| # taz.de -- Streit um BBC-Interview mit Diana: Prinzessin im goldenen Käfig | |
| > Die Kritik am BBC-Interview mit Prinzessin Diana passt britischen | |
| > Konservativen. Der Journalist hat damals aber mehr richtig als falsch | |
| > gemacht. | |
| Bild: Gab 1995 der BBC ein ausführliches Interview: Prinzessin Diana | |
| Ach wäre das schön! HRH [1][Diana, Princess of Wales] (59) sitzt gemütlich | |
| mit ihren Enkelchen beim Tee, richtet die nächste Babyparty für Meghan | |
| aus, und alle Royals wären glücklich. Wenn es nicht das Interview von | |
| Martin Bashir im November 1995 gegeben hätte. Da sie dem BBC-Journalisten | |
| aber vor gut 25 Jahren ihren Frust über die Königsfamilie und ihre Ehe | |
| („There were three of us in this marriage“) offenbarte, war Diana nicht | |
| mehr zu retten. Und die BBC ist schuld. So ähnlich erzählt jedenfalls | |
| Dianas Bruder Charles Spencer die Geschichte. | |
| Eine eben abgeschlossene unabhängige Untersuchung des Falles kritisiert die | |
| BBC allerdings nur deshalb, weil sich Bashir den Zugang zu Diana durch | |
| gefälschte Bankdokumente verschaffte, als vermeintliche Belege dafür, dass | |
| sie von Angestellten ausspioniert würde. Mehr nicht. Doch die allgemeine | |
| Aufregung passt den Konservativen, die seit Jahren dem | |
| öffentlich-rechtlichen Rundfunk an den Kragen wollen, perfekt in den Kram. | |
| Entsprechend empört äußern sich jetzt der Premierminister, die | |
| Innenministerin und der Medienminister. | |
| Die BBC hat Mist gebaut. Punkt. Bashir hatte Dianas Bruder Earl Spencer mit | |
| den gefakten Kontoauszügen dazu gebracht, ihm Kontakt zu gewähren. Dass die | |
| BBC danach bei einer internen Untersuchung dieses Details unter den Teppich | |
| von Broadcasting House gekehrt hat, rächt sich jetzt. | |
| ## Lack ab | |
| Für die BBC spricht, dass Diana 1996 schriftlich erklärte, sie hätte das | |
| Interview in jedem Fall gegeben. Was Diana damals zu sagen hatte, wollten | |
| allein in Großbritannien über 23 Millionen Menschen sehen. Danach war bei | |
| den Royals der Lack ab. Denn Diana redete offen über [2][ihr Leid im | |
| goldenen Käfig]. Der Palast war entsetzt und strafte Diana ab. Sie habe so | |
| „die Unterstützung und Struktur von Buckingham Palace verloren, die sie | |
| über so viele Jahre geschützt haben“, lautete der royalistische Spin. | |
| Das ist mindestens genauso verlogen wie das Vorgehen der BBC damals. Die | |
| überstürzt sich jetzt mit waghalsigen Entschuldigungen. Es ist traurig | |
| anzusehen, wie sich der Sender zu behaupten versucht, um nicht enthauptet | |
| zu werden. BBC-Chef Tim Davie steht eh den Konservativen nah. Martin | |
| Bashir, zuletzt für Religion zuständig, hat den Sender krankheitsbedingt | |
| verlassen. | |
| „Wichtig ist doch, dass Diana auspacken wollte und nicht wer der | |
| Interviewer war“, sagt die Mitbewohnerin. Und damit sich alle mal | |
| weiterbilden und von den anderen lernen, hat sie gleich noch einnen | |
| Vorschlag. Alle machen ein Austauschpraktikum. Die BBC übernimmt die | |
| königliche Pressestelle. Der Royal Household macht dafür in Broadcasting. | |
| Und Onkel Earl Spencer liest den Enkeln aus seinem selbst verfassten | |
| Märchenbuch „Diana, Princess of Wales“ vor. | |
| 26 May 2021 | |
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| Steffen Grimberg | |
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