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# taz.de -- Aktionswoche für Verkehrswende: Kraftwerk und Baustelle blockiert
> Mit der Blockade eines Kohlekraftwerks bei VW protestieren
> Aktivist*innen für eine Mobilitätswende. Der Konzern weist die
> Vorwürfe zurück.
Bild: Klimaaktivist*innen besetzen einen Kran auf dem Gelände des VW-Steinkohl…
Wolfsburg taz/dpa | Über dem VW-Werk in Wolfsburg und dem dazu gehörenden
Kraftwerk-West ist gerade die Sonne aufgegangen. Mehrere vermummte Personen
stehen auf einem geparkten Kohlezug. Zwei liegen auf den Schienen und haben
sich mit so genannten Lock-Ons unter den Zug gekettet.
Eine weitere Gruppe hat einen so genannten Schaber, der Steinkohle aus dem
Lager auf Förderbänder schaufelt, erklommen. Auf einem Kran hissen
Aktivist*innen ein Banner mit der Aufschrift „Verkehr auf die Schienen
schicken, Autoindustrie vors Schienbein kicken.“ Mehrere Personen haben
sich über dem Kohlebunker abgeseilt. Zwischen ihnen hängt ein Transparent,
auf dem in großen Lettern auf rosanem Untergrund „Runter vom GAS!“ steht.
Seit Freitagmorgen blockieren rund 40 Aktivist*innen gleichzeitig das
Steinkohlekraftwerk West bei VW in Wolfsburg und die Baustelle einer
Gaspipeline in der Nähe von Braunschweig. Ziel ist es, den laufenden
Betrieb des zweitgrößten Autoherstellers weltweit zu behindern.
Rumo Schotter (Name geändert), eine Aktivistin aus der Blockade, sagt zur
Aktion: „Wir rasen unaufhaltsam in die [1][Klimakatastrophe]. Seit Jahren
ist klar, dass wir dringend eine [2][Mobilitätswende] brauchen.“ Konzernen
wie VW sei das egal. Diese heizten die Krise weiter an und zögen daraus
Profite.
## Auch Erdgas in der Kritik
„Statt zu hoffen, dass der E-Antrieb uns aus der Klimakrise rettet, sollten
wir auf bessere Lösungen setzen“, so Schotter weiter. Solche seien
beispielsweise kostenloser ÖPNV, autofreie Städte und ein Ausbau des
Schienensystems. „Da weder Konzerne noch Politik handeln, stoppen wir heute
mit unserem Einsatz die Produktion klimaschädlicher Drecksschleudern!“
Das blockierte Kraftwerk beliefert das VW-Werk mit Energie für die
Autoproduktion. Rund 900.000 Tonnen Steinkohle würden dafür pro Jahr
verfeuert, sagen die Aktivist*innen. Die gleichzeitig blockierte
Pipeline-Baustelle solle einen Wechsel zu Erdgas ermöglichen. Für
Aktivistin Schotter keine Alternative: „Um dem Klimawandel angemessen zu
begegnen, müssen wir weg von dreckigen, fossilen Energieträgern.“ Der
Umstieg auf Gas sei dabei keine Lösung. „Damit will sich VW nur eine grüne
Weste anziehen“, so die Aktivistin. Im kapitalistischen Wirtschaftssystem
sei Ausbeutung und Klimazerstörung an der Tagesordnung, das müsse endlich
enden.
Die Polizei war erst nach mehreren Stunden vor Ort. Der Werkschutz von VW
erkundigte sich, ob alle Aktivist*innen unverletzt seien und
fotografierte dann Journalist*innen, die sich außerhalb des
Betriebsgeländes befanden. Ab und an liefen Arbeiter*innen über das
Gelände, die über die Aktion schimpften. Einer rief im Vorbeilaufen in
Richtung der Aktivist*innen: „Ich hoffe, du legst dich auf die Fresse.“
## VW weist die Vorwürfe zurück
Der Autobauer Volkswagen weist Vorwürfe von Umweltaktivisten gegen die
Klimapolitik des Konzerns zurück. VW setze sich aktiv für einen schnellen
Umstieg auf erneuerbare Energien ein und habe sich als erster
Autohersteller zu den Pariser Klimazielen bekannt.
VW sei zu Diskussionen über Klimaschutz bereit, hieß es. Aber das
Eindringen sei illegal. „Wir dulden keine Gesetzesverstöße, die mit derlei
Aktionen von den handelnden Personen begangen werden.“ Deshalb werde man
alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, der Anspruch von Schadenersatz
werde geprüft.
Die Aktivist*innen am Steinkohlekraftwerk West wollen bleiben, bis sie
geräumt werden. Die Blockade ist die erste von vielen Aktionen, die für die
kommende Woche geplant sind. In mindestens 50 Städten wollen verschiedenste
Gruppen unter dem Motto „Verkehrswende jetzt“ tätig werden.
4 Jun 2021
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## AUTOREN
Michael Trammer
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Volkswagen
Mobilität
GNS
Volkswagen
Verkehrswende
Klima
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