Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Beziehung zwischen Russland und USA: Gipfel in frostigen Zeiten
> Erstmals wollen sich Joe Biden und Wladimir Putin in Genf treffen. Für
> Moskau ist der Gipfel eine Möglichkeit, sich als Weltmacht in Szene zu
> setzen.
Bild: Wollen sich persönlich die Hand reichen: Die Präsidenten Putin und Biden
Moskau taz | Um das [1][Verhältnis zwischen den USA und Russland] steht es
nicht gerade gut. US-Präsident Joe Biden und sein russischer Amtskollege
Wladimir Putin wollen nun am 16. Juni in Genf einen Versuch unternehmen, in
die eingefrorenen Beziehungen wieder Bewegung zu bringen.
Bei dem Treffen in der Schweiz soll es um die strategische Stabilität in
der Welt und um Rüstungskontrolle gehen. Darüber hinaus sollen auch
Lösungen regionaler Konflikte angegangen und der weltweite Kampf gegen
[2][die Coronapandemie] besprochen werden, verlautete es aus dem Kreml.
Dennoch stünde die Tagesordnung noch nicht endgültig fest.
Biden hatte bereits Mitte April ein Treffen mit Putin vorgeschlagen. Der
Kremlchef ließ sich unterdessen Zeit, nachdem der US-Präsident im März in
einem Interview die Frage bejahte, ob er den Kremlchef für einen „Killer“
halte. Moskau zog daraufhin seinen Botschafter aus Washington ab. Dennoch
bemühte sich Biden, „den Kreislauf der Eskalation und des Konflikts mit
Russland“ einzudämmen.
Putin spielte auf Zeit, denn schon vor der Bekanntgabe des Termins für das
Treffen in Genf liefen die Vorbereitungen. Für den Kremlchef stellt der
Gipfel eine Chance dar, sich als gleichwertiger Partner der USA auf der
Weltbühne zu zeigen – gerade wenn es um das Thema Rüstungskontrolle geht.
Deshalb ließ sich Moskau bitten und wartete auf die US-Einladung. Dabei
waren der russische Chef des Sicherheitsrates Nikolai Patruschew und der
US-Sicherheitsberater, Jake Sullivan, bereits zuvor zur Vorbereitung des
Gipfels in Genf zusammengekommen.
## Einsamer Kreml unter Putin
Zuletzt war es um Moskau ruhiger geworden. Zu den Feierlichkeiten
anlässlich des [3][76. Jahrestags des Sieges über Nazideutschland am 9.
Mai] war auf der Tribüne auf dem Roten Platz nur noch der Präsident
Tadschikistans, Emomali Rachmonow, als Staatsgast zugegen. Nach 21 Jahren
Herrschaft unter Wladimir Putin ist es um den Kreml einsamer geworden. Auf
Verbündete kann Russland zurzeit kaum verweisen. Wie im 19. Jahrhundert
stellen „Armee und Flotte“ die wichtigsten Verbündeten dar.
Dennoch vermittelt die scheinbare internationale Isolation Russlands kein
vollständiges Bild. So hat die Nähe zu China zugenommen. Schwäche und
Verfall lassen sich daraus zurzeit nicht ableiten. Nach den schwierigen
1990er Jahren ist Moskau wieder gestärkt auf die Weltbühne zurückgekehrt:
als Militärmacht und auch als Störfaktor in der [4][Cyber-Kriegsführung].
Ebenso gelang es Russland, ideologisch und ökonomisch aufzurüsten.
Militärisch zählt das Land zu den drei schlagkräftigsten der Welt. Auch
beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf übertrifft Moskau nach wie vor China.
Zudem gründete Russland verschiedene parastaatliche Organisationen, die die
Interessen des Kremls auch international erfolgreich vertreten, angefangen
bei medienwirksamer Propaganda bis hin zu privaten Militärs wie [5][der
Gruppe Wagner].
Putin ist längst Vertreter eines antiwestlichen Weltbildes geworden:
nationalistisch, anti-liberal und religiös-orthodox. Außerdem neigt seine
Regierung zu unvorhergesehenen Aktionen wie der Besetzung der Krim oder dem
[6][Anschlag des russischen Geheimdienstes auf den Agenten Sergei Skripal
in Großbritannien].
Russland unter Putin führt mit den USA bereits Krieg und versucht die
US-Ordnung aufzubrechen. Doch das muss einer Kooperation auf bestimmten
Gebieten, wo gemeinsame Interessen vorliegen, nicht unbedingt im Wege
stehen. Ob es Biden jedoch gelingt, Russland ruhig zu stellen, um sich
[7][in der US-Außenpolitik auf China konzentrieren zu können], ist
fraglich. Das russische Störpotential ist in jedem Fall gewachsen.
26 May 2021
## LINKS
[1] /Konflikt-zwischen-USA-und-Russland/!5766768
[2] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
[3] /Sieg-ueber-die-Nazis-im-Mai-1945/!5763602
[4] /Cyberangriff-auf-USA/!5739941
[5] /Krieg-in-Libyen/!5668759
[6] /Giftanschlag-auf-Agenten-Sergei-Skripal/!5709416
[7] /US-Umgang-mit-China/!5759444
## AUTOREN
Klaus-Helge Donath
## TAGS
US-Außenpolitik
Joe Biden
Russland
Wladimir Putin
USA
Russland
Ukraine
China
USA
## ARTIKEL ZUM THEMA
Bidens Reise nach Europa: Am kürzeren Hebel
Die Europäer sind Juniorpartner im transatlantischen Bündnis. Bidens
Amtszeit ist eine Chance für Europa, die strategische Autonomie zu stärken.
Russland verbietet deutsche NGOs: „Unerwünscht“
Russland hat neue Sicherheitsrisiken gefunden: drei NGOs.
Zivilgesellschaftliche Partner vor Ort machen sich jetzt also strafbar.
Politologin über Putins Ukrainepolitik: „Putins Politik? Nötigung!“
Da die Ukraine vom Westen übersehen wird, hat der russische Präsident mehr
Platz für Manöver, sagt die Politologin Lilija Schewzowa.
Spannungen zwischen den USA und China: Eisige Stimmung in Alaska
Das erste Treffen von Regierungsvertretern Pekings und Washingtons gerät
zum Desaster. Und gibt einen Vorgeschmack auf die nächsten Jahre.
US-Umgang mit China: Washington verschärft Ton
Mit einer Mischung aus Diplomatie und Demonstration militärischer Macht
will die Regierung von US-Präsident Joe Biden gegenüber China Stärke
zeigen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.