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# taz.de -- CDU gewinnt die Wahl in Sachsen-Anhalt: Rückenwind aus der Börde
> Den CDU-Wahlerfolg kann Ministerpräsident Haseloff als seinen Sieg
> verbuchen. Doch auch Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet hilft er.
Bild: Hoch erfreut: CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak spricht über das Wahlerg…
Berlin taz | Paul Ziemiak wirkt gelöst, als er am frühen Sonntagabend in
der Berliner CDU-Parteizentrale vor die Fernsehkameras tritt. Und der
CDU-Generalsekretär hat auch allen Grund dazu. Für die CDU ist die
Landtagswahl in Sachsen-Anhalt nach ersten Prognosen überraschend [1][gut
gelaufen]. Die Christdemokrat:innen sind mit Reiner Haseloff an der
Spitze stärkste Kraft und haben im Vergleich zu 2016 sogar dazugewonnen.
Die AfD liegt deutlich dahinter. Und es könnte sogar sein, dass es nicht
nur für die Fortsetzung der Kenia-Koalition mit SPD und Grünen reicht,
sondern auch eine Dreierkonstellation mit SPD und FDP möglich wird. Mit
einer gestärkten CDU. Mehr war nicht zu erwarten.
„Heute ist ein guter Tag“, sagt denn auch Paul Ziemiak und lächelt dabei.
Der CDU-Generalsekretär spricht von einem „sensationell guten Ergebnis“ und
dass die CDU „unglaublich viel aufgeholt“ habe. Es sei der größte Zuwachs
bei CDU-Wahlergebnissen seit der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen.
Seitdem ist Parteichef [2][Armin Laschet] dort Ministerpräsident. Die
Christdemokrat:innen in Sachsen-Anhalt, so Ziemiak weiter, hätten klar
auf die Mitte gesetzt und geschlossen agiert, das sei das Erfolgsrezept.
Es sei ein persönlicher Sieg von Reiner Haseloff, dem ganzen Team in
Sachsen-Anhalt und auch der gesamten CDU. „Reiner Haseloff und Armin
Laschet haben gemeinsam Wahlkampf gemacht, diese Geschlossenheit hat sich
ausgezahlt.“ Genauso werde die CDU dies im Bundestagswahlkampf handhaben.
Natürlich hat die Landtagswahl im kleinen und bevölkerungsarmen
[3][Sachsen-Anhalt] nur eine begrenzte Aussagekraft für die Lage
bundesweit. Aber es ist die letzte Landtagswahl vor der Bundestagswahl im
September – und die erste, seitdem die Union CDU-Chef Armin Laschet zu
ihrem Kanzlerkandidaten ausgerufen hat. Insofern gilt sie auch als
Stimmungstest für die Bundes-CDU und ihren Vorsitzenden, die weiterhin mit
schlechten Umfragewerten zu kämpfen haben.
In der CDU hatte man in den vergangenen Wochen eher versucht, die Bedeutung
der Landtagswahl herunterzuspielen. Der Grund dafür: In den Umfragen sah es
zwischendurch so aus, als würden sich die Christdemokrat:innen mit der
AfD ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Platz als stärkste Kraft im Land liefern
– und als könnte es eben auch passieren, dass die CDU dieses Rennen
verliert. Sachsen-Anhalt sei ein nur kleines Land mit gerade mal 1,8
Millionen Wahlberechtigten, kein Vergleich also etwa mit NRW, so lautete
die Erzählung.
## Es schien nicht viel zu gewinnen zu geben
Viel zu gewinnen schien es für Laschet in Sachsen-Anhalt ohnehin nicht zu
geben. Ein Sieg würde vor allem als Erfolg von Ministerpräsident Haseloff
verbucht werden. Dieser hatte sich immer wieder von der Bundespolitik
abgesetzt und wollte mit Laschet nicht viel zu schaffen haben. Erst zog er
Friedrich Merz als Parteichef vor, dann CSU-Chef Markus Söder als
Kanzlerkandidaten. Die CDU in Sachsen-Anhalt hatte Wahlkampfauftritte mit
Laschet lange offen gelassen. Erst nachdem Merz und Söder gemeinsam mit
Haseloff im Land unterwegs waren, trat dieser auch mit seinem
Bundesvorsitzenden auf. Bei einer Niederlage hätte es geheißen: Der
Rückenwind aus der Bundespolitik und der CDU-Spitze hat gefehlt.
Für Laschet hätte das bedeutet, dass die alte Diskussion wieder aufbricht:
Ist der Rheinländer der richtige Kanzlerkandidat? Kann die CDU mit ihm an
der Spitze überhaupt Wahlen gewinnen? Zuletzt hatten die
Christdemokrat:innen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
historische Niederlagen einstecken müssen, Laschet war da frisch als
Parteichef im Amt.
Zudem wäre bei einer Niederlage in Sachsen-Anhalt zu befürchten gewesen,
dass in der dortigen CDU die Diskussion über eine Zusammenarbeit mit der
AfD wieder begonnen hätte. Eine Debatte über eine bröckelnde Abgrenzung
nach rechts aber hätte Laschet geschadet. Zumal er hier durch den
ehemaligen Präsidenten des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, der in
Thüringen für den Bundestag kandidiert, ohnehin angreifbar ist.
Jetzt aber geht ein Aufbruchsignal von Sachsen-Anhalt aus – und das
Zeichen, dass die CDU noch gewinnen kann. Oder, wie Generalsekretär Ziemiak
am Abend im Konrad-Adenauer-Haus sagt: „Das ist Rückenwind für die
Bundestagswahl.“ Das Ergebnis in Sachsen-Anhalt mache klar, dass die
Menschen in unsicheren Zeiten auf Persönlichkeiten setzen, die versöhnen
statt zu spalten. Und dass sie einen klaren Kurs der politischen Mitte
wollen. Dafür stehe Haseloff, aber eben auch Armin Laschet.
Der CDU-Chef selbst äußerte sich am Sonntag nicht. Er war am Samstag von
der NRW-CDU mit 99,1 Prozent auf Platz eins ihrer Landesliste für die
Bundestagswahl gewählt worden. Um ein Direktmandat in seiner Heimatstadt
Aachen bewirbt Laschet sich nicht. Das ist zwar ungewöhnlich, ganz
unwahrscheinlich ist aber trotzdem, dass er den Einzug in den Bundestag
verpassen wird. Bei der letzten Wahl zog zwar die überwiegende Mehrheit der
NRW-Christdemokrat:innen über ein Direktmandat in den Bundestag ein, vier
Mandate aber wurden über die Landesliste vergeben.
Laschet beschwor seine Partei am Samstag, ihn geschlossen im Kampf um das
Kanzleramt zu unterstützen. „Ich will der nächste Bundeskanzler der
Bundesrepublik Deutschland werden“, sagte er in Düsseldorf. Am Montag wird
Laschet nach der Sitzung der Parteigremien gemeinsam mit Haseloff in Berlin
eine Pressekonferenz geben. Viel spricht dafür, dass sich die beiden Herren
auf diesen Auftritt freuen.
6 Jun 2021
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## AUTOREN
Sabine am Orde
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