der Komplexität des Amtes nicht gewachsen
ist und sich auf alternative Fakten stützt. Vier Jahre lang bediente sie
die CDU-Klientel unter Landwirten mit laxer Glyphosat-Regelung und einem
Insektenschutzgesetz, das diesen Namen nicht verdient. Die
Waldbesitzer:innen beglückte Klöckner mit einer Milliarde Euro für die
Wiederaufforstung ihrer vertrockneten Forstflächen, ohne sie zu einem
ökologischen und damit stabileren Wald zu verpflichten.
Und nun noch was für die [3][Jäger:innen, von denen viele den Wolf gern
wieder loswären]. Sind Wölfe im Jagdrevier, verhalten sich Rehe und
Rothirsche anders und Jäger:innen müssen ihre Taktik verändern. Das
überfordert einige. Die Besitzer lukrativer Jagdreviere ärgert das, da sie
zahlenden Kund:innen keine Abschüsse in kurzer Zeit garantieren können.
Klöckner ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse, wenn sie Verständnis für
besorgte Eltern zeigt, die Angst um ihre Kinder hätten. Das ist Populismus,
mit dem Klöckner einigen Menschen im ländlichen Raum einen Brocken
hinwirft, mit dem sonst AfD und FDP die Landbevölkerung ködern.
21 Jun 2021
## LINKS
[1] /Problemwoelfe-im-Norden/!5547091
[2] /Streit-um-Thueringer-Woelfin/!5682363
[3] /Abschusslisten-fuer-Raubtiere/!5746981
## AUTOREN
Ulrike Fokken
## TAGS
Landwirtschaft
Wald
Jäger
Wölfe
Julia Klöckner
Tierschutz
Biodiversität
Insekten
Jagd
Wolfsmanagement
Grüne Niedersachsen
Schwerpunkt AfD
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