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# taz.de -- Beziehungen zwischen Russland und USA: Vorsichtiges Abtasten
> Erstmals treffen sich Außenminister Sergej Lawrow und sein US-Amtskollege
> Antony Blinken. Das Bemühen um Annäherung dominiert die Gespräche.
Bild: Antony Blinken tastet den russischen Außenminister Lawrow nicht nur poli…
Reykjavik taz | Grundsätzliche Kooperationsbereitschaft trotz massiver
Spannungen: [1][US-Außenminister Antony Blinken] und sein russischer
Amtskollege Sergej Lawrow haben sich bei einem Treffen in Reykjavik um eine
Annäherung zwischen ihren beiden Staaten bemüht. Lawrow nannte das Treffen
anschließend „konstruktiv“. Auch von US-Seite hieß es, das fast
zweistündige Gespräch sei „konstruktiv“ und „produktiv“ verlaufen.
Zwischen beiden Seiten herrsche „Einvernehmen über die Notwendigkeit, die
ungesunde Situation“ im bilateralen Verhältnis zu überwinden, sagte Lawrow.
Allerdings gebe es in den Beziehungen noch „viele Blockaden“. Schon zuvor
hatte Lawrow beteuert, seine Regierung sei zu Gesprächen über alle Themen
mit Washington bereit, solange dieser Dialog „ehrlich“ geführt werde und
auf „gegenseitigem Vertrauen“ aufbaue.
Blinken betonte seinerseits, seine Regierung wünsche eine „berechenbare“
und „stabile“ Beziehung zu Moskau. Er warnte aber auch, sollte sich
Russland „aggressiv“ gegenüber den USA und ihren Verbündeten verhalten,
„dann werden wir antworten“. Die bilateralen Beratungen von Blinken und
Lawrow fanden am Rande eines Außenministertreffens des Arktischen Rates in
der isländischen Hauptstadt statt. Es war das bislang höchstrangige direkte
Zusammentreffen beider Regierungen seit dem Amtsantritt von US-Präsident
Joe Biden im Januar.
Während der Unterredung brachte Blinken die „tiefe Sorge“ der USA über die
Konzentration russischer Truppen an der ukrainischen Grenze zum Ausdruck,
wie ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte. Auch habe [2][Blinken sich
besorgt über den Gesundheitszustand des in einem Straflager inhaftierten
Kreml-Kritikers Alexej Nawalny] sowie über Repressionen gegen
oppositionelle Organisationen in Russland gezeigt.
## Angespanntes Verhältnis
Das Verhältnis zwischen Washington und Moskau ist derart angespannt wie
seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Die Verschlechterung der Beziehungen
hatte bereits während der Amtszeit des früheren US-Präsidenten Donald Trump
eingesetzt, obwohl diesem von vielen Kritikern zu viel Nachsicht gegenüber
dem russischen Staatschef Wladimir Putin vorgeworfen worden war. Seit dem
Amtsantritt Bidens verschärften sich die Spannungen weiter.
Dennoch fassen beide Seiten ein Gipfeltreffen zwischen Biden und Putin ins
Auge, das im Juni in einem europäischen Land stattfinden könnte. Eine
Ankündigung dazu machten Blinken und Lawrow jedoch nicht. Es habe in den
entsprechenden Sondierungen noch keinen „Durchbruch“ gegeben, sagte ein
hochrangiger US-Regierungsmitarbeiter.
Als Geste der Annäherung dürfte in Moskau auch gewertet werden, dass die
US-Regierung am Mittwoch offiziell ihren Verzicht auf Sanktionen gegen die
Betreibergesellschaft der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 erklärte, die
russisches Gas nach Deutschland befördern soll. Die Gesellschaft mit Sitz
in der Schweiz ist eine Tochter des russischen Energieriesen Gazprom.
Der Biden-Regierung geht es allerdings vorrangig darum, mit dem Verzicht
auf Sanktionen zu einer Verbesserung der Beziehungen zu Deutschland
beizutragen, die unter dem früheren US-Präsidenten Donald Trump schwer
gelitten hatten. Indessen sind gegen mehrere am Bau der Pipeline beteiligte
russische Schiffe und Unternehmen sowie eine russische Behörde laut Blinken
weiterhin Sanktionen geplant.
## Harter Ton
Biden hatte nach seinem Amtsantritt einen harten Ton gegenüber Putin
angeschlagen – so bejahte er in einem Interview die Frage, ob er den
russischen Präsidenten für einen „Mörder“ halte. In den Beziehungen
zwischen Washington und Moskau gibt es viele strittige Themen. Neben dem
Ukraine-Konflikt und dem harten Vorgehen der russischen Behörden gegen
Oppositionelle gehören dazu die mutmaßlichen russischen Einmischungen in
US-Wahlkämpfe.
Im April hatte die US-Regierung zehn russische Diplomaten ausgewiesen. Auch
verhängte Washington wegen der mutmaßlichen russischen Wahleinmischungen
sowie eines Hackerangriffs, der ebenfalls Russland angelastet wurde,
[3][neue Sanktionen gegen Moskau]. Als Reaktion verwies Russland
seinerseits zehn US-Diplomaten des Landes und belegte mehrere
US-Regierungsvertreter mit Einreisesperren.
20 May 2021
## LINKS
[1] /Bidens-Team-fuer-die-US-Aussenpolitik/!5730394
[2] /Sorge-vor-Tod-von-Alexei-Nawalny/!5766981
[3] /Konflikt-zwischen-USA-und-Russland/!5766768
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
USA
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US-Wahl 2024
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