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# taz.de -- Wien nicht mehr lebenswerteste Stadt: Oida, wos is mid eich!?
> Wien ist laut einem Ranking nicht mehr die lebenswerteste Stadt der Welt,
> fällt sogar aus den Top Ten. Wie konnte das passieren?
Bild: Im EIU-Ranking werden Proteste eher negativ gewertet
Mit dieser Stadt ist es wie mit einem neuen Partner, von dem der
Freundeskreis zunächst nicht so begeistert ist: Was willst du mit dem? Der
ist total langweilig! So muss sich, wer von woanders nach Wien zieht, die
Frage gefallen lassen: Wien? Was willst du da? Zum Glück gibt es
Lebenswerte-Städte-Rankings.
Denn beim aktuellsten Ranking des [1][Beratungsunternehmens Mercer wurde
Wien 2019] zum zehnten Mal in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt
gekürt. Das überrascht kaum: Viel Kultur und viele Grünflächen,
zuverlässiger öffentlicher Personennahverkehr, das [2][Wohnen ist nicht dem
Markt überlassen,] das [3][Leitungswasser kommt] aus Gebirgsquellen der
steirisch-niederösterreichischen Alpen, und jetzt stellt die Stadt auch
noch [4][Nebelduschen in Parks] auf, damit man sich an heißen Sommertagen
erfrischen kann.
Diese Woche aber ist Ungeahntes geschehen: Bei einem zweiten Ranking, dem
des [5][Unternehmens The Economist Intelligence Unit (The EIU)] ist Wien
nach drei Jahren an der Spitze auf Platz 12 gerutscht. Wie konnte das
passieren? Heast, Oida, wos is mid eich!?
Neuer Spitzenreiter ist Auckland. Für das Ranking vergeben Analysten und
Mitarbeiter vor Ort Punkte in den Bereichen Stabilität,
Gesundheitsversorgung, Bildung, Kultur. Auch externe Daten werden
her’ngezogen. Die Autoren schreiben, dass die Pandemie die diesjährige
Bewertung beeinflusst habe. Dabei hätten neuseeländische und
australische Städte (vier davon in den Top Ten) davon profitiert, dass
sie sich in der Pandemie relativ gut isolieren konnten.
## Demokratie als Bedrohung
Was die Frage aufwirft, zu welchen Zwecken das Ranking erfolgt. Die EIU,
die auch Risikoanalysen erstellt, schreibt, dass es Städten dabei helfe,
Investoren anzusprechen. Am Ende interessiert die Lebenswertigkeit einer
Stadt also vor allem als ökonomischer Standortfaktor im globalen
Wettbewerb. So werden im EIU-Ranking Proteste gegen Rassismus und für
bessere Lebensstandards unter dem negativen Gesichtspunkt der Stabilität
(„Threat of civil unrest/conflict“) und nicht unter dem der
Demokratisierung bewertet.
Und das erklärt möglicherweise auch, warum Wien traditionell so gut
abschneidet, obwohl die Stadt voll von rechtsextremen Burschenschaften ist,
obwohl sich hier Völkische aus Österreich und anderen Ländern beim
sogenannten Akademikerball jährlich zu Walzer und Vernetzung treffen. Auch
das sollte relevant für die Lebensqualität einer Stadt sein. A bisserl
sollte man also schon auf die Freunde hören.
12 Jun 2021
## LINKS
[1] https://www.wien.info/de/lifestyle-szene/lebenswerteste-stadt-350746
[2] /Debatte-Enteignungen-von-Immobilien/!5587944
[3] https://www.wien.info/de/sightseeing/gruenes-wien/wiener-wasser-365800
[4] https://wien.orf.at/stories/3107550/
[5] https://www.eiu.com/n/campaigns/global-liveability-index-2021/
## AUTOREN
Volkan Ağar
## TAGS
Wien
Städte
Lebensqualität
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