# taz.de -- Carolin Emcke auf dem Grünen-Parteitag: Eklat entdeckt | |
> Äußerungen der Publizistin Carolin Emcke auf dem Grünen-Parteitag | |
> veranlasst die CDU zu Antisemitismus-Vorwürfen. Was ist dran? | |
Bild: Publizistin Carolin Emcke nahm eine Videobotschaft für den Grünen-Parte… | |
BERLIN taz | Ein ungeheuerlicher Vorwurf liegt seit dem Parteitag im Raum: | |
Begeben sich die Grünen in die Nähe von Antisemiten? Das impliziert der | |
Vorwurf von CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, der [1][am Samstag auf | |
Twitter] von einer „unglaublichen + geschichtsvergessenen Entgleisung auf | |
dem Parteitag der Grünen“ schrieb. Beim Thema Antisemitismus dürfe es | |
keinen Raum für Interpretationen geben. Er erwarte von Annalena Baerbock | |
dazu „heute absolute Klarheit“. Wenig später war von der „Entgleisung“… | |
in der Zeitung Welt zu lesen, andere Medien folgten. | |
Was ist passiert? Die Grünen hatten auf ihrem Parteitag eine Videobotschaft | |
der preisgekrönten Publizistin Carolin Emcke eingespielt. Die dort von ihr | |
geäußerten inkriminierten Sätze lauten: „Die radikale | |
Wissenschaftsfeindlichkeit, die zynische Ausbeutung sozialer Unsicherheit, | |
die populistische Mobilisierung und die Bereitschaft zu Ressentiment und | |
Gewalt werden bleiben. Es wird sicher wieder von Elite gesprochen werden. | |
Und vermutlich werden es dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die | |
Feministinnen oder die Virologinnen sein, vor denen gewarnt wird, sondern | |
die Klimaforscherinnen.“ | |
Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, [2][schrieb zu den | |
Vorwürfen auf Twitter]: „Dass Paul Ziemiak Carolin Emcke und den | |
Antisemitismus-Vorwurf für ein billiges Wahlkampfmanöver | |
instrumentalisiert, ist daneben. Dafür ist der Kampf gegen Antisemitismus | |
zu wichtig und zu ernst.“ | |
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil nannte es „schäbig“, der Trägerin des | |
Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Antisemitismus zu unterstellen. | |
Emcke ist bekannt dafür, in ihren Schriften gegen Ausgrenzung und | |
Diskriminierung zu schreiben – etwa in ihrem Buch „Gegen den Hass“. | |
Tatsächlich beschreibt Emcke in ihren nun geäußerten Sätzen den Mechanismus | |
von Ausgrenzung und Stigmatisierung bestimmter Personengruppen. Zu den | |
Betroffenen zählt sie auch die Juden – eine angesichts der deutschen | |
Geschichte zweifellos richtige Einschätzung. Kritiker stoßen sich nun | |
daran, dass Emcke Juden damit für ihre Zwecke instrumentalisiert und mit | |
Klimaforschern gleichgesetzt habe. | |
Während Virologen und Klimaforscher sich ihren Beruf aussuchen können, | |
besitzen Jüdinnen und Juden tatsächlich nicht die Möglichkeit, ihre | |
Herkunft zu wechseln. | |
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir, der Emckes Stellungnahme ansonsten | |
verteidigte, sagte dazu: „Vergleiche mit dem Hass, dem Menschen jüdischen | |
Glaubens ausgesetzt sind, sind nicht angemessen.“ | |
13 Jun 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/PaulZiemiak/status/1403692666647416832 | |
[2] https://twitter.com/MiKellner/status/1403745863407652867 | |
## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
## TAGS | |
Parteitag | |
Bündnis 90/Die Grünen | |
Carolin Emcke | |
Paul Ziemiak | |
Antisemitismus | |
Antisemitismus-Vorwurf | |
Antisemitismus | |
Annalena Baerbock | |
Annalena Baerbock | |
Annalena Baerbock | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Antisemitismusvorwurf gegen Emcke: „Haltlos und unangebracht“ | |
Jüdische Intellektuelle verteidigen die Publizistin Carolin Emcke gegen | |
Antisemitismusvorwürfe. Sie greifen vor allem die Springer-Presse scharf | |
an. | |
Vorstoß zur Innenministerkonferenz: Antisemitische Taten besser fassen | |
Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen wollen Straftaten aus Judenhass | |
präziser registrieren lassen. Antisemitismus müsse effektiver bekämpft | |
werden. | |
Fazit des Grünen-Parteitags: Brav und regierungswillig | |
Annalena Baerbock gelingt es nicht ganz, in die Offensive zu kommen. Die | |
Grünen-Basis segnet auf dem Parteitag den Kurs des Vorstands ab. | |
Parteitag der Grünen: Pragmatisch und einig | |
Auf ihrem Parteitag zeigen sich die Grünen diszipliniert und pragmatisch: | |
Baerbock erhält volle Unterstützung, beim CO2-Preis wagt man nur wenig. | |
Annalena Baerbock ist Kanzlerkandidatin: „Rückenwind nach dem Gegenwind“ | |
Mit 98,5 Prozent wählte der Grünen-Parteitag seine erste Kanzlerkandidatin. | |
Baerbock hält eine souveräne Rede, gibt sich aber auch nahbar. |